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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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von Gelb strömten und beständig den übrigen Körper versorgten. Seine Gelenke waren aus biegsamem grünem Luxin. Einzig sein Gesicht war noch menschlich, aber auch nur knapp. Seine Haut war von knotigen Brandnarben überzogen, und seine Augen – deren Halos so zerbrochen waren, dass sie praktisch nicht mehr existierten – waren ein Wirbel sämtlicher Farben, nicht nur seine Iris, sondern auch das Weiße des Auges. Im Moment kreiselte es blau in seinen Lederhäuten und dann gelb, als er sich auf den großen Stuhl im Audienzsaal des Travertin-Palastes setzte, um zu entscheiden, wie er die Stadt aufteilen sollte, die er gerade erobert und die er fast leer vorgefunden hatte.
    »Ich will, dass die zwölf Lords der Lüfte die Neuverteilung der Stadt überwachen. Lord Shayam führt den Vorsitz. Zuerst die Plünderungen. Jene, die aus Garriston geflohen sind, haben fast nichts mitgenommen – es ist alles noch hier. Einiges davon wird die Armee mitnehmen, aber das Übrige sollte man nicht verkommen lassen. Verkauft, was verkauft werden kann, und verteilt den Rest so gerecht wie irgend möglich unter den verbliebenen Bewohnern von Garriston. Die zwölf Lords sollen entscheiden, wer unter den neuen Siedlern welche Güter pachten darf. Für die reicheren Gebiete und Häuser ist im Voraus eine Gebühr zu entrichten; für die ärmeren dagegen braucht in den ersten sechs Monaten noch nichts gezahlt zu werden … Lady Selene«, sagte er und drehte sich zu einer blau-grünen Bichromatin um, die ihren Halo noch nicht durchbrochen hatte. Sie war eine dunkelhäutige Tyreanerin, mit gewelltem, dunklem Haar und von einem einnehmenden, aber seltsamen Äußeren: Augen, die zu weit auseinanderlagen, ein sehr kleiner Mund. Sie knickste. »Ihr seid, bis wir die Stadt verlassen, für alle Grünen verantwortlich. Sechs Wochen lang. In dieser Zeit erwarte ich von Euch, dass Ihr die wichtigsten Bewässerungskanäle ausheben lasst und die Schleusen des Flusses repariert. Ich will, dass diese Stadt im nächsten Frühling neu aufblüht. Der erste Herbstregen kann jetzt jeden Tag kommen. Beratet Euch mit Lord Shayam. Wir werden neues Pflanzgut herbringen lassen müssen, vielleicht auch fruchtbaren Ackerboden. Tut, was Ihr in der knapp bemessenen Zeit an Arbeiten erledigen könnt.«
    Lady Selene machte einen tiefen Knicks und verließ sofort den Raum.
    Und so ging es den ganzen Morgen weiter. Liv saß zusammen mit fünf Beratern links vom Farbprinzen. Außer diesen Beratern durfte niemand die große Halle betreten. Der Prinz wollte, dass nur ein kleiner Kreis einen Überblick über seine Pläne erhielt. Warum auch Liv zu dieser privilegierten Schar zählte, wusste sie nicht. Sie war die Tochter von General Corvan Danavis, und der Farbprinz hatte kein Geheimnis daraus gemacht, dass er hoffte, Gavins alten Feind für sich gewinnen zu können. Aber Liv glaubte, dass noch mehr dahintersteckte. Sie hatte vor der Schlacht von Garriston die Seiten gewechselt und bei der Eroberung der Stadt sogar für die Armee des Farbprinzen gekämpft – aber sie hatte es als Gegenleistung dafür getan, dass der Farbprinz ihre Freunde gerettet hatte. Sie verdiente dieses Vertrauen nicht.
    Dennoch fand sie das Ganze faszinierend. Häufig rief der Prinz irgendeinen Höfling herbei, um ihm in der einen oder anderen Sache weitere Informationen zu geben. Er kümmerte sich nicht im Geringsten um die alten Gesetze und nur wenig um die traditionelle Handhabung wichtiger Angelegenheiten, aber er zeigte ein lebhaftes Interesse an Handel und Wandel, an Steuerwesen, Gewerbe und Landwirtschaft: alles Dinge, die notwendig waren, um seine Leute und seine Armee zu versorgen.
    Er rief seine militärischen Befehlshaber zusammen und beförderte einen seiner talentiertesten jungen Kommandanten zum General. Dann erteilte er ihm die Aufgabe, Tyreas Straßen und Flüsse zu sichern. Er wollte, dass der Handel ungehindert den gesamten Umber hinauf und hinab florieren konnte und die Banditen gnadenlos ausradiert wurden.
    In mancher Hinsicht, das wusste Liv, wurden dadurch lediglich die vielen Banditen durch den einen ersetzt. Die Leute des Prinzen würden zweifellos Steuern eintreiben, gerade so wie zuvor die Banditen Passierzölle gefordert hatten. Aber wenn sie es gerecht taten und die Bauern und Händler nicht um ihrer Waren willen ermordeten, würde das Land trotzdem besser dastehen – egal, wie man die Sache nun nannte.
    Er stellte zusätzliche Grüne und Gelbe ab, die unter

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