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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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sich zu den Generälen begab. Er informierte sie über alles, was er herausgefunden hatte, ohne auf ihre Fragen zu antworten, wie es ihm denn gelungen sei, die genauen und aktuellen Positionen der feindlichen Schiffe herauszufinden, die doch einen halben Ozean entfernt waren.
    Schlimmer noch: Er wusste, dass diese Narren seinen Worten keinen Glauben schenkten.
    Gavin versicherte sich, dass ein Sekretär alles aufschrieb. »Macht einfach zwei verschiedene Aufstellungen von Plänen und bewahrt sie auf«, sagte Gavin. »In der einen haltet Ihr das fest, was Ihr mit Euren beschränkten Mitteln und Kenntnissen ohnehin schon geplant habt. In der anderen plant Ihr so, als entspreche alles, was ich Euch gesagt habe, der Wahrheit. Ihr werdet früh genug merken, an welchen Plan Ihr Euch halten müsst.«
    Er verließ sie und begab sich zu der Kajüte, aus der sofort, als die Männer auf dem Schiff Gavins Eintreffen bemerkt hatten, irgendein Edelmann ausquartiert worden war. Morgen würde er sich wieder auf den Weg machen und so viele Schiffe wie möglich versenken. Krieg war eine abscheuliche Sache. Er brachte nicht gerne Kaufleute um, und die Sklaven zu töten, die gezwungen waren, deren Schiffe zu rudern, gefiel ihm noch viel weniger. Aber dem Feind musste genommen werden, was ihn stärkte.
    Orholam, wenn es dich gäbe, wenn du wie ein Mensch auf dieser Erde wandeln würdest, was würdest du tun?
    Es klopfte an der Tür. Manchmal war Orholam schnell.
    Es war Kip. »Kip?«, fragte Gavin überrascht.
    »Ja, Herr.«
    »Ich wollte damit nicht sagen, dass ich vergessen hätte, wer du bist«, erklärte Gavin.
    »Ja, Herr, ich meine, nein, Herr. Natürlich nicht.«
    Gavin lächelte, auch wenn er erschöpft war, und winkte dem Jungen hereinzukommen.
    »Entschuldigt, dass ich Euch störe, Herr«, sagte Kip. »Die Zwerge – ich meine die Rekruten der Schwarzen Garde …«
    »Ich weiß, wie die Rekruten genannt werden, Kip«, sagte Gavin. Er lächelte. Es dauerte eine lange Zeit, um sich unter den Schwarzgardisten Respekt zu verdienen. Frischlinge, Zwerge, Weicheier – sie hatten eine Menge abfällige Bezeichnungen, die sich die Rekruten bis zu ihrer letzten Prüfung gefallen lassen mussten. Und selbst danach war das erste Jahr als voll ausgebildeter Schwarzgardist für gewöhnlich die Hölle.
    »Ja, Herr, natürlich.« Kip errötete. »Der Hauptmann hat gesagt, dass Krieg bevorstehe und dass dem Krieg so nahe zu sein, dass man seinen Atem spüren könne, die beste Methode sei, sich darauf vorzubereiten, Herr. Wir sollen helfen, Nachschub und Zivilisten zu bewegen. Wir werden nicht direkt an der Front sein, aber auch nicht in Sicherheit, meinte er.«
    Er sagte das mit einem so erwachsenen Tonfall und einer solchen Selbstsicherheit, dass Gavin den Bastard seines Bruders mit neuen Augen betrachtete. Die letzten vier Monate hatten den Jungen verändert. Er war immer noch untersetzt – würde es vielleicht zeitlebens bleiben –, aber er hatte schon beträchtlich abgenommen, wie das nur junge Männer vermögen. Es war, als sähe man mehr und mehr den Mann aus Kip hervortreten. Das Fett, das seine Züge runder und weicher gemacht hatte, wich zurück. Sein ausgeprägtes Kinn und die markanten Brauen waren reinster Guile. Er hatte breite Schultern, und seine Arme waren gewaltig, auch wenn ihnen noch immer die Formen fehlten. Sein Selbstbewusstsein befand sich heute natürlich auf einem wahren Höhenflug, nachdem er gerade in die Schwarze Garde aufgenommen worden war. Es würde wieder in sich zusammensinken – Dutzende Male. Jungen, besonders athletische, können von einem Tag auf den anderen wie Männer aussehen – aber sie brauchen länger, um sich mit sich selbst zu versöhnen. Doch dies war Kip, dies war ein Vorgeschmack auf den möglichen Kip der Zukunft.
    Und Gavin mochte diesen Kip.
    Manche von uns brauchen noch viel länger, um sich mit sich selbst zu versöhnen, nicht wahr?
    Während er den Sohn seines Bruders ansah, zerschnitt Kummer Gavins Seele. Er würde nie einen eigenen Sohn haben. Nicht einmal, wenn er sein unmögliches Ziel erreichte, und das erschien mit jedem verstrichenen Tag weniger wahrscheinlich.
    Gavin bemerkte, dass er eine zu lange Pause gemacht hatte: »Das ist ein guter Plan. Sag dem Rest der Zwerge, dass wir diese Stadt ohnehin verlieren werden, sie sollten sich also keine allzu heroischen Aktionen in den Kopf setzen. Heldenmut ist eine tolle Sache, aber sinnlos verschwendeter Heldenmut bedeutet, dass

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