Die Blendende Klinge
beizusteuern, Herr.«
»Noch nicht. Aber du wirst von den Besten lernen.«
Sie stiegen die Strickleiter zu dem riesigen Gleiter hinab. Gavin wandte sich sofort an die Schwarzgardisten. »Die größte Gefahr besteht darin, dass euch die Arme abgerissen werden können. Man kann nicht unmittelbar vom Stillstand zur vollen Geschwindigkeit übergehen. Wenn ihr geschickt genug seid, könnt ihr zuerst die Röhren schmaler machen. Die Art des Luxins ist nicht wichtig. Ihr könnt einfach das wandeln, was euch am leichtesten fällt.« Er fuhr fort zu sprechen, während Kip seinen Platz einnahm.
Sie lösten die Seile, mit denen der Gleiter an der Galeone vertäut war, Gavin und Eisenfaust stellten sich an die Röhren auf der zentralen Plattform, und einen Moment später ging es los.
Gavin zeigte den Schwarzgardisten, wie sie Kurven fahren konnten und wie scharf diese Kurven sein durften. Und Kip sah, wie der gleiche vergnügte Blick auf den Gesichtern der Schwarzgardisten erschien, der sich auf seinem eigenen ausgebreitet hatte, als er zum ersten Mal Wind, Wellen und die schiere, unglaubliche Geschwindigkeit erlebt hatte.
Dann, als sie sich an die rasante Fahrt gewöhnt hatten, schilderte Kip, während sie über die Wellen dahinfegten, seinem Vater den Attentatsversuch in allen Einzelheiten. Dieser Gleiter war so verändert worden, dass er vorn eine geschlossene Front hatte, so dass der heftige Fahrtwind ihr Gespräch nicht unverständlich machte.
»Das … das ist etwas anderes als der alte Gleiter«, sagte Kip. »Habt Ihr den nicht erst vor kurzem entworfen?«
Gavin zuckte die Achseln. »Der Krieg bleibt nie derselbe, und wer nicht das macht, was möglich ist, lebt womöglich nicht lang genug, um es bedauern zu können.«
Sie sahen viele Schiffe, aber bis nach Mittag ließen sie alle in größerer Entfernung unbehelligt weiterfahren. Dann jedoch hielt Gavin inne, machte Eisenfaust ein Zeichen, ebenfalls anzuhalten, und spähte zum Horizont. Er zog ein großes gläsernes Binokel hervor, was Kip seltsam erschien. Das letzte Mal, als Gavin in die Ferne schauen musste, hatte er sich einfach Scheiben aus perfektem blauem Luxin gewandelt. Vielleicht besaß dieses Glas eine höhere Klarheit.
»Es fährt unter ihrer Flagge«, stellte Gavin fest. »Zerbrochene Ketten auf schwarzem Grund.« Er reichte das Binokel an Eisenfaust weiter.
Eisenfaust schwieg zunächst. »Das ist mehr als nur ein großes Schiff«, sagte er dann.
»Es ist ein Riesenschiff«, bestätigte Gavin.
»Ich kann nicht einmal zählen, wie viele Kanonen es hat. Sie sind auf mehrere Decks verteilt«, bemerkte Hauptmann Eisenfaust.
Gavin erwiderte: »Dreiundvierzig schwere Geschütze, hunderteinundvierzig leichte, fünfzig Schritt lang, fasst bis zu siebenhundert Mann.«
»Macht Ihr Witze?« Hauptmann Eisenfaust war verblüfft. »Ihr könnt sie unmöglich alle gezählt …«
»Es ist Pash Vecchios Flaggschiff«, erklärte Gavin. »Wenn er mit seinem Flaggschiff kommt, dann hat er sich mit dem Farbprinzen zusammengetan. Er würde dieses Schiff niemals verleihen.«
Kip verstand, dass das nichts Gutes bedeutete. »Pash Vecchio?«, wiederholte er fragend.
»Der Piratenköng«, erklärte Hauptmann Eisenfaust.
»Einer von vieren«, ergänzte Gavin. Als mache das die Sache weniger beeindruckend.
»Der mächtigste dieser vier«, sagte Hauptmann Eisenfaust trocken.
»Ich hätte schwören können, dass das Schiff bei unserem letzten Zusammenstoß gesunken ist«, sagte Gavin.
»Ihr habt zuvor schon gegen Pash Vecchio gekämpft?«, fragte Kip.
»Nein. Ich habe den vorherigen Eigentümer dieses Schiffes getötet und es in Brand gesteckt. Auch er war ein Piratenkönig«, betonte Gavin. »Die gute Nachricht: Wir werden keine Unschuldigen töten.«
»Toll«, sagte Kip und versuchte, ein wenig Enthusiasmus aufzubringen. »Habt Ihr nicht hundertvierundachtzig Kanonen erwähnt?«
»Locker bleiben! Am Heck sind es nur achtzehn«, sagte Gavin.
Wie beruhigend.
»Was, glaubt Ihr, transportieren sie?«, fragte Eisenfaust.
»Waffen oder Männer. Oder sie wollen unseren Schiffen die Einfahrt in die Bucht von Ru unmöglich machen. Auf jeden Fall ist das Schiff ein großes Hindernis, das entfernt werden muss.«
»Ihr habt immer schon die einfache, unmögliche Herausforderung bevorzugt, nicht wahr?«, meinte Eisenfaust. Er klang nicht, als glaube er, eine Chance zu haben, Gavin von seinem Vorhaben abzubringen.
Und Kip wusste, dass er auch wirklich keine
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