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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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auch wenn er es durch nichts anderes verriet. Er hob die Hand. Inzwischen schauten viele aus dem Feldlager dem Spektakel zu.
    Unvermittelt hielten die beiden Grünen inne. Der Farbprinz sagte etwas, und beide fielen auf die Knie, baten um Entschuldigung. Merkwürdig, etwas Grünes auf den Knien zu sehen.
    Etwas Grünes . Das hatte sie gedacht, nicht » einen Grünen «. War das nicht eigenartig? Ein weiteres Überbleibsel ihres Kinderglaubens: dass ein Mensch aufhörte, ein Mensch zu sein, sobald er seinen Halo zerbrochen hat. Selbst unsere Sprache ist korrumpiert worden, um den Mord an einem Wandler akzeptabel zu machen.
    Der Farbprinz zog eine Pistole und schoss Jerrosh Grün zwischen die Augen.
    Blut spritzte auf, eine Wolke feiner Tröpfchen, und sank langsamer zu Boden als die Brocken rotgrauer Hirnmasse, die das Blei aus ihrem knöchernen Heim gejagt hatte. Jerrosh Grün fiel nach hinten und stürzte den blanken Felsen der Klippe hinunter. Im Lager herrschte plötzlich Totenstille. Während seine Pistole noch rauchte, band der Prinz Dervani eine schmale, eng anliegende Kette mit einem schwarzen Edelstein um den Hals. Dann bedeutete er ihm, sich zu erheben.
    Der Wandler stand auf und ging ohne ein Wort davon.
    »Das Komische an der Sache ist«, meinte Zymun, »dass ich auch jetzt noch nicht sagen könnte, wer von beiden weniger Hirn im Kopf hat.«
    Fest im Griff des Ultravioletts – sie hatte überhaupt nicht gemerkt, dass sie es erneut gewandelt hatte, aber mittlerweile war es für sie wie ein guter Freund –, sah sie Zymun an und begriff, dass er hart und herzlos war. Aber immerhin war er nicht nur das: Er war auch ängstlich und erschrocken. Er stellte sich vor, wie sein eigenes Hirn die Felsen sprenkelte.
    Er sah sie an, und sie sah in seinen Augen, dass er auch vor ihr Angst hatte. Er wurde ihrer allmählich überdrüssig, aber nicht aus Langweile und aus Mangel an Enthusiasmus unter den Laken. Er wollte niemanden, der ihm ebenbürtig war; er wollte verehrt werden. Zymun war viel gefährlicher, als sie angenommen hatte. Sie würde ihn loswerden müssen, aber auf vorsichtige und schlaue Weise, so dass er das Ganze für seine eigene Idee halten würde.
    »Ich weiß nicht, wie du das hinbekommst«, sagte sie. Sie ließ das Ultraviolett los. Manchmal erkannte er es an ihrer Stimme, dass sie wandelte. »Ich weiß nicht, wie du das mit ansehen kannst, ohne Angst zu bekommen.« Ihr Erschaudern war nur teilweise gespielt. Sie blickte ihm in die Augen, befeuchtete ihre Lippen und sagte sanft: »Bring mich zurück in unser Zelt. Sofort.«

100
    Die großen Kanonen auf dem Oberdeck der Gargantua spuckten Flammen und Rauch; das Geschenk der Hölle war eher zu sehen als zu hören. Zwei Wasserfontänen fünfzig Schritt vor dem Gleiter ließen den Fehlschuss erkennen – einen Sekundenbruchteil bevor das Brüllen der Kanonen überhaupt erst das Abfeuern verkündete.
    Eine der Kanonen auf dem zweiten Deck wurde als Nächstes abgefeuert, und Gavin schrie: »Jetzt!«
    Kip sah, dass die Schwarzgardisten auf dem Gleiter sich zu Paaren zusammenfanden – einer am Rohr und ein Bogenschütze. Der Schütze jedes Paars hielt ein Seil in der Hand, und von ihrem Platz auf dem Gleiter von außen nach innen fortschreitend, zogen sie nacheinander daran.
    Bevor Kip überhaupt begriff, was passierte, hatten sie Teile des Gleiters gelöst und fuhren als eigene Streitgleiter weiter, bemannt mit je einem Lenker und einem Schützen. Es lösten sich immer zwei kleine Streitgleiter gleichzeitig, einer auf jeder Seite. Erst waren es zwei, dann vier, dann sechs, und zurück blieb nur der viel kleinere Gleiter im Zentrum, das Mutterschiff mit Gavin, Eisenfaust und Kip.
    Hinter ihnen teilte sich krachend das Wasser und spritzte hoch empor, und Kip hörte erneut Kanonendonner. Dann schien sich die ganze Welt in Kanonenfeuer zu verwandeln. Die Gargantua wurde vor ihnen immer größer und größer, und die sieben Gleiter durchschnitten die Wellen mit perfekter Eleganz, immer mit genügend Abstand zueinander, so dass nicht zwei von einer einzigen Kanonenkugel getroffen werden konnten.
    Es herrschte ein rauer Seegang, und so war Kip froh, dass sein Vater sowohl Haltestützen hinter seinem Rücken angebracht hatte, so dass er nicht vom Heck purzeln konnte, als auch Griffe, an denen er sich festhalten konnte. Kip sah, dass das Deck der Gargantua , anders als von Gavin erwartet, in Wirklichkeit ungeschützt dalag, aber in den wenigen Sekunden,

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