Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks

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während er es beobachtete, wurden die großen hölzernen Schutzschirme – die sogenannten Blindagen – von Matrosen in Stellung gebracht. Durch Kips Brillengläser in Infrarot betrachtet glühten die Männer, als würden sie von innen her leuchten, und sie waren auch hinter dem Schirm noch deutlich sichtbar.
    Der Gleiter drehte abrupt nach Backbord ab, und Kip konnte sich gerade noch festhalten. Er vermochte keine Gefahr zu erkennen, aber er beschloss, auch während er das große Schiff nicht aus den Augen ließ und zugleich nach möglichen weiteren Gefahren in der Ferne Ausschau hielt, die Haltung seines Vaters und Eisenfausts nachzuahmen. Beide standen breitbeinig da, die Knie gebeugt, so dass ihr Körperschwerpunkt möglichst niedrig war.
    Das große Steuerruder der Gargantua wurde bewegt, und das schwerfällige Riesenschiff begann sich unter vollen Segeln zu drehen. Kip sah, dass auf mindestens drei Ebenen überall längs des Schiffsrumpfes Geschützpforten aufklappten. Nicht alle auf einmal, sondern anscheinend, sobald die jeweiligen Bedienungsmannschaften fertig waren.
    Es waren sehr viele Geschütze.
    Aus dem nächsten Mastkorb kam eine Luxin-Kugel geflogen, die so groß wie eine Katze war.
    »Wandler! Im ersten Mastkorb!«, schrie Kip.
    Die Luxin-Kugel zerschellte in der Luft und entzündete sich. Sie landete nur ein Dutzend Fuß von ihnen entfernt an Steuerbord auf dem Wasser – und bildete eine zwei Fuß hohe Flammenwand, die auf dem Wasser trieb.
    Der erste Streitgleiter drehte hart nach Backbord ab und klatschte dabei fast an den Rumpf der Gargantua . Der nächste konnte in den Wellen das Feuer nicht gesehen haben, aber eben diese Wellen retteten ihn. Eine Kreuzsee mit der Bugwelle der Gargantua sorgte für eine Art Rampe, von der aus der Streitgleiter sich kurz in die Luft erhob und über die Flammen hinwegsprang.
    Gavin und Eisenfaust machten einen großen Bogen um den brennenden Teppich und fuhren nah an das Schiff heran.
    »Musketiere! Im dritten – vierten Mastkorb!«, brüllte Kip. Es ging alles so schnell, dass er seine Warnungen kaum richtig und rechtzeitig herausbringen konnte.
    Auf dem Decksaufbau standen etliche Männer an den Drehbassen, kleinen, drehbaren Geschützen. Sie mussten zwischen die Balken der Blindage hindurchzielen, aber das schien ihnen keine großen Schwierigkeiten zu bereiten. Kip schleuderte ihnen Infrarot entgegen, wusste aber nicht, ob er irgendetwas getroffen hatte, außer dem Deck. Dann ging nur wenige Meter von seinem Kopf entfernt eine der großen Kanonen los, als der Gleiter sich neben das Schiff schob. Die Welt verschwand im Kanonendonner, als große aufquellende Wolken von schwarzem Rauch und Schießpulver aus den Mündungen der Geschütze schossen.
    Durch die Infrarotgläser betrachtet bestand die Welt aus den großen Blitzen der explodierenden Geschosse, den scharf gezeichneten Feuerzungen der Musketen, dem gedämpften Bersten der Granaten und den geisterhaften Schatten von Menschen.
    Dann waren sie wieder aus dem Rauch heraus. Sie drehten sofort hart nach Backbord, fuhren nun unmittelbar im Schatten des Vordecks. Gavin und Eisenfaust schleuderten Granaten auf das Deck über ihnen. Gavins Granate war mit rotem Luxin ummantelt, erreichte ihr Ziel und blieb dort kleben; Eisenfaust hatte seine mit Dornen versehen, sie traf ebenfalls und blieb auf Deck stecken. Eine doppelte Explosion und ein Regen aus Holz und Flammen verkündeten ihren Erfolg. Sie hatten inzwischen den Bug des Riesenschiffs umrundet. Keine der Kanonen an Backbord der Gargantua war bisher abgefeuert worden, und so hatte Kip endlich wieder klare Sicht.
    Flammen züngelten am Großsegel empor – und wurden auf der Stelle von Sprühnebeln aus orangefarbenem Luxin wieder gelöscht. Einige Taue des Riggs waren erfolgreich durchtrennt worden, doch diejenigen, die nur in Brand gesetzt worden waren, hatte die Besatzung des Piratenschiffs ebenfalls gelöscht.
    »Gut festhalten!«, brüllte Gavin.
    Der Gleiter fiel in einer Kurve nach Steuerbord ab, um etwas Raum zu gewinnen, und als sie aus einem Wellental wieder auftauchten, schoss Gavin eine riesige Kugel aus rotem Luxin auf den ersten Mastkorb. Der dort eingesetzte Wandler sah sie kommen und versuchte, sie zur Seite zu schmettern, aber die Kugel zerbarst lediglich und tauchte ihn und den gesamten Mastkorb in Flammen.
    Aber Kip bekam das kaum mit, da der gewaltige Rückstoß von Gavins Feuergeschoss sie gerade in dem Augenblick traf, als sie von