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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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ein Halfter über der Hüfte getragen wurde. In der Tasche befanden sich sieben Brillen, in der Reihenfolge des Farbspektrums angeordnet, von denen jede wiederum in ihrem eigenen samtgefütterten Etui steckte. Neben jeder Brillentasche waren kleine hervorstehende Silberrunen angebracht, so dass man fühlen konnte, welche Brille man gerade herauszog.
    Kip schaute seinen Vater mit großen Augen an. Die Brillen allein waren schon ein Vermögen wert, aber sie sahen darüber hinaus auch sehr alt aus.
    »Achte möglichst darauf, dass du die infrarote und die ultraviolette nicht verlierst. Wir wissen nicht mehr, wie man solche Brillen anfertigt«, sagte Gavin.
    Kip zog die infrarote Brille heraus und setzte sie auf. Als er sah, was Gavin meinte, blieb ihm die Spucke weg. Für gewöhnlich musste man, um die Temperatur der Dinge wahrzunehmen, die Augen entspannen, ohne den Blick auf einen bestimmten Punkt zu konzentrieren. Mit dieser Brille konnte Kip im Infrarotspektrum und im sichtbaren Spektrum zugleich sehen.
    »Du wirst deine Augen immer noch entspannen müssen, um Infrarot zu wandeln , aber es macht es viel einfacher, gute Quellen zu finden.« Gavin schnallte Kip den Gürtel um und zeigte ihm, wie er eine Brille schnell hervorziehen, mit einer raschen Handbewegung die Bügel aufklappen und die Brille aufsetzen konnte. Dann drehte er die Brille schnell auf die Seite – dabei klappte ein Bügel zu – und hängte den anderen Bügel in das entsprechende Brillenfach der Tasche ein. Die Tasche nahm die Brille auf, klappte sie ein und hielt ihre Beute sicher fest.
    Gavin reichte Kip das Binokel und sagte: »Du kannst wandeln, sobald wir in den Kampf eingetreten sind, allerdings möchte ich, dass du Ausschau hältst. Man bekommt sehr leicht einen Tunnelblick. Das geht selbst mir so. Ich werde steuern und wandeln, Befehle brüllen und mich nach Kräften bemühen, dem feindlichen Feuer und der feindlichen Magie auszuweichen. Du musst einen kühlen Kopf und den Überblick bewahren. Wenn ein anderes Schiff seine Kanonen in Stellung bringt, um uns mit einer Breitseite zu belegen, könnte es sein, dass ich das gar nicht mitbekomme. Schau dich immer schön in alle Richtungen um, ja?«
    »Ja, Herr.« Kip wusste nicht, was er sonst noch sagen sollte, wie er seinem Vater für die Brillen danken konnte, aber Gavin schien nichts zu erwarten. Er ging zu den Röhren und machte eine Bewegung nach vorn. Alle waren nun auf sich selbst gestellt, und der große Gleiter gewann rasch an Fahrt.
    In Sekundenschnelle rasten sie mit einer unglaublichen Geschwindigkeit über die Wellen, und die Gargantua wurde immer größer und größer.
    Vor ihnen sah Kip, wie sich die Stückpforten für die Kanonen am Heck öffneten und sich große – riesengroße – Kanonen aus den Löchern schoben.
    »Auf mein Signal«, sagte Gavin. »Wartet so lange. Wartet auf mein Signal!«

99
    Wie gewöhnlich erwachte Liv neben Zymun. Es war noch früh, und der junge Mann atmete ruhig und gleichmäßig. Er hatte einen tiefen Schlaf. Ihr Zelt war nicht groß, kaum groß genug, um darin zu stehen, und sie schliefen auf einem Haufen Decken und Fellen auf dem Boden. Liv rollte sich herum, sorgsam bedacht, Zymun nicht zu wecken. Er bestand darauf, dass sie nackt schlief, und manchmal begann er den Tag gerne auf die gleiche Art, wie er ihn beendete. Es war schmeichelhaft, so sehr begehrt zu werden, aber manchmal ertappte sie sich bei dem Gedanken, dass sie für ihn wohl einfach nur die bequemste Art war, seine Begierden zu stillen.
    Sie blinzelte. Irgendetwas an der Luft im Zelt hatte sich verändert, es zog stärker als zuvor.
    Der Farbprinz stand im offenen Zelteingang, seine Umrisse zeichneten sich klar vor dem Morgenlicht ab. Er hielt den Finger an den Mund, und so schwieg sie und ließ Zymun weiterschlafen. Er machte ihr ein Zeichen, mit ihm zu kommen.
    Eine Welle der Scham durchflutete sie. Sie fühlte sich wie eine Hure, die von ihrem Vater mit einem Jungen erwischt wird, den sie nicht liebt. Die Gefühle wogten in ihr hoch, und sie wandelte schnell etwas Ultraviolett. Es war wie der erste Zug Rattenkraut am Morgen, außer dass das Luxin sie klarer denken ließ. Diese Schamgefühle waren nur die Überbleibsel ihrer kleinstädtischen Frömmigkeit und Bravheit. Außerdem: Der Farbprinz glaubte an Freiheit, die freie Wahl. Sie war jung. Sie konnte tun und lassen, was sie wollte. Kein Grund, in dieser Situation Scham zu empfinden.
    Sie stand auf, und der Schub von

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