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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Anweisungen und Ratschläge gegeben, aber der Mann wusste selbst, was er tat. Er würde mit dem geringstmöglichen Verlust an Menschenleben den größtmöglichen Schaden anrichten. Er brauchte Gavin nicht, um ihm zu sagen, wie er das bewerkstelligen sollte. Und so machte sich Gavin auf den Weg.
    Er fegte übers Meer, das heute viel ruhiger war als am Vortag. Allein diese Tatsache würde wahrscheinlich mehr Schwarzgardisten das Leben retten als die Erfindung von Nerra und Gavin.
    Für Gavin spielte es keine sonderliche Rolle mehr, außer dass es seine Reise etwas schneller und angenehmer machte.
    Die Sonne hatte ihren Zenit bereits überschritten, als Gavin den Gleiter in die Hafenbucht der Seherinsel steuerte. Er konnte sehen, dass sich seine Molen noch immer in einem ausgezeichneten Zustand befanden, und draußen in der Bucht wimmelte es von Dutzenden kleiner Fischerboote. Menschen winkten ihm zu, begrüßten ihn wie einen zurückkehrenden Helden. Vom Strand aus landeinwärts war eine Stadt entstanden, der Urwald war zurückgedrängt worden, und neben behelfsmäßigen Bretterbuden waren dauerhaftere Gebäude im Bau. Außerhalb gab es sogar schon Bauernhöfe.
    Die Veränderungen waren erheblich. Gavin wusste nicht, warum er so überrascht war, aber er war es. Er war nicht einmal lange weg gewesen, doch hatte er zuvor geholfen, die Grundlagen zu schaffen. Sie hatten die Zehntausende von gelben Ziegeln, die er gewandelt hatte, eingelagert und offensichtlich einen sinnvollen Gebrauch von ihnen gemacht. Fünfzigtausend Menschen mit einem Ziel, einem guten Anführer und allen Werkzeugen, die sie brauchten, konnten in kurzer Zeit viel leisten. Es überraschte ihn nicht weiter zu sehen, dass das Dritte Auge am Strand auf ihn wartete.
    Ein Seher zu sein musste ungeheuer praktisch sein.
    Und genau deshalb war er auch hier. Er konnte es nicht fassen, dass er nicht schon früher daran gedacht hatte. Er zog in die Schlacht und hatte einige Tage damit zugebracht – »verschwendet« traf es vielleicht genauer –, die feindlichen Positionen auszukundschaften. Obwohl er eine Seherin kannte. Eine echte Seherin, die, was sie sah, nicht in mystisches Kauderwelsch und vage Verkündungen hüllte.
    Gavin fuhr mit dem Gleiter an den Strand und sprang leichtfüßig in den Sand. Das Dritte Auge trug ein einfaches weißes Kleid, das mit einer goldenen Schärpe gebunden war. Sie hatte ihm einmal gesagt, dass sie meistens ziemlich züchtig sei. Das stimmte tatsächlich, wie er jetzt einräumen musste. Sie streckte ihm eine Hand entgegen, und Gavin küsste sie. Sie lächelte erfreut, und Gavin fand, dass sie dieses Mal etwas Weicheres ausstrahlte.
    »Ich möchte mich für letztes Mal entschuldigen«, sagte sie.
    »Verehrte Dame?«
    »Es tut mir leid, wenn ich Euch, als Ihr das letzte Mal an meine Küste gespült worden seid, bei Euren Heiratsplänen in die Quere gekommen bin. Ich bemühe mich, anderen nicht ihre Zukunft zu verderben, aber ich stand unter gewissen Belastungen. Ich mache Fehler.«
    Gavin betrachtete ihr strahlendes Gesicht und war froh, dass sie ihn daran erinnert hatte, dass er ein verheirateter Mann war. Er war schrecklich in Karris verliebt, aber diese Frau übte auf ihn – vernunftmäßig nicht zu fassen – eine ungeheure, vielschichtige Anziehung aus. »Ich auch«, erwiderte er. Er schlug sich mit den Fingerknöcheln an die Stirn. »Wie sehr glaubt Ihr eigentlich, dass Ihr …«
    »Wartet, Corvan ist unten an der Mole. Ich glaube, er ist so beschäftigt, dass er Euch vielleicht noch gar nicht hat kommen sehen.«
    Sie bot ihm ihren Arm, und er nahm ihn, geleitete sie durch die Menge. Die Leute bemerkten sie und starrten sie an, und viele von ihnen nickten ihnen beiden hastig zu, doch Gavin kannte diese Form der Ehrerbietigkeit. Es war die Art von Respekt, die Soldaten auf einem Feldzug ihrem General erweisen. Die Etikette wurde auf ihre einfachsten, grundlegenden Formen reduziert. Diese Menschen leisteten harte Arbeit, und sie hatten seit Monaten an der Seite des Dritten Auges gearbeitet. Sie verehrten und respektierten es, ja liebten es womöglich, doch sie hatten ihre Arbeit zu erledigen.
    Und das Dritte Auge hatte keine Leibwächter bei sich. Das sprach entweder dafür, dass es hier beispiellos friedlich zuging, oder dafür, dass diese Frau sich einfach auf ihre seherische Voraussicht verließ. Vermutlich ist es nicht so ganz leicht, einen Seher umzubringen, dachte Gavin.
    Sie gingen zusammen zur Mole hinüber, wo

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