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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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eigenem Kommando den Fluss selbst sichern und säubern sollten. Wenn der Prinz ein schlechter Mensch war, war er ein schlechter Mensch mit großer Weitsicht, denn auch wenn Liv nicht alles verstand, was er befahl, war ihr doch klar, dass er eine riesige Zahl seiner Wandler und Kämpfer zum Wohle Tyreas opferte. Auf lange Sicht, so sagte Liv ihr zynisches ultraviolettes Naturell, würde ihm das zugutekommen. Eine Armee auf dem Vormarsch kann sich nicht selbst mit Nahrung versorgen, und sie kann sich nicht immer darauf verlassen, dass sie plündern kann, um für den Unterhalt ihrer Soldaten aufzukommen, daher würde eine starke wirtschaftliche Basis seine Macht vergrößern – später einmal.
    »Lord Arias«, sagte der Farbprinz, »ich möchte, dass Ihr hundert Eurer Priester auswählt – jung genug, um pflichteifrig zu sein, alt genug, um die elementaren Kenntnisse ihres Amtes verinnerlicht zu haben – und sie in alle Satrapien schickt, um dort die gute Nachricht von der kommenden Freiheit zu verkünden. Konzentriert Euch auf die Städte. Schickt jeweils Einheimische, wo es möglich ist. Lasst sie wissen, mit welcher Art von Widerstand sie es zu tun bekommen werden. Rechnet damit, dass viele von ihnen zu Märtyrern für Dazens Sache werden, und beginnt sogleich mit der Vorbereitung einer zweiten Welle von Fanatikern. Ich will, dass mir regelmäßig Bericht erstattet wird, und schickt ihnen Berater mit. Wo die Verfolgung überhandnimmt, werden wir den Orden des Gebrochenen Auges verpflichten, verstanden?«
    Lord Arias verneigte sich. Er war Atashi mit den typischen leuchtend blauen Augen seines Volkes, der olivfarbenen Haut und einem geflochtenen, mit Perlen besetzten Bart. »Mein Prinz, wie sollen wir auf Großjasper und in der Chromeria selbst vorgehen?«
    »Die Chromeria lasst Ihr in Ruhe. Darum werden sich andere kümmern. Großjasper sollte mit äußerster Vorsicht behandelt werden. Ich will, dass unsere Leute dort mehr Augen und Ohren sind als Münder, Ihr versteht? Schickt nur Eure besten Leute nach Großjasper. Ich will, dass sie in den Wirtshäusern und auf den Märkten ein wenig raunen und schimpfen oder sich jenen anschließen, die bereits schimpfen und kaum zu flüstern wagen, dass unsere Sache etwas für sich haben könnte. Findet diejenigen heraus, die einen Groll gegen die Chromeria hegen und die wir vielleicht für uns gewinnen können, aber geht mit größter Vorsicht zu Werke. Die Leute dort sind keine Idioten. Rechnet damit, dass die Chromeria versuchen wird, in Euren Reihen Spione zu platzieren.«
    »Werdet Ihr den Orden auch auf Großjasper bevollmächtigen?«, fragte Lord Arias.
    »Die besten Leute des Ordens sind bereits dort oder auf dem Weg dorthin«, antwortete der Prinz. »Aber ich erwarte von Euch, dass Ihr sie eher als Nadel benutzt denn als Knüppel, verstanden? Wenn unsere Operationen zu früh aufgedeckt werden, ist das ganze Unternehmen zum Scheitern verurteilt. Das Schicksal der Revolution liegt in Euren Händen.«
    Lord Arias strich sich über den Bart, so dass die gelben Perlen klapperten. »Ich glaube, ich sollte dann Großjasper zu meiner eigenen Operationsbasis machen.«
    »Einverstanden.«
    »Und ich werde Geld brauchen.«
    »Nun, wie Ihr Euch vorstellen könnt, ist das der Punkt, an dem wir auf Probleme stoßen. Ich kann Euch zehntausend Danare geben. Ich weiß, es ist nur ein Bruchteil dessen, was Ihr benötigen werdet, aber ich habe Leute, die ich ernähren muss. Seid erfindungsreich.«
    »Fünfzehntausend?«, hielt Lord Arias dagegen. »Allein schon der Kauf eines Hauses auf Großjasper …«
    »Seht zu, dass Ihr damit zurechtkommt. Wenn ich kann, werde ich in drei Monaten mehr schicken.«
    Der Rest des Tages war zum größten Teil profanerer Natur: Befehle, wie und wo die Armee ihr Lager aufschlagen sollte, Bitten um Geld für Essen und neue Kleider, für neue Schuhe, neue Pferde, neue Ochsen sowie um Geld, das Schmieden, Bergarbeitern, ausländischen Herrschern und Bankiers zustand, die ihre Darlehen zurückforderten. Andere baten darum, dass man ihnen erlaubte, die Einheimischen und die der Truppe nachziehenden Marketender und sonstigen Zivilisten zwangszurekrutieren, um Straßen zu sichern, Feuer zu löschen und Brücken wieder aufzubauen.
    Als Einzige der Ratgeber wurde Liv niemals gebeten, zu irgendetwas ihre Meinung zu sagen. Am häufigsten wurde die Schatzmeisterin um Rat ersucht. Um ihre Sicht zu verbessern, trug sie riesige Brillengläser und hielt einen

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