Die Blendende Klinge
seine Muskeln, grub ihre Finger in seinen Rücken und geleitete ihn geschickt so, dass es ihr die größte Lust bereitete. Und sie hielt ihn mit ihren Augen. Die Heftigkeit ihres Hungers verblüffte ihn, die Gier ihres Verlangens nach ihm erregte ihn, und die Intensität ihrer Verbindung war für ihn fast mehr, als er ertragen konnte. Doch als er den Kopf abwandte, griff sie nach seinem Kinn, zog ihn zurück, küsste ihn und kniff ihm strafend in die Lippe. Sie drückte ihn und hielt ihn fest, als er zum Höhepunkt gelangte, und ließ ihn auch hinterher nicht von der Stelle, fuhr mit den Fingern durch sein Haar, spielte mit seinem Ohr.
Er hatte sich noch nie im Leben von jemandem so gut verstanden und angenommen gefühlt.
Als die Fähigkeit zum klaren Denken zurückkehrte, stützte er sich auf einen Ellbogen und liebkoste ihren Körper. Ihre Haut glühte im goldenen Licht der Lampe, und sie machte keinerlei Anstalten, ihre Blöße zu bedecken, sondern genoss vielmehr seinen Blick. Er wollte ihre Schönheit millionenfach preisen, aber keines der Wörter, über die er verfügte, schien der Aufgabe gewachsen. Wie könnte er ihr mit Worten sagen, wie sehr sie ihn faszinierte, erregte, mit Ehrfurcht erfüllte? Ihm kam ein altes Ehegelübde aus dem Blutwald in den Sinn. »Mit meinem Körper huldige ich dir«, sagte er. Er beugte sich zu ihr und küsste ihren Hals, ihre Brüste, ihre Lippen.
Schweigend liebten sie sich wieder, und er gab alles, um ihre Lust zu sättigen, ließ sich von jedem Seufzen und Strecken, jedem Zusammenziehen der Zehen leiten. Und ließ sich dafür reichlich belohnen. Immer und immer wieder. Sie schüttelte nur lachend den Kopf, wenn sie sein vertrautes, selbstzufriedenes Lächeln sah. Über Stunden hinweg verloren sie sich ineinander, redeten, hielten einander in den Armen, weinten, redeten wieder, liebten sich erneut, badeten schließlich miteinander, als sie sich sicher waren, dass sie sich nicht noch einmal lieben konnten, und dann lagen sie aneinandergeschmiegt da, Haut an Haut, ihr Rücken an seinem Bauch, sahen das Licht des frühen Morgens aufsteigen.
»Ich liebe dich so sehr, dass ich dich hasse, Dazen Guile«, sagte sie.
»Ich liebe dich auch, Karris Guile.«
Sie seufzte versonnen. »Können wir nicht einfach davonlaufen?«, fragte sie.
»Wo willst du hin?«, fragte er zurück.
Sie schnaubte. »Du dummer Kerl, du hast gegen die erste Grundregel des Einfach-Davonlaufens verstoßen, und wir haben uns noch nicht einmal angezogen.«
»Was, wir müssen uns dafür anziehen? Dann vergiss es«, erwiderte Gavin.
Ihren Ellbogen in seine Rippen gerammt zu bekommen wäre für ihn nur ein sanfter Schubs gewesen, wäre er nicht in der Nacht zuvor gegen eine Wand geschleudert worden.
»Autsch!«, stöhnte er.
»Geschieht dir ganz recht«, sagte sie.
»Was ist nun also die erste Grundregel des Einfach-Davonlaufens?«, erkundigte sich Gavin. Die Morgendämmerung erglühte in einem sagenhaften Rot, und er hielt eine wunderschöne Frau in den Armen. Er befand sich am besten Ort der Welt, wie ihm schien.
»Wer einfach davonlaufen will, darf nicht mit Logik oder praktischem Denken daherkommen. Das weiß doch jeder.«
»Aha. Also können wir doch nackt davonlaufen?«
»Du bist unmöglich.«
»Stimmt, aber andererseits kannst du nicht behaupten, du hättest nicht gewusst, worauf du dich einlässt.«
»Richtig, kann ich nicht.«
Sie schwieg eine Weile, und Gavin glaubte schon, sie könnte eingedöst sein. Wie war noch mal diese Bauernregel? Dass Morgenrot Unheil und Stürme bringt? Danke, Natur, es geht doch nichts über ein böses Omen zum Frühstück.
»Ich …« Sie klang zögerlich. »Ich weiß, dass du dir viel Mühe gegeben hast, mit Kip, meine ich. Ich habe gehört, dass du zu seiner Prüfung gegangen bist.«
»Während ich bei dir hätte sein sollen. Dich beschützen.«
»Mich beschützen? Zwing mich nicht, dir eine reinzuhauen.« Sie rollte sich herum und stützte ihren Kopf auf dem Ellbogen ab. »Du warst genau dort, wo du sein solltest.«
Er schwieg.
»Also … wie läuft es mit ihm?«, fragte sie.
»Er ist ein guter Junge. Sehr klug. Mein Plan ist bisher perfekt aufgegangen. Er hat keine Ahnung, wie begabt er ist. Ich bringe ihn mit den besten jungen Kämpfern der Welt zusammen, und er kämpft sich durch und hält die Stellung. Mit Ach und Krach zwar, aber er hält die Stellung.«
»Er ist kein umwerfend guter Kämpfer, oder?«, hakte Karris nach.
»Nein, das ist er nicht.
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