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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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ganz gut leben«, meinte sie. Sie wurde ernst. »Ich habe dich gewählt.«
    »Ach, du hast mir nicht widerstehen können.«
    »Doch, konnte ich«, entgegnete sie schroff. »Ich habe dich gewählt .«
    »Wie erschreckend … unromantisch«, sagte er. Er musste an ihre Affinität zu den blauen Tugenden denken – auch wenn sie eine Rot-Grün-Wandlerin war –, an ihre Neigung, die Dinge durchzudenken, sorgfältig gegeneinander abzuwägen und ihre Schlussfolgerungen zu ziehen.
    »Ich liebe dich mit Körper und Seele und mit meinem ganzen Lebensatem. Ist das unromantisch? Liebe ist keine Laune. Liebe ist keine Blume, die im eiligen Lauf der Jahre bald verwelkt. Liebe ist eine Wahl, die zugleich auch eine Handlung bedeutet, und ich habe dich gewählt und werde dich jeden Tag für den Rest meines Lebens wählen.«
    Wieder klopfte es an der Tür. »Lord Prisma! Das Spektrum tritt in diesem Augenblick zu einem Treffen zusammen, und sie wollen mit Euch sprechen. Lord Prisma?«
    »Dazen«, sagte Karris unvermittelt, »was auch passiert, ich liebe dich.« Es lag etwas Raues in ihrer Stimme, als könne sie sich nur mit Mühe zusammennehmen.
    Eine plötzliche Ahnung überkam Gavin. »Karris, wovon redest du? Was ist los?«
    »Ich habe nur …«
    »Was hat das Dritte Auge dir damals gesagt?«
    Stille. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, das spürte er.
    Karris wollte aufstehen, aber Gavin griff nach ihrer Hand. »Karris, bitte …«
    Sie drehte ihm wieder den Kopf zu und sah dann weg. »Ich will es dir sagen, aber egal, wie du reagierst, ich werde nichts weiter sagen, hast du verstanden?«
    »Verstanden«, erwiderte Gavin. Er verzog säuerlich das Gesicht, aber er wusste, wie Karris war, wenn sie ihren Sturkopf hatte.
    »Sie war natürlich ausweichend, sagte, dass sie nicht alles wirklich genau sehen …«
    »Das Dritte Auge, deren Hilfe nicht so richtig hilft? Ja, ja, ich bin bestens damit …«
    »Sie hat mir gesagt, wann du sterben wirst«, erklärte Karris eilig. Dann stand sie auf und legte sich ein langes Kleid um die Schultern. »Jetzt steh auf, du fauler Kerl, wir haben einen langen Tag vor uns.« Sie lächelte, aber ihre Augen blieben davon unberührt.

105
    »Ich habe dich unter einem Vorwand hierhergelockt«, sagte Andross Guile, als Kip in seine dunkle Kabine trat. Der Rote hatte natürlich die Kapitänskajüte für sich in Beschlag genommen, und obwohl er Vorhänge an den Fenstern hatte anbringen lassen, war der Raum doch nicht annähernd so pechschwarz wie seine eigenen Räumlichkeiten in der Chromeria. Kip hatte vergessen, ultraviolettes Licht zu tanken, bevor er hereinkam, und so musste er sich ganz auf das schwache Licht und seine Ohren verlassen. Doch Luxlord Guile schien ungewöhnlich gut gelaunt zu sein, und das machte Kip wachsam. »Ich will gar nicht mit dir Karten spielen. Ich will mich entschuldigen«, sagte Andross.
    Kip erinnerte sich an die Brillen, die er bei sich hatte, und setzte die infrarote auf. Es half nicht allzu viel. »Wofür?«, wollte er wissen. Ihm fielen ein Dutzend Dinge ein, für die sich das alte Ekel eigentlich entschuldigen sollte, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass Andross sich tatsächlich für irgendetwas davon entschuldigte.
    »Dafür, dass ich versucht habe, dich umbringen zu lassen.«
    »Wie bitte? Wie war das?«, fragte Kip.
    »Glaub mir, ich dachte, dass du dich eigentlich bei mir entschuldigen solltest – dafür, dass du dich dem Sterben verweigert hast. Aber nun entschuldige ich mich bei dir.«
    »Auf die Art kommt Ihr bei mir nicht durch«, erwiderte Kip. »Da müsst Ihr Euch schon mehr Mühe geben.«
    Vor dem Hintergrund des blassen Lichtscheins, der unter einem der Vorhänge hindurchrieselte, sah Kip, wie Andross Guile in Infrarot aufglühte und sich anspannte, seine Fäuste sich ballten. »Vergiss nicht, was du bist, Junge!« Er zwang sich mühsam zur Ruhe. »Du warst gerade erst zur Chromeria gekommen, und mein Sohn kannte dich kaum. Wenn dir all der Druck über den Kopf gewachsen wäre und du in den Tod gesprungen wärst, dann hätte es nur einen sehr kurzen Skandal gegeben; eine nichtige Sache, die etwa sechs Monate später noch einmal aufgewärmt worden wäre, wenn ich neue Beweise dafür aufgetrieben hätte, dass die Frau, die deine Mutter zu sein behauptet hatte, ihre Lüge zugegeben und in Wirklichkeit Geld von der Familie eines unserer Rivalen angenommen hatte, um Gavin anzuschwärzen. Dann wäre die ganze Sache vergessen gewesen. Du wärst

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