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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Noch eine Erinnerung an sein Versagen. Aber sie hatte es zweifelsohne nett gemeint. »Übrigens«, erklärte er, »ich habe tatsächlich ein ganz besonderes Talent.«
    »Und das wäre?«
    Kip senkte die Stimme. »Es ist ein Geheimnis. Du darfst es niemandem erzählen. Überaus kostbar.«
    »In Ordnung«, stimmte sie zu und beugte sich weit zu ihm vor.
    Er blickte nach rechts und links, als sei er nervös. »Teller säubern«, flüsterte er.
    Die Verwirrung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Er konnte sie regelrecht denken sehen: Habe ich das richtig verstanden? Er deutete auf seinen leeren Teller.
    Sie lachte. »Das wird meiner Gönnerin aber sogleich brühwarm serviert!«
    Ein pfiffiges Ding. Verdammt, ein wirklich pfiffiges, schnuckeliges Ding. Ihr Lächeln bohrte sich mitten durch Kips Brust und rührte ihn an der gleichen dummen, schrecklichen, lächerlichen Stelle, die auch Liv berührt hatte. Kip seufzte. »Ich weiß, dass du nur deshalb nett zu mir bist, weil man es dir aufgetragen hat, aber ich mag dich.«
    Etwas erlosch in ihren Augen. Sie wandte den Blick ab. Er sah eine Welle unterdrückter Gefühle in ihr aufsteigen und ihre Lippen umspielen. Dazu klimperte sie ganz schnell mit den Lidern. Stand auf und ging ohne ein Wort davon.
    Erzähl mal, Kip, mein Goldjunge, wie war denn dein erster Tag?
    Ich habe meine Lehrerin dazu gebracht, mich zu hassen, ich bin von einem alten Mann geohrfeigt und von einem kleinen Mädchen verprügelt worden, ich habe meiner Klasse erzählt, dass du eine Hure warst, ich habe jemandes Traum zerstört, Mitglied der Schwarzen Garde zu werden, und ich habe ein nettes Mädchen zum Weinen gebracht. Davon einmal abgesehen war der Tag großartig!
    Und meine Hand tut weh. Er drückte sie auf die Tischplatte und versuchte, sie gerade zu bekommen, wie er es eigentlich die ganze Zeit über tun sollte. Es raubte ihm den Atem. Er hörte sofort damit auf. Sog tief die Luft ein. Musste sich alle Mühe geben, damit keine Tränen flossen.
    Kip stand auf und verließ den Saal. Sein Schwarzgardist folgte ihm. Ein hochgewachsener, magerer Mann, die Iris seiner Augen hinter einer roten Brille von roten Halos umrundet. Eine Pistole hinter seinem Rücken in den Gürtel gesteckt, ein Ataghan auf der einen Hüfte, ein Katar auf der anderen. Keiner der Schwarzgardisten, die in Tyrea gewesen waren.
    Es war noch nicht einmal dunkel, als Kip seinen Schlafsaal erreichte. Es kümmerte ihn nicht. Er warf sich auf sein Bett und zog nicht einmal die Decke über sich. Er war völlig fertig.
    Aber der Tag war noch nicht fertig mit ihm.
    Etwas knuffte ihn in die Seite. »Was machst du in meinem Bett?«, erklang eine Stimme.
    Musste das sein?
    Kip öffnete nicht einmal die Augen. »Ich furze hinein, um es für dich anzuwärmen.«
    »Los, raus da.« Diesmal boxte der Störenfried, wer auch immer es war, Kip in die Schulter. Es tat nicht sehr weh. Kip spähte durch Augenschlitze, sah die Bewegung auf sich zukommen und war darauf vorbereitet. » Ich will heute Nacht in diesem Bett schlafen.«
    »Es ist ein bisschen eng, aber ich schätze, wir können kuscheln«, sagte Kip und richtete sich auf.
    Der Rüpel war groß, wirkte aber irgendwie schwammig. Einer dieser Kerle, die frühzeitig zu voller Körpergröße und entsprechendem Gewicht heranwachsen, es dann jedoch nicht richtig merken, wenn die anderen sie einholen.
    »Raus aus meinem Bett, Fettwanst«, sagte der Rüpel.
    Kip rieb sich die Augen. Die anderen Jungen im Saal schauten zu, auch wenn sie so taten, als richteten sie ihre Betten und zögen ihre Kittel aus. »Das Problem damit, ein Rüpel und Schläger zu sein«, erklärte Kip, »besteht darin, dass du nie weißt, wie hart der neue Bursche ist. Scheint mir, als mache es dir ein wenig Angst, nicht wahr?«
    »Was? Jetzt aber raus, Fettwanst!«
    Kip erhob sich müde. Der Rüpel hatte kurzgeschorenes braunes Haar, ein klobiges Kinn und eine große Nase. Er war pummelig, aber von kräftiger Statur. »Denkst du, ich bin noch nie zuvor einem Rüpel wie dir begegnet? Dass ich noch nie drangsaliert worden bin? Wir wissen doch beide, wie es läuft: Ich werde eine Grenze festlegen – zum Beispiel: ›Hau mir keine rein.‹ Und dann wirst du, einfach weil du ein Rüpel und Schläger bist, mir eine reinhauen müssen. Und dann …«
    Oder ich kann diesen ganzen Unsinn auch kurzerhand umgehen.
    Kip boxte dem Rüpel mit aller Kraft auf die Nase – und traf tatsächlich sein Ziel. Ein überaus befriedigendes Knacken war

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