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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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reichen Familien. Unerreichbar, aber nicht unerträumbar, wie Aras’ abwesender Blick bekundete. »Schüsseln? Was sagst du?«
    »Müssen wir nicht unsere Frühstücksschüsseln wegräumen?«, wiederholte Kip. Bei ihm zu Hause in Tyrea wäre es undenkbar gewesen, dass sich ein Fünfzehnjähriger vor dem Abwasch drückte.
    »Das machen Sklaven. Du solltest jetzt lieber gehen. Die erste Schicht beginnt gleich.« Aras starrte wieder zu den Mädchen hinüber.
    Als Kip vom Tisch aufstand, hatte er das Gefühl, einen sicheren Ort zu verlassen, um wieder zwischen Wölfen spielen zu gehen. Aber es ließ sich nun mal nicht hinauszögern. Kip begab sich zu der Wand mit den Aushängen. Er begegnete einigen älteren Scholaren, die gerade zum Essen kamen. Ein Junge und ein Mädchen gingen mit herabhängenden Armen an ihm vorbei, die Augen in höchster Konzentration nach unten gerichtet, ihr Essen nur von den blauen Tabletts gehalten, die sie gerade wandelten. Beide hoben im Gehen langsam die Hände und versuchten, das offene Luxin in die richtige Form zu bringen, ohne Essen und Getränke zu verschütten. Dann versiegelten sie ihre Tabletts beinahe gleichzeitig.
    »Oh nein, oh nein, nein, nein«, stöhnte der Junge immer wieder. Er hatte das Luxin schlecht versiegelt, und gerade als er den Tisch erreichte, löste sich sein Tablett auf, Schüssel und Gläser fielen zu Boden und zersprangen.
    »Punkt für die Mädchen!«, sagte seine Kontrahentin und stellte ihr perfekt gewandeltes Tablett ohne Probleme ab.
    Der Junge fluchte leise, während einige andere Jungen, offensichtlich seine Freunde, aufstöhnten. Ein Magister tauchte auf. »Das machst du selber sauber, Gerrad. Keine Sklaven.«
    Teia fing Kip ab, bevor er die Anschlaglisten erreicht hatte. »Wir haben Spiegeldienst, blauer Turm.«
    »Was?«, fragte Kip.
    »Du warst in der Orientierungswoche nicht hier, als sie uns gezeigt haben, wie alles funktioniert. Du weißt noch gar nichts«, stellte Teia fest. »Also habe ich mit jemandem getauscht. Ich werde die ganze Woche mit dir in einer Gruppe sein.«
    »Wirklich?«, meinte Kip. Es war wie ein Lichtstrahl der Normalität, der durch seine schwarzen Wolken absoluter Ahnungslosigkeit drang.
    Er wollte sich gerade bei ihr bedanken, als sie ihm zuvorkam: »Nein. Tu’s nicht.«
    »Ich wollte …«
    »Ich mach das nicht für dich. Partner müssen oft die Strafen des anderen teilen. Die Strafen bedeuten im Allgemeinen, dass man dadurch Unterricht versäumt. Wenn du also Dinge verbockst, schadet es meinen Chancen, es in die Schwarze Garde zu schaffen.«
    Toll, noch etwas, weswegen er ein schlechtes Gewissen haben konnte.
    Teia führte ihn zu einem der Aufzüge, wo sie sich ungefähr fünfzig anderen wartenden Schülern anschlossen. Teia hatte sich das Haar heute nicht zurückgebunden, und jetzt kam es Kip völlig lächerlich vor, dass er sie anfänglich für einen Jungen gehalten hatte. Du bist ein Idiot, Kip.
    Er fragte sich, was Liv wohl gerade tun mochte. Er fragte sich, ob sie überhaupt noch lebte. Aber es war dumm, sich darum zu sorgen. Sie ermordete wahrscheinlich inzwischen irgendwo Leute. Kip hatte am Vorabend der Schlacht um Garriston dagestanden, alle Lügen des Farbprinzen gehört und sie als das erkannt, was sie waren: Verleumdungen und Halbwahrheiten. Hochtrabendes Gerede, um Feigheit zu bemänteln.
    Die Magie war unbarmherzig. Sie machte dich für ein Jahrzehnt oder zwei zum Herrn der Welt, und dann beherrschte sie dich. Wandler wurden verrückt. Wenn sehr mächtige Leute verrückt werden, bringen sie alle in Gefahr. Sie zu töten war nicht nett, aber es war notwendig.
    Der Farbprinz hatte gesagt: »Wir ermorden unsere Eltern nicht, die jahrelang ihren Dienst geleistet haben!« Und gemeint hatte er: »Ich will nicht sterben, wenn ich an die Reihe komme. Ich will all die Privilegien, die man uns wegen unserer Gaben zugesteht, aber ich will den Preis dafür nicht zahlen.« Kip konnte das durchschauen, und Kip war ein Idiot. Warum hatte Liv es nicht durchschaut?
    Nach einigen Minuten konnten Kip und Teia zusammen mit zwanzig weiteren Schülern in den Aufzug steigen.
    »Wir haben Glück«, bemerkte Teia. »Die Spiegel sind zwar langweilig, aber weißt du, wie es ist, wenn man den ganzen Morgen an den Gegengewichten zu schaffen hat und dann zu den Probekämpfen der Schwarzen Garde antreten muss und kaum die Arme heben kann? Das ist fürchterlich.«
    »Danke auch, wem sagst du das!«, stöhnte ein anderer Schüler. Kip meinte,

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