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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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unterrichtet, Herr?«
    Magister Atagamos Mund zuckte, ohne dass er auf die Frage einging. »Irgendwann wirst du lernen müssen, mit dem Abakus umzugehen, das weißt du.«
    »Ja, Herr.«
    Der alte Mann schnaubte. »Mach’s gut, kleiner Guile.«
    »Also habe ich bestanden?«
    »Mit Bestnote. Aber mach das nie wieder.«

23
    »Lasst uns allein«, befahl die Weiße ihren Schwarzgardisten.
    Eisenfaust befand sich in den Räumen der Weißen auf dem Turm des Prismas in der Mitte der Chromeria. Die Räder ihres Stuhls waren hoch genug, dass sie sich mit deren Hilfe selbst durch den Raum rollen konnte – worauf sie bestand, obwohl ihre Handgelenke zerbrechlich zart waren.
    »Meine Decke, bitte«, befahl sie.
    Er reichte ihr ihre Decke – sie hatte sie vor Jahrzehnten mit eigenen Händen gewebt. Wie viele, die allein von den Früchten ihres Geistes leben, war sie übermäßig stolz auf die wenigen Dinge, die ihre Hände geschaffen hatten. Es war so ziemlich das Einzige an ihr, was sie in Eisenfausts Augen als eine dumme alte Dame hätte erscheinen lassen können. Er drückte die Decke um ihre Beine fest und war überrascht, wie dünn sie geworden waren.
    »Seht Ihr?«, fragte sie. »Ihr merkt es, nicht wahr, Hauptmann?«
    So viel zum Thema dumme alte Dame. Sie hatte ihn reingelegt. Klüger als er, immer noch. Gut, daran erinnert zu werden – was sie und was ihn anging. Körperlich schwach, aber nicht geistig. Nicht im Mindesten.
    »Was soll ich merken, gnädige Herrin?«
    »Psst«, machte sie und verdrehte ein wenig die Augen. »Es ist ein schlimmer Ort für jene, die nicht vorbereitet sind. Ich sterbe«, sagte sie. »Bereitet Euch darauf vor, damit Ihr, wenn es so weit ist, nicht Euren Feinden zum Opfer fallt.«
    Es war einerseits erschreckend, sich eine Welt ohne Orea Pullawr als die Weiße vorzustellen, andererseits wärmte es ihm auch das Herz, dass sie ihn als Freund betrachtete.
    »Berichtet mir noch einmal, Hauptmann, wie Ihr nach Garriston gekommen seid und dort die Vorbereitungen für die Schlacht getroffen habt.«
    Also erzählte er es noch einmal. Er versuchte, die Geschichte anders zu erzählen, wohl wissend, dass die Weiße seine Worte, auf der Suche nach irgendetwas, einer genauen Untersuchung unterziehen würde. Er berichtete ihr von den Truppenbewegungen und davon, wie viele Männer und Wandler jede Seite gehabt hatte, über den Zustand der vor Ort stationierten ruthgarischen Garnison. Alles Dinge, für die sich die Weiße beim ersten Mal interessiert hatte. Aber jetzt waren das nur Zahlen für sie. Zahlen, die sie sich bereits eingeprägt und mit Blick darauf analysiert hatte, was sie über das ruthgarische Engagement für Tyrea verrieten, und hinsichtlich der Frage, wer wohl bestochen worden war. Jetzt suchte sie nach etwas anderem.
    Er redete zwei Stunden lang. Er erzählte ihr, dass General Danavis allein – und ohne Schnurrbart – in den Travertin-Palast gekommen war und wie Eisenfaust dann von seinem Treffen mit Gavin ausgeschlossen worden war. Er berichtete davon, wie Gavin den Wagen, der das Tor versperrt hatte, wegbewegt hatte, indem er die Männer dazu veranlasste, bei etwas zu helfen, was er auch allein hätte tun können – wodurch er sie in gewisser Weise für seine eigene Sache verpflichtete.
    Sie lächelte, als sie das hörte; ein leises, wissendes Lächeln. Vielleicht das Lächeln einer wichtigen Führerpersönlichkeit, die die gelungenen Spielzüge einer anderen zu würdigen wusste.
    Er wusste jedoch nicht, wonach sie suchte, und er war sich ziemlich sicher, dass er es auch gar nicht wissen sollte.
    »Ihr spielt nicht um Geld, Hauptmann, oder? Glücksspiel?«, fragte sie.
    »Nein, gnädige Herrin.« Woher wusste sie das? Es war wohl nicht allzu schwer herauszufinden, aber dass sie sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, dass ihr daran gelegen gewesen war, es zu wissen, und dass sie sich daran erinnerte, war genau das, was die Weiße sowohl befremdlich als auch ein wenig furchteinflößend machte.
    »Ich fand es immer seltsam, wenn Leute das taten. Ihr schient mir der Typ Mann zu sein, der spielen würde.«
    »Habe ich auch«, gestand Eisenfaust. »Früher. Habe eine schlechte Erfahrung gemacht.« Er behielt ein gleichmütiges Gesicht bei. Stets Gelassenheit zu wahren war alles, was ein Mann erstreben konnte. Zu wissen, was in der eigenen Macht stand und was nicht. Der Nuqaba räumte er in seinen Gedanken keinen Platz ein.
    »Mein Mann hat früher Neun Könige gespielt. Er

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