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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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sein. Und, Jungs: Eures wird im Normalfall erheblich instabiler sein.«
    Dann legten die Assistenten von Magister Atagamo ein Gefäß auf eine Waage, demonstrierten, dass es dreißig Kubikzentimeter fasste – eine sogenannte Elle –, stellten die Waage auf null und befüllten die kleinen Wanne mit Wasser. Kip bemerkte, dass alle anderen Schüler eifrig mitschrieben.
    Das Gewicht des Wassers in der Wanne betrug eine Sieben, die grundlegende Einheit zur Gewichtsbemessung. Natürlich war dieses Gewicht für viele Messungen zu groß, um gute Dienste zu leisten, daher wurde es in Septs unterteilt: Ein Sept entspricht dem siebten Teil einer Sieben. Kip musste neunundzwanzig Septs abwiegen – oder vier Sieben und ein Sept (normalerweise als »vier Sieben und eins« bezeichnet).
    Aber der Magister und seine Assistenten waren noch nicht fertig. Sie schütteten das Wasser aus und ließen drei Ultraviolettwandler die Wanne mit ultraviolettem Luxin füllen. In dem Moment begriff Kip, dass er in echten Schwierigkeiten war – sie maßen alles ab! Als sie das Ultraviolett entsiegelten und es in ganz feinen, fast unsichtbaren Staub zerfiel, kehrten sie diesen Staub in einen winzigen Becher und wogen und maßen ihn. Alles, was sich in Zahlen bestimmen ließ, wurde abgemessen.
    Eine Zeitlang schrieb Kip einfach wie all die übrigen Schüler die Zahlen auf, ohne zu wissen, warum. Dann wurden sie gebeten, die Gewichte aller Farben zusammenzuzählen. Die Schüler, die ihren Abakus bereits beherrschten, erledigten diese Aufgabe rasch. Kip hatte kaum die ersten beiden Posten addiert, als diese Schüler auch schon fertig waren.
    Magister Atagamo ergriff wieder das Wort: »Jetzt zieht das Gewicht des Würfels aus grünem Luxin von der Gesamtsumme ab und addiert das Gewicht eines kleinen Mädchens, sagen wir elf Septs.«
    Vier Mädchen – allesamt Nichtwandlerinnen – hatten das Ergebnis praktisch schon, als der Magister mit dem Satz fertig war. Kip war entsetzt.
    »Hervorragend«, sagte der Magister. »Jetzt eine praktische Übung. Stellt euch vor, ihr seid ein Blauwandler und bedient die Gegengewichte für den Aufzug in einem der Türme. Eines der Gegengewichte bricht entzwei. Es besteht aus Eisen und wiegt dreißig Sieben und sechs. Wie viel blaues Luxin müsst ihr wandeln, um das Gegengewicht zu ersetzen? Wenn euer Gegengewicht mehr als drei Sieben schwerer ist als das Original – wenn man das Gewicht der Gesandtschaft hinzuzieht, die der Aufzug befördern muss –, wird der Flaschenzug reißen und alle töten. Wenn ihr die Lösung habt, kommt und zeigt sie mir. Um des Beispiels willen tun wir so, als käme die Gesandtschaft aus eurer Heimatsatrapie, und wenn ihr den Aufzug nicht zur Zeit ihrer Ankunft fertig habt, bringt ihr Schande über sie und verliert euer Stipendium. Ihr habt dreißig Minuten Zeit. Wenn ihr die Lösung schneller habt, könnt ihr gehen und habt den Rest des Morgens frei. Wer es nicht herausfindet, hat nicht bestanden und bekommt den entsprechenden Eintrag. Und jetzt los.«
    Die anderen Schüler machten sich sofort an die Arbeit, und Kip sah, dass die einfache Antwort in diesem Fall nicht funktionieren würde. Er konnte nicht einfach ganze Blöcke blauen Luxins zusammenzählen, weil dadurch das Gegengewicht zu schwer würde. Die Rechenkunst hier bestand darin, das exakte Minimalvolumen des blauen Luxins zu bestimmen, das er für ein neues Gegengewicht benötigen würde.
    Die besten Mädchen und Jungen hantierten bereits mit ihren Abakusperlen. Kip war nicht gut genug mit dem Abakus. Er würde es niemals rechtzeitig schaffen. Er wusste nicht, wie man mit Brüchen und Bruchteilen rechnete. Er könnte die ganze Zeit ackern, ohne dass dann am Ende irgendetwas … oh.
    Du hast nichts zu verlieren, oder, Pummelchen?
    Kip kritzelte etwas auf sein Papier, stand auf und ging zum Pult des Magisters.
    Der Magister sah ihn nachsichtig an, als sei er ein Schüler, der die Aufgabe nicht verstanden hat und nun um Erklärung bittet. Kip hielt ihm das Papier entgegen.
    Er hatte schnell eine Schutzhülle aus blauem Luxin gezeichnet, die nun das ursprüngliche Gegengewicht umgab, um die zerbrochenen Hälften zusammenzuhalten.
    »Du bist Guiles unehelicher Sohn, nicht wahr?«
    »Ja, Magister.«
    »Das merkt man. Die Guiles der letzten Generation waren auch ganz groß im Schummeln.«
    Kip schluckte. Alle anderen in der Klasse hatten ihre Rechnerei eingestellt, als sie das Wort »Schummeln« hörten. »Ihr habt auch sie

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