Die Blendende Klinge
waren auf das Trainingsgelände geströmt. Und obwohl es stets eine knappe Sache war, hatte Eisenfaust mit jeder gewählten Waffe gesiegt.
Dann waren da noch die Legenden über seine Großtaten während des Krieges. Und jetzt machten neue Geschichten über seine Leistungen in der Schlacht um Garriston die Runde. Es hieß, dass er sich einen Weg durch König Garaduls gesamte Armee und durch die Stadtmauer hindurch gebahnt hatte, dass er – er ganz allein! – sämtliche Kanonenmannschaften überwältigt und die Kanonen dann auf die Armee des Königs gerichtet habe. Dabei sei es ihm gelungen, einen der großen mit Schwarzpulver beladenen Wagen in die Luft zu jagen und Dutzende, wenn nicht gar Hunderte zu töten. Dann sei er einer ganzen wütenden Armee entkommen – und nicht allein. Nein, eine banale Flucht war nicht gut genug für Eisenfaust. Er hatte all das nur als ein kleines Ablenkungsmanöver betrachtet – und dann auch noch Kip und Karris Weißeiche gerettet. War über die Meeresoberfläche gelaufen, wo sich bereits wild tobende Haie gütlich taten, nur um rechtzeitig zurückzukehren, um einen Mordversuch zu vereiteln. Wenn es einen Menschen gab, der all das vereinte, was sämtliche hier versammelten jungen Leute werden wollten, dann war es Eisenfaust.
»Gut gemacht«, richtete Eisenfaust das Wort an sie. »Gut gekämpft und, genauso wichtig, gut mitgedacht. Ich habe heute einige wahrhaft gewitzte Aktionen gesehen, und es sind so einige echte Talente aufgeblitzt. Aber ich bin heute hierhergekommen, um euch mit einer größeren Herausforderung zu konfrontieren, als ihr sie vielleicht zu bewältigen vermögt. Die Sache wird euch nicht gefallen. Sie gefällt auch mir nicht, aber die Umstände verlangen es. Wir Schwarzgardisten beurteilen die äußeren Umstände mit Gleichmut. Wir sind ungerührt. Und wir überwinden sämtliche Hindernisse.«
Mit einem Mal waren alle auf die Vorderkanten ihrer Stühle gerutscht.
»Wie ihr inzwischen vielleicht wisst, haben auch wir Schwarzgardisten mitgekämpft, als Garriston gefallen ist. Die Schwarze Garde hat sich wie erwartet heldenhaft geschlagen. Und unsere Verluste waren tragisch. Kugeln fliegen nicht an den Tapferen vorbei. Die Schwarze Garde war schon immer eine Elitestreitkraft und unsere Zahl immer klein. Wir können keine großen Verluste hinnehmen und trotzdem unsere Aufgaben erfüllen. Daher werden wir statt nur der obersten sieben eures Kurses diesmal die obersten vierzehn in unsere Reihen aufnehmen.«
Das erste Gefühl war eines der Erleichterung. Vierzehn Plätze! Das konnte Teia schaffen!
Einige im Kurs stießen Freudenrufe aus – indes kam der Jubel von Leuten, die hofften, es unter die obersten vierzehn schaffen zu können, und die wussten, dass sie es nicht unter die obersten sieben geschafft hätten. Die Jungen, die sich bereits sicher gewesen waren, dass sie es schaffen würden, wirkten nicht so erfreut.
Eisenfaust verzog das Gesicht. »Ja«, fuhr er fort. »Die Schwarzgardisten vorangegangener Kurse werden auf euch herabschauen. Ich möchte, dass ihr euch dem stellt, als Kurs, und es so akzeptiert. Und ich möchte, dass jeder unter euren obersten vierzehn genauso gut ist wie die obersten sieben früherer Kurse. Wir haben eine Aufgabe. Wir brauchen Schwarzgardisten, um sie zu erfüllen. Ich werde auch weiterhin jeden rausschmeißen, der mit seiner Aufgabe nicht fertigwird. Ich erweitere außerdem mit sofortiger Wirkung den Kreis derjenigen, denen ein Schwarzgardistengehalt gezahlt wird. Ihr werdet Elitekämpfer sein, und so sollt ihr auch bezahlt werden. Wenn ihr Freunde habt, die hervorragende Kämpfer sind oder das Zeug dazu haben, welche zu werden, ermuntert sie, sich dem nächsten Kurs anzuschließen. Wir werden von nun an vier Kurse pro Jahr abhalten statt wie bisher zwei. Wenn ich richtigliege, werden wir alle in den nächsten Jahren vertrauenswürdige Kameraden nötig haben. Nicht alle von uns werden es schaffen.«
Eisenfaust nahm seine Ghotra ab. Sein Kopf war zum Zeichen der Trauer kahlrasiert, und sein Gesicht war kummervoll, aber entschlossen. »Eure Vorgänger sind in Verteidigung der Sieben Satrapien gestorben, in Verteidigung des Prismas, in Verteidigung der Weißen. Viele Leute werden euch anblicken und Kinder sehen, aber ich bitte euch, eine erwachsene Entscheidung zu treffen. Seid ihr bereit zu sterben, vielleicht allein, weit entfernt von zu Hause, ohne dass überhaupt jemand weiß, was für Helden ihr wart? Ich kann euch
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