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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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zwinkerte ihr zu und drehte sein Rad. Sie verzog das Gesicht und drehte ihres. Wenn er das nächste Mal zu flirten versuchte, würde sie ihn abblitzen lassen. Man zwinkert jemandem, mit dem man gleich kämpft, nur dann zu, wenn man ihn nicht ernst nimmt.
    Was dachten sich die Jungs eigentlich? Dass sie dafür trainierte, niedlich zu sein?
    Die Räder blieben bei Grün oder Rot stehen. Grausteins selbstzufriedene Miene sagte ihr, dass die Farbe tatsächlich Grün war – verdammt! Und die Waffe war das Rapier.
    Sie und Graustein nahmen ihre Degen entgegen. Er hantierte ein wenig mit dem seinen herum, aber sie wusste, dass es nur Spielerei war. Die Schwarzgardisten warfen ihre Auszubildenden ins kalte Wasser. Wer nicht begriff, dass man bei diesen Kämpfen die anderen beobachten und herausfinden musste, wer was gut konnte, verschwendete seine Zeit. Bei den wöchentlichen Kämpfen ging es genauso sehr darum, Bedrohungen auszuspähen, wie darum, die eigene Position zu verteidigen. Graustein war recht geschickt im Umgang mit dem Rapier. Schlecht für Teia. Er war zwar mit dem Ataghan oder anderen schwereren Klingen viel geübter und handhabte das Rapier allzu oft wie eine dieser Waffen, aber er kannte seine grundlegenden Kampfpositionen und Paraden.
    Sie konnte gewinnen – und würde ohne Zweifel gewinnen, wenn er das Rad nicht auf Grün gedreht hätte.
    Sie nahmen ihre Plätze in dem Kreis ein, stellten sich einander gegenüber und nickten sich zu. Er zwinkerte erneut.
    Im Ernst: Wenn er ihr noch ein einziges Mal zuzwinkerte, würde sie ihm ins Gesicht boxen.
    Sie grinste bei dem Gedanken.
    Er schien das als Ermutigung zu werten.
    Die Aufseher schoben die grünen Filter über die Kristalle hoch über ihnen, und der Kreis wurde mit grünem Licht geflutet.
    Sie startete sofort einen wütenden Angriff. Trieb ihn zurück und immer weiter zurück. Er trat aus dem grünen Lichtstrahl in die Dunkelheit. Sie erhöhte ihren Druck.
    Er war gerade dabei, sich wieder von seiner Überraschung zu erholen, als er mit dem hinteren Fuß auf die Kreislinie trat. Wenn er hinaustrat, hatte er verloren.
    Graustein senkte den Blick. Als er Teias nächsten Angriff parierte, verlor er seine Deckung – und ihr nächster Hieb krachte hart auf seine Hand hinunter.
    Sein Rapier fiel klappernd zu Boden, und das stumpfe Ende von Teias Waffe drückte sich einen Moment später unter sein Kinn.
    Ein Sieg.
    »Hübsch gemacht«, bemerkte Graustein.
    »Halt den Mund.«
    Sie stürmte davon. Sie hätte einen der Jungen über ihr herausfordern können. Aber sie war bereits unter den obersten sieben, und die beiden Jungen über ihr waren wahrhaftig hervorragend. Bestenfalls konnte sie hoffen, am Ende auf Platz zwei zu sein; es sei denn, sie hatte unverschämtes Glück gegen Kruxer, der allen anderen im Kurs haushoch überlegen war. Nüchterner betrachtet war sie wahrscheinlich so ungefähr die Nummer zehn im Kurs. Wenn sie ihren Platz unter den obersten sieben behalten wollte, würde sie bei den nächsten drei Prüfungen ein wenig Glück mit den Farben haben müssen.
    Aber je mehr sie jetzt kämpfte, umso mehr Gelegenheiten hatten die anderen, sich ein Bild von ihren Fähigkeiten zu machen. Sie wollte ganz am Ende gut dastehen und nicht etwa bis kurz vor dem Ende.
    Also forderte sie niemanden heraus. Es war vielleicht ein klein wenig gemein, aber es war auch klug. Ihnen allen boten sich während des Trainings reichlich Gelegenheiten, sich einen Eindruck vom Können der anderen zu verschaffen, aber sie alle versuchten auch, mit ihren Glanzseiten möglichst hinterm Berg zu halten. So lange, bis die Aufnahme geschafft war.
    Teia sah bei den letzten Kämpfen zu und vermerkte erneut, mit welcher Kunstfertigkeit die besten Kämpfer zur Sache gingen. Alle hatten in diesen letzten sechs Runden Pech – niemand erwischte seine eigene Farbe, daher zählte nur die rein körperliche Kampftechnik. Sie glaubten schon, jetzt gehen zu dürfen, als Ausbilder Fisk ihnen mitteilte, dass Hauptmann Eisenfaust persönlich das Wort an sie richten wolle.
    Beim bloßen Anblick des Hauptmanns schlug Teias Herz schneller. Es hieß, dass er in seiner gesamten eigenen Ausbildung nicht einen einzigen Kampf verloren hatte. Sein jüngerer Bruder, der zwei Kurse nach ihm der Schwarzen Garde beigetreten war, war ebenfalls unbesiegt geblieben. Als die beiden schließlich in einem Schaukampf gegeneinander angetreten waren, war es so gewesen, als prallten Giganten aufeinander. Tausende

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