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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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nicht einmal versprechen, dass euer Leben oder euer Tod den Sieg bringen wird. Ich kann euch lediglich versprechen, dass ich, solange ich atme, solange ich euch anführe, nicht zulassen werde, dass ihr ohne Sinn geopfert werdet. Das ist alles, was ihr habt. Das und die Brüder und Schwestern, die ihr um euch herum seht. Wenn ihr das nicht wollt – gut für euch. Geht und führt anderswo ein glücklicheres, sichereres Leben. Aber kommt morgen nicht wieder. Denn ab morgen wird alles nur härter.«
    Er warf seine Ghotra auf den Boden und ging davon.
    Die Schüler sahen ihm nach.
    Einige applaudierten, andere jedoch schauten zu Kruxer hinüber. Der streckte die Hand mit der Innenfläche nach unten aus: nein, nicht klatschen. Und das – der Moment, als sich ein Dutzend Schüler Kruxers Handbewegung fügten und Kruxer sich dieses Sichfügen zunutze machte, um genau das Richtige zu tun – war der Moment, in dem Teia begriff, dass Kruxer eines Tages der Hauptmann der Schwarzen Garde sein würde.
    »Wir haben Krieg«, ergriff Kruxer das Wort. »Der Farbprinz ist in Atash einmarschiert. Mittlerweile ist wahrscheinlich bereits die Stadt Idoss gefallen. Und seine Ketzereien breiten sich aus. Er sagt, die Eide, die wir der Chromeria leisten, seien nicht bindend. Es ist eine Lüge, die der tiefsten Hölle entsprungen ist. Geht und sprecht mit euren Gönnern und findet heraus, wem ihr die Treue halten wollt. Kommt erst zurück, wenn ihr euch darüber im Klaren seid. Wer in einer Woche nicht wieder da ist, ist draußen.« Er zögerte kurz. »Können wir das so machen, Herr?«
    Ausbilder Fisk hatte die ganze Zeit über geschwiegen. Jetzt sahen die Schüler ihn an. Schließlich hatte er das Sagen. Er nickte.
    Kruxer schritt durch die Reihen der Schwarzgardistenanwärter, und alle Augen ruhten auf ihm. Ehrfürchtig hob er Eisenfausts Ghotra auf, legte sie sorgfältig zusammen und ging davon.
    Die Übrigen im Kurs machten sich ebenfalls auf den Weg. Keiner brach das lastende Schweigen.

37
    Gavin folgte dem Dritten Auge zu einer Lichtung am Rande des Urwaldes. Ein Feuer brannte, um die Kühle des Abends zu vertreiben, fröhliche Laternen hingen von den Zweigen eines Jambu-Baumes, und ihr Licht beschien seine reifen rosafarbenen Früchte. Auf dem Boden waren Teppiche ausgebreitet. In der Mitte eines der Teppiche befanden sich eine Schale mit Wein und eine größere Schale mit Feigen, Jambus und anderen Früchten.
    Das Dritte Auge setzte sich im Schneidersitz auf den Teppich, und beim Überkreuzen der Beine wurden ihre Schenkel bis hinauf zu den Knien entblößt. Sie deutete auf den Platz ihr gegenüber, und Gavin setzte sich.
    »Also, wie seid Ihr hierher auf die Seherinsel gekommen?«, eröffnete Gavin das Gespräch. »Wie bekommt man ein weiteres Auge?« Er grinste sie an.
    Sie schenkte ihm keine Beachtung, wandte das Gesicht zum Himmel, betete und segnete ihre Mahlzeit. Er versuchte, nicht auf ihre Brüste zu starren, wenn sie tief Luft holte. Stattdessen linste er zu Karris hinüber, die im Dschungel Wache stand. Sie sah auf die Brüste des Dritten Auges, dann richtete sie ihren Blick nonchalant wieder auf Gavin. Glaubst du, das war ein Zufall?, fragte sie ihn mit einem winzigen Zucken der Augenbraue.
    Gavin schloss die Augen, um den Anschein zu erwecken, als bete er ebenfalls. Einige Leute mochten die Vorstellung nicht, ihr Prisma könne womöglich nicht fromm sein.
    In eine hübsche Klemme hast du mich hier gebracht, Orholam.
    Er tat so, als beende er sein Gebet. Als er die Augen öffnete, beugte sein Gegenüber sich vor – was für allerlei Ablenkung in ihrem tiefen Ausschnitt sorgte. Sie sagte: »Ich könnte mir vorstellen, dass Ihr Eure … Leibwächterin? … nun entlassen wollt. Es gibt Dinge, die ich unter vier Augen mit Euch zu besprechen wünsche.«
    Gavin drehte sich zu Karris um, die natürlich alles, was die Frau sagte, mitgehört hatte.
    »Ich werde nicht gehen«, erklärte Karris, »es sei denn, diese beiden Frauen mit Musketen, die Ihr im Wald positioniert habt, ziehen sich zurück und ich kann Euch nach Waffen durchsuchen.«
    Das Dritte Auge ließ ihren Blick über den Urwald schweifen. Dann stand sie anmutig auf. Augenscheinlich von den Laternen etwas geblendet, blickte sie in die falsche Richtung. »Clara, Cezilia, seid ihr das? Ich habe euch doch gesagt, dass mein Leben nicht in Gefahr ist. Vielleicht eher meine Tugend. Bitte, zieht euch jetzt zurück.« Sie drehte sich zu Karris um. »Tut Euch keinen

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