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Die blonde Witwe

Die blonde Witwe

Titel: Die blonde Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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zu.
    Ich lockte ihn leise. Er verharrte einen Augenblick, kam dann freudig winselnd zu mir, schüttelte sich vor mir und durchnäßte mich mit einem Sprühregen von Wassertropfen.
    Ich watete zum Boot zurück. Der Hund folgte mir am Ufer. Er schien nicht gewillt, noch einmal ins Wasser zu gehen. Vielmehr fing er an, in den Uferbüschen herumzuschnüffeln.
    Ich rief ihn, versuchte ihm zu erklären, daß jetzt absolut keine Zeit dafür sei, wählerisch zu sein, aber er kam nicht.
    Dafür sah ich Licht durch die Büsche schimmern, vom Parkplatz her, und ich hörte laute Stimmen.
    So laut und so unbekümmert konnte sich nur die Landpolizei einem Mordplatz nähern.
    Hesekiel kam nicht. Ich mußte ihn aufgeben, wenn ich mich retten wollte.
    Aber gerade, als ich mein Boot erreicht hatte, kam auch der Hund an. Er hatte etwas in der Schnauze, etwas Weißes, aus zerfleddertem Papier.
    Ich hob ihn ins Boot, stieß es vom Sand los und ließ den Elektromotor laufen.
    Sanft und fast ohne Geräusch entfernte ich mich vom Ufer, wo es inzwischen immer lebendiger wurde. Vom See aus sah ich, wie es im Bootshaus hell wurde, und über das Wasser her kamen abgerissene Fetzen von Rufen und Kommandos.
    Es war genauso, wie ich es mir zurechtgelegt hatte. Die Landpolizei war an der Arbeit, vermutlich von dem wirklichen Mörder verständigt.
    Nur konnte mir jetzt nichts mehr passieren, denn es gab keinen Zusammenhang mehr zwischen mir und der Toten.
    Langsam fuhr ich, ziemlich weit draußen auf dem See, nach Starnberg zurück.
    Hesekiel lag neben mir und knautschte und kaute auf dem Papier herum, riß es in kleine Fetzen und verstreute sie auf dem Boden des Boots.
    Um mir Arbeit zu sparen, nahm ich ihm das Zeug weg, nasses Papier, ein härterer Umschlag, ein kleines Heft.
    Ich riskierte ein Streichholz.
    Es war ein Postsparbuch, arg mitgenommen von Hesekiels Zähnen, aber noch ein Postsparbuch.
    Die letzte Abhebung von fünfzig Mark war am 4. April vorgenommen worden; nur noch zwei Mark standen auf dem Konto.
    Ich schlug es auf, blätterte — und da stand es: Jeremias Petersdorff.
    Mein Postsparbuch!
    Ich hatte es bei meinem Auszug nicht vermißt. Man vermißt nichts, was keinen Wert mehr hat. Aber sie hatten es gefunden, als sie mir die Pistole ins Zimmer schmuggelten, und sie hatten es mitgenommen, für alle Fälle.
    Und jetzt hatten sie es draußen vor dem Bootshaus weggeworfen im Vertrauen darauf, daß es schon irgend jemand finden und der Kripo geben würde.
    Womit dann der neuerliche Beweis erbracht gewesen wäre, daß dieser Jeremias Petersdorff ein Massenmörder war.
    Ich mußte Andrea suchen und finden.
    Langsam kam die Strandpromenade mit ihren Lichtern näher. Sollte ich mich heimlich verdrücken, das Boot irgendwo treiben lassen?
    Es war unmöglich, denn die junge Frau hatte meinen Führerschein und hundert Mark als Pfand für das Boot. Ich mußte zurück und es abliefern.
    Ich fand das Bootshaus. Die junge Frau winkte mir zu. Ich legte sanft an.
    »Na?« fragte sie. »So schnell schon zurück? Es hat wohl nicht geklappt?«
    »Nein«, sagte ich. »Es hat gar nichts geklappt. Sie hat mich einfach versetzt.«
    Sie gab mir meinen Führerschein und den Hunderter zurück. Außerdem erhielt ich noch siebzig Mark zurück.
    »Dreißig genügen«, sagte sie. »So lange waren Sie ja nicht unterwegs. Und für die Enttäuschung auch noch eine Menge Geld zahlen — Na, vielleicht ein andermal, ja?«
    »Vielleicht«, sagte ich. »Vielen Dank und gute Nacht.«

    Ich kannte den Weg nach Pöcking schon und trottete mit meinem Koffer und Hesekiel zurück zum Hotel »Seeadler«, um mir Doris Ghia zu holen.
    Im Schutz der Bäume pirschte ich mich an den Parkplatz heran, fand auch den hellgrünen Ghia, aber quer davor stand ein hellgrauer Buick.
    Sie hatten mich blockiert. Es war der gleiche hellgraue Buick, mit dem ich Andrea und Holzinger hatte fortfahren sehen. Konnte er inzwischen in Reichenhall gewesen sein?
    Etwa um fünfzehn Uhr dreißig waren sie abgefahren. Jetzt war es kurz vor vierundzwanzig Uhr, also eine Differenz von gut acht Stunden. In dieser Zeit konnte man leicht von Starnberg nach Bad Reichenhall und zurück kommen.
    Vor dem Ghia war eine Steinmauer, dahinter der Buick. Eine hoffnungslose Sache. Die Firma Holzinger war auf Draht, das mußte man ihr lassen. Sie hatten mit allem gerechnet.
    Vielleicht hatten sie sogar gedacht, ich würde gar nicht zum Bootshaus kommen, vielleicht...
    Ich sah einen Schatten zwischen den parkenden Wagen

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