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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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malen. Verstehen Sie jetzt?«
    Daniel Browne war rot vor Anstrengung. Er nahm den Blick nicht von Jake, als hinge sein ganzes Dasein von dessen Antwort ab.
    Jake versuchte, seine Verlegenheit zu verbergen. »Jetzt hör mir mal gut zu, mein Junge. Ich bin dir für Jennys Porträt sehr dankbar. Und ich werde dir diese Malutensilien bringen wie versprochen. Aber was du dann damit anstellst, ist dein Bier.«
    Damit schwang er sich in den Sattel und ritt davon. Auf dem Kamm des Hügels blickte er sich etwas unbehaglich um. Daniel Browne stand noch an derselben Stelle und sah ihm nach.

    »Jesses, Horatio! Das ist der Beweis. Künstler sind tatsächlich ein bisschen verrückt.«

    Auf dem Weg zum Shamrock and Thistle Inn wurde Jake bewusst, wie wichtig Jennys Porträt bei seiner Suche war, doch kam diese unerwartete Einsicht mit einem schmerzhaften Stich.
    »Wenn Jenny meint, sie könnte sich vor mir verstecken, indem sie sich unter einer schwarzen Perücke versteckt, ist sie auf dem Holzweg, Horatio. Dazu braucht es schon etwas mehr«, sagte er laut.
    Die Erinnerung an sie war derart stark, dass er seine Gedanken lieber auf die Witwe Smith lenkte. Wie glücklich sie gewesen war, als er ihr die Papageienfeder in den Hut gesteckt hatte, wie diese verwirrenden Augen seine Gedanken zu lesen schienen, und wie er vor Schmerz fast den Verstand verloren hatte, bis sie ihn an die Brust gedrückt und mit ihrem Körper gewärmt hatte.
    Am Shamrock and Thistle Inn, wo Saranna laut Mac nach dem Unfall Alarm geschlagen hatte, stieg er vom Pferd. Vielleicht wusste der Wirt etwas.
    Nachdem er Horatio zum Wassertrog geführt hatte, folgte er den lauten Stimmen in die Kneipe. Ein junger Mann stand unter einem gerahmten Porträt der hübschen Königin Victoria und stritt sich lauthals mit dem Wirt Fingal Mulley.
    Man sah seinen aristokratischen Zügen an, dass er aus England stammte, und der modische Schnitt seines Jacketts zeugte von einem Londoner Herrenausstatter. Sein kurzer Militärschnitt und sein arrogantes Auftreten verkörperten alles, was Jake verabscheute.
    »Mein Anwalt hat Beweise dafür, dass Keziah Stanley alias Mrs. Smith in dieses Land gekommen ist. Sie wird polizeilich gesucht: wegen Diebstahls und Entführung meines Kindes.«
    Jake war sprachlos. Liebe Güte! Was hat jetzt auch noch ein Kind damit zu tun ?

    »Wir Morgans lassen uns nicht von einer herumstreunenden Zigeunerin hereinlegen. Ich warne Sie, Mulley, wenn Sie mit dieser Betrügerin unter einer Decke stecken, wird es Sie teuer zu stehen kommen. Ich sorge dafür, dass Sie Ihre Lizenz verlieren!«
    Mulley warf sich dem Engländer vor lauter Angst fast vor die Füße.
    Jake unterbrach ihn mit schleppender Stimme. »Hey, Fingal, was muss man als rechtschaffener Kerl anstellen, um bei dir ein Albion Ale zu bekommen?«
    Mulley machte einen Schritt auf Jake zu, dann wieder einen zurück, ohne recht zu wissen, wo seine eigentlichen Interessen lagen.
    Plötzlich sagte Jake: »Gib dem New Chum einen von mir aus. Der arme Kerl jagt einem Phantom hinterher.«
    Jakes Pfeil hatte ins Schwarze getroffen. Der Engländer richtete sich auf.
    »Was geht Sie diese Zigeunerschlampe an?«
    »Ich bin der Fahrer, der mit der Kutsche den verflixten Abhang hinabgestürzt ist!«
    Der Engländer streifte Jakes schlammverkrustete Stiefel mit einem verächtlichen Blick und fragte nach seinem Namen.
    Jake ballte kampfbereit die Fäuste. »Ich heiße Jake Andersen. Und Sie?«
    Die Antwort war eisig. »Caleb Morgan aus Morgan Park in Lancashire.«
    »Mir ist es egal, wer Sie sind oder was Sie von der Dame halten. Ich war dort. Ich sah sie sterben.« Jakes Stimme war gefährlich leise. »Wollen Sie mich als Lügner bezeichnen?«
    Caleb erwiderte Jakes feindseligen Blick. Zwar hatte Jakes Offenbarung ihn leicht aus der Fassung gebracht, doch gewann er seine gewohnte Überheblichkeit sehr schnell zurück. Sein Blick schweifte von Jake zu Mulley und den übrigen Gästen.
    »Das Wort eines Engländers ist Gold wert. Ich werde umgehend nach Sydney Town zurückfahren und eine Belohnung von
zweihundert Guineen auf Keziah Stanleys Verhaftung aussetzen. Sie haben die Wahl. Entweder liefern Sie sie aus oder Sie wandern nach Norfolk Island!«
    Damit warf Caleb Morgan sich den Umhang um und verließ die Kneipe.
    Jake schob sich den Hut ins Genick und wandte sich an den Wirt. »Gib mir einen doppelten Whisky, Kumpel, und schenk dir auch einen ein!«
    Jake wusste, dass er einiges auf dem Kerbholz hatte, er

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