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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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einer Fuhre Heu nach Ogden Park unterwegs. Ich schaue mal kurz weg, während du dich am Whisky hinten im Karren bedienst.«
    »Danke, Kumpel. Ich bin so ausgetrocknet wie ein totes Schaf.«
    Jakes Frage klang beiläufig. »Könntest du meinem Freund Gem Smith möglicherweise eine Botschaft übermitteln?«
    Taffy nickte nur, ohne die Flasche abzusetzen.
    »Gem behauptet, er sei zuhause ein Champion im Faustkampf gewesen. Sag ihm, ich wette zwanzig Pfund darauf, dass ich ihn schlagen kann. Aber zuerst müssen wir uns unterhalten. Ich werde mein Lager am Mutmutbilly-Sumpf aufschlagen.«
    »Noch vor Sonnenuntergang wird er deine Botschaft erhalten«, versprach Taffy.

    Als Jake seine Schlafdecke neben dem Lagerfeuer ausbreitete, überzog die untergehende Sonne den Himmel hinter den Bergen mit orangefarbener Glut. Der mit einer Kakadufeder geschmückte Hut lag auf seinem Gesicht, um die Mücken zu entmutigen. Er hatte gehört, dass die Verwendung des doppelten mut in der Sprache der Eingeborenen die doppelte Menge an Mücken bedeutete. Himmel, Arsch und Zwirn! Untertrieben haben sie nicht!
    Als er einen einsamen Reiter kommen hörte, tat er so, als schliefe er, behielt die Hand jedoch in der Nähe der versteckten Pistole.
    Die Stimme klang dunkel und seidenweich. »Du glaubst also, du könntest mich schlagen, Kamerad?«
    Jake schlug ein Auge auf. »Davon gehe ich aus.«
    Gem lachte und sprang vom Pferd. Jake sah aus dem Augenwinkel, wie sein goldener Ohrring funkelte. Die Münzen auf
Gems Weste, der silberne Pistolengriff und sein fein gearbeiteter Silbergürtel bestätigten die Gerüchte. Gypsy trug mehr Gold und Silber am Körper, als in der Bank von England lagerte.
    Beiläufig packte Jake das frische Brot heraus, das er in Bolthole gekauft hatte. Gem musste das ewige Buschbrot und die von Ungeziefer verseuchten Kekse satthaben. Dann präsentierte er schwungvoll eine Flasche Rotwein mit einem eleganten Etikett.
    »Ein neuer Wein aus Hunter Valley. Wie wäre es mit einem Schluck?« Jake achtete darauf, Gem den Becher mit der rechten Hand zu reichen. Er wusste, dass Gem Rotwein trank. Er hatte gesehen, wie Keziah einen Schluck Wein auf die Erde kippte, ehe sie trank, als Dank an die Götter.
    Gem tat dasselbe, dann probierte er den Wein. »Ein guter Tropfen, nicht wie der in den Kneipen.«
    »Ich habe ja auch nicht jeden Tag mit einem Faustkämpfer zu tun, der mir in etwa ebenbürtig ist.«
    Gem lachte. »Ich kann dich in zwei Runden fertigmachen. Aber warum willst du unbedingt so jung ins Gras beißen?«
    »Ich mache dir ein Angebot. Wenn du wirklich so gut bist, wie du behauptest, wirst du es nicht abschlagen können.«
    »Und das wäre?«
    »Ich weiß, welches Risiko ich eingehe, wenn ich dir das verrate. Du bist so etwas wie eine lebende Legende hier. Jeder kennt Gypsys hitziges Temperament.«
    Gem richtete sich stolz auf und machte Jake ein Zeichen fortzufahren. Der reichte ihm das Brot.
    »Versprichst du mir, dass du mich nicht gleich über den Haufen schießt, wenn ich es dir sage?«
    Gems Lachen hallte durch die Nacht, während er Jake auf den Rücken klopfte. »Du bist ganz schön dreist, weißt du? Aber deine Art gefällt mir! Du hast mein Wort, ich krümme dir kein Haar.«
    »Es geht um die Ehre einer Dame. Nein, nein, nicht meine Frau! Es geht um eine Freundin in Not.«

    Gem forderte Jake mit einer Handbewegung auf, ihren Namen zu nennen. Jake zögerte.
    »Sie muss sich vor dem Gesetz verstecken. Es ist jemand, den wir beide kennen. Keziah Stanley.«
    Gem sprang unvermittelt auf und fing an zu fluchen, halb auf Roma, halb auf Englisch, gespickt mit ein paar Knastausdrücken, doch die Pistole zog er nicht.
    Jake wartete, bis er sich beruhigt hatte, bevor er fragte: »Heißt das, dass du auf die zwanzig Pfund verzichten willst?«
    »Warum, zum Teufel, willst du um sie kämpfen? Sie ist eine Hure und die Tochter einer Hure!«
    »Warum regst du dich dann so auf?«
    »Weil sie meine Hure ist!«
    »Daraus entnehme ich, dass sie dir nicht völlig egal ist«, erklärte Jake. »Dann geh und sag es ihr. Die Frau ist verrückt nach dir.«
    Gems Augen blitzten vor Wut auf. »Du bist ja nur selbst auf sie scharf!«
    »Unsinn, ich habe genug Frauen, die mich auf Trab halten, vielen Dank! Deine Frau ist nichts weiter als ein Kumpel, aber sie hat mir einmal das Leben gerettet, und ich kann es nun mal nicht leiden, einer Frau etwas schuldig zu bleiben.«
    Gems Stimme klang schwer vor Hass. »Nicht mal im Sarg würde ich mich

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