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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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Sünde vor Gott!«, rief Daniel spontan.
    »Vermutlich, aber Fürsten haben ihre eigenen Regeln.«
    Hastig wandte sich Daniel dem dritten Bild zu, das ihn angesprochen hatte, einer Landschaft, die der dazugehörigen Karte zufolge die Kolonie New South Wales um 1800 zeigte.
    »Diese fremdartigen Bäume und dieser unglaublich blaue Himmel sind im Empire nicht vorstellbar. Es verstößt gegen alle ästhetischen Gesetze – und doch existiert es.«

    Maynard Plews musterte Daniel. »Was würdest du denn am liebsten malen, mein Junge?«
    Daniel spürte, dass seine ganze Zukunft auf dem Spiel stand. Er wusste nicht, was er sagen sollte, aber als die Antwort aus ihm herausbrach, begriff er, dass es die Wahrheit war.
    »Die Seele eines Menschen.«
    Maynard Plews nickte, als gefiele ihm die Antwort. Daniel forderte sein Glück noch stärker heraus.
    »Verzeihen Sie, Sir, ich stehle Ihnen Ihre Zeit.«
    »Ach, es gibt ohnehin nicht viel zu tun. Halb Chester ist auf den Beinen, um den ersten Maitag zu feiern, und ich habe nur einen kleinen Auftrag, ich soll ein paar beschädigte Rahmen von vernachlässigten, alten Gemälden reparieren.«
    Daniel ergriff die Gelegenheit beim Schopf. »Brauchen Sie Hilfe, Sir? Ich bin ein guter Handwerker. Ich kann einigermaßen lesen und schreiben. Ich werde niemals müde. Ich bin stark. Zuverlässig. Ehrlich.« Rasch zog er das Zeugnis des Vikars aus der Tasche.
    Nachdem Maynard Plews es gelesen hatte, deutete er auf eine Tür, die zum Keller führte. Dort würde Daniel eine Kammer mit einem Bett und einen Waschtisch finden. Hinter der Tür hinge ein Arbeitskittel. Dann erklärte ihm der Galerist, dass er jemanden suchte, der im Haus wohnte und so die Bilder bewachen konnte.
    »Vikare stellen Dieben bestimmt keine guten Zeugnisse aus!«
    In einer halben Stunde hatte Daniel den ganzen Raum gefegt und mit solcher Inbrunst Kisten übereinandergestapelt, dass er sich einbildete, zu sehen, wie sein Arbeitgeber an seinem Schnurrbart zupfte, um ein Lächeln zu verbergen.
    Daniel Browne war im siebten Himmel. Er hatte bezahlte Arbeit, einen Platz zum Schlafen, und nach Feierabend konnte er die Kunstwerke studieren, den Pinselstrich der verschiedenen Künstler, ihre Verwendung der Farben und ihre Perspektive vergleichen.

    Nachdem Plews am Abend gegangen war, rannte Daniel hinunter zu seinem Quartier. Zuallererst befestigte er das Bild seiner toten Mutter an der Wand.
    Sanft berührte er ihr Gesicht. »Warte nur, Mutter. Ich bin auf dem Weg.«
    Plötzlich durchfuhr ihn ein Gedanke. Warum war unter den drei Gemälden, für die er auf sein Essen verzichten würde, nicht das der Jungfrau Maria gewesen? Die Antwort kam mit einer Wucht, die ihn ebenso erregte wie erschreckte.
    Ich werde die Jungfrau selbst malen und beweisen, dass ich ein größerer Maler bin als mein Vater .

VIER
    I n den ersten Wochen nach Jennys Verschwinden klapperte Jake alle Siedlungen innerhalb der Reichweite von Penrith, Parramatta und den Dörfern entlang der Coach Road bis nach Sydney Town ab. Das kleine Landhaus von Mrs. Troy in Parramatta war komplett leer geräumt, und irgendwer hatte ein Schild mit der Aufschrift »Zu vermieten« an die Tür genagelt. Ihre Nachbarn erzählten, dass sie ganz plötzlich aufgebrochen war, allein in einer Kutsche. Niemand wusste, wohin. Jake spürte, wie ihm die Bitterkeit aufstieß, wenn er sich die Antwort ausmalte. Wahrscheinlich bezahlt jetzt Jennys gottverdammter Beschützer die Miete für die alte Vettel, so wie vorher ich. Dummkopf, der ich war .
    Nichts ergab noch einen Sinn. Warum hatte Jenny ihn verlassen, ohne ihm je einen Hinweis darauf zu geben, dass sie unglücklich war? Er hatte nur einen Wunsch, diesem feigen Hund den Hals umzudrehen. Sich zurückzuholen, was ihm gehörte: seine kleine Prinzessin. Und was war mit Jenny? Was würde er empfinden, wenn er sie wiedersah? Darauf hatte er keine Antwort. Tagsüber wurden alle Gefühle von blinder Wut verdrängt. Nachts drängte sich Jenny in seine Träume. Die Visionen von ihr waren so schmerzlich, dass sie ihm den Schlaf raubten und er am nächsten Morgen wie gerädert war.
    Im Grunde seines Herzens fühlte er sich erniedrigt, weil sie ihm Hörner aufgesetzt hatte. Doch sein Stolz verbot es ihm, sich irgendwem anzuvertrauen. Er ging sogar seinem alten Andersen-Clan aus dem Weg. Er würde sich eine Maske aufsetzen und der Welt zeigen, dass ihm alles egal war – nur sein Kind wollte er wiederhaben. Er versuchte, den Rest seines Geldes

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