Die Blüte des Eukalyptus

von dieser Frau berühren lassen!«
    »Na schön«, antwortete Jake und konnte nur mit Mühe seinen Ärger darüber verbergen, dass Gem Keziah als Hure bezeichnet hatte. Er reichte ihm die Flasche und schwieg, bis Gem auf sein Angebot zurückkam.
    »Du bietest mir also dreißig Pfund dafür, dass ich dir das Hirn aus dem Schädel schlage.«
    »Moment mal! Die Rede war von zwanzig.«
    »Fünfundzwanzig!«, sagte Gem hastig.
    »Du hältst mich wohl für einen Goldesel, wie? Zwanzig ist alles, was ich besitze.« Jake zog seinen linken Stiefel aus und schüttete den Inhalt des Geldbeutels auf die Decke.

    Gem staunte. »Also doch kein Bluff. Und was soll dein Gewinn sein, falls deine kühnsten Träume wahr werden und du mich schlägst?«
    »Wenn du gewinnst, bekommst du den Geldbeutel. Verlierst du, bekommst du die Hälfte des Geldbeutels, aber du musst mir etwas versprechen.«
    »Wo ist der Haken?«
    »Es gibt keinen. Wenn ich gewinne, nimmst du Keziah zur Frau zurück, so wie sie es sich wünscht, oder du lässt sie gehen, und zwar für immer.« Jake wählte seine Worte mit Bedacht. »Für den Fall, dass ihr beide rückwärts über den Besenstiel springt, möchte ich Zeuge sein.«
    »Was bist du eigentlich?«, fragte Gem überrascht. »Ein didikai ?«
    »Jesses, was, zum Teufel, ist das nun wieder?«, erwiderte Jake.
    »Jemand, der einen Roma-Großvater hat. Hast du einen?«
    »Nicht dass ich wüsste, Kumpel.«
    Gem streckte ihm die Hand entgegen. »Wenn du deine fünfundzwanzig Pfund unbedingt loswerden willst.«
    »Zwanzig!«
    »Na gut, zwanzig, dafür, dass ich dir eine Lektion im Faustkampf erteile. Abgemacht.«
    Als Gem mit beiden Händen seine Rechte drückte, grinste Jake. Sein Gegner hatte nicht bemerkt, dass er Linkshänder war – diese kleine Überraschung würde er erst im Ring entdecken.
    »Du wählst Zeit und Ort«, sagte Jake.
    Gem schwang sich auf sein Pferd. »Am Tag der Wettrennen zur Krönungsfeier. Genieß deine Frauen, so lang du noch kannst, Kamerad. Nach der zweiten Runde werden sie dich nicht mehr wiedererkennen!« Dann fügte er schroff hinzu: »Aber Hände weg von meiner Hure!«
    »Keine Sorge, sie ist nicht mein Typ. Ich stehe auf Rothaarige, und obendrein müssen sie klein sein, damit ich sie in meine Jackentasche stecken kann.«

    Nachdem das Hufgetrampel nicht mehr zu hören war, legte sich Jake wieder hin, schob sich den Hut über das Gesicht und seufzte erleichtert. Geschafft!

    In der Market Street von Goulburn bahnte sich Jake einen Weg durch die Menschenmenge, um in der Post seine Briefe abzuholen.
    Vor ihm in der Schlange unterhielten sich zwei englische Kerle über die bevorstehenden Wettrennen zur Krönungsfeier. Sie beklagten sich darüber, dass seit der eigentlichen Krönung schon viele Monate vergangen waren; es sei »ein Fluch, in der Kolonie zu leben, abgeschnitten von allen Ereignissen zuhause«.
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Ogden den Gouverneur zu Gast haben wird«, sagte der eine. »Bestimmt legt er es darauf an, einen guten Eindruck zu machen.«
    »Und ob! Für das Pferderennen hat er eine Trophäe aus Silber spendiert. Er geht wohl davon aus, dass sein eigenes Pferd, Jupiter’s Darling, das Rennen macht. Sein Rivale Thomas Icely wird keinen seiner Vollblüter ins Rennen schicken, und die anderen Gäule stellen kaum eine echte Konkurrenz für ihn dar, oder?«
    Jetzt dämmerte Jake, warum Ogden den teuren Sattel bestellt hatte. Jupiter’s Darling war sein ganzer Stolz, das Pferd stammte von Sky Prince ab, dem ersten Vollblüter, den er aus England importiert hatte.
    Jake nahm einen Brief in Empfang, der in einer ihm unbekannten Handschrift geschrieben war. Dann schlenderte er hinüber zum Traveller’s Home Inn und entzifferte ihn mühsam:
    Dies schreibt ein Freund für mich. Hier folgt eine Geschichte, die Dir gefallen wird. Kurz nach meiner Ankunft in der Kolonie habe ich mir mal ein Pferd namens Sky Prince aus Ogdens Stallungen ausgeliehen und bin damit getürmt. Ich habe es zurückgebracht, aber der Schaden war bereits angerichtet. Und hier der Witz: Für
das Rennen am Krönungstag habe ich einen Hengst angemeldet, den dieser Sky Prince mit einer wilden Brumby-Stute gezeugt hat. Sarishan wird alle anderen Gäule schlagen. Ich verlasse mich darauf, dass Du einen Jockey für ihn findest und den Silberpokal für mich in Empfang nimmst. Ich werde da sein, um zu sehen, wie Ogden tobt.
    Dein Kamerad
    Jake prustete vor Lachen. Was für ein herrlicher Streich, wenn das