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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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Flüstern in seinem Kopf. » Jake, bevor es zu spät ist. Liebe mich. Jetzt gleich .«

    Sydney Town oder Ironbark? Jake wusste, dass es nicht um einen Wettbewerb ging. Dann lenkte er sein Pferd nach Süden. »Zeig, was du kannst, Horatio. Wir müssen es rechtzeitig zur Kirche schaffen. Es gilt eine Hochzeit zu verhindern!«

EINUNDDREISSIG
    N achdem Jake gegangen war, zog sich die Zeit für Keziah quälend in die Länge. Nachts lag sie wach im Bett und war zu niedergeschlagen, um sich Gedanken über den Mondschein zu machen, der ihr nach Überlieferung ihres Volkes weißes Haar oder gar eine Glatze bescheren konnte. Was könnte schlimmer sein als diese lächerliche Hochzeit mit Daniel Browne? Jake hatte sich geweigert, dieses Problem zu lösen. Er hatte ihre Liebe abgewiesen.
    Schließlich dämmerte der Tag, den Nerida » die Sache mit der Freiheit « getauft hatte. Obwohl Keziah sich vorgenommen hatte, keine besonderen Anstrengungen zu machen, erlaubte sie Nerida, ihr Haar mit einem Kranz aus karminroten Zylinderputzblüten zu schmücken, passend zu ihrem neuen Kleid. Später würde sie noch die dazugehörige Jacke anziehen.
    George Hobson ging in dem Anzug, den er auch zur Beerdigung seiner Frau getragen hatte, vor ihrer Hütte auf und ab. Er bot Keziah den Arm an, machte aber keinen Hehl aus seiner Betroffenheit darüber, dass seine angesehene Lehrerin beschlossen hatte, einen ehemaligen Strafgefangenen zu heiraten.
    »Man sollte eine solche Entscheidung nicht überstürzen. Es ist noch nicht zu spät, es sich anders zu überlegen, Miss Plews.«
    »Danke, Mr. Hobson, aber mein Entschluss steht fest.«
    Schicksalsergeben schritt Keziah auf die Kapelle zu und kam sich vor, als wäre sie zum Tode verurteilt. Nerida ging in ihrem prächtigen rotgoldenen Brokatkleid selbstbewusst voran und achtete darauf, dass Murphy und Gabriel Ruhe gaben. Die beiden
trugen identische Pagenanzüge und zankten sich darüber, wer das Samtkissen mit den Ringen tragen durfte.
    Joseph Bloom hatte Keziah taktvoll zu verstehen gegeben, dass der Samstag sein Sabbat sei und er deshalb nicht zur Hochzeit kommen könne. Als sie ihn jetzt auf dem Weg in die Kapelle draußen seine Psalmen beten sah, wusste sie, dass er – wie nicht anders zu erwarten – wenigstens im Geiste bei ihr war.
    Doch ihr Lächeln erstarrte, als sie ihm in die Augen blickte. Wie durch Zauberhand trug er plötzlich eine Richterrobe und eine Perücke. Im nächsten Moment stand er wieder in seinem Morgenanzug da, und seine Augen lächelten ihr über den Rand seiner Brille hinweg zu.
    Keziah erschrak. Seit meiner Kindheit habe ich das Zweite Gesicht. Warum erschrecke ich jetzt so?
    Die Kapelle war zum Bersten voll. Keziah war die Ironie der diversen Gründe bewusst, aus denen die Menschen erschienen waren. Die Strafgefangenen waren aus Respekt vor der Lehrerin gekommen, die so vielen Lesen und Schreiben beigebracht hatte. Sogar der große Sholto konnte nun die Worte auf seinen unzähligen Tätowierungen selbst entziffern.
    Die Protestanten waren da, um Zeuge einer Vereinigung zweier verwandter Seelen im Glauben zu werden. Die Katholiken, weil sie dankbar waren, dass Miss Plews ihren Kindern nicht das Dogma des Protestantismus aufgezwungen hatte. Die walisischen Wesleyaner hatten die besten Stimmen im ganzen Tal, daher stellten sie den Chor. Der Buddhist Sunny Ah Wei kam aus Herzensgründen – Nerida – und um neue Geschäftskontakte zu knüpfen.
    Daniel Browne jedoch war hier, um seine Freiheit zu gewinnen. Er stand in einem dunklen Anzug, den er sich von Mac Mackie ausgeliehen hatte und dessen Hosenaufschläge man hatte herauslassen müssen, damit er ihm passte vor dem Altar. Sein Haar glänzte im Sonnenlicht, das durch die bunten Kirchenfenster fiel. Während Keziah an Hobsons Arm durch den Mittelgang schritt, überraschte sie die Bewunderung, die sie in seinen Augen
erkannte. Er betrachtet mich wie einen Gegenstand, den er malen will. Soll mir recht sein.
    Das dunkle Rot ihres Kleides passte zu dem Blumenkranz auf ihrem losen Haar und ihrem Brautstrauß, doch das Kleid klebte an ihrem Körper, nur ein Träger war von der Schulter herabgerutscht wie als Bestätigung dessen, dass sie keine jungfräuliche Braut mehr war.
    Keziah spürte, wie die versammelten Männer sie anstarrten, sie aber suchte nur einen unter ihnen. Wo, zum Teufel, steckt Jake ?
    Noch ehe er die kleine Kapelle sehen konnte, hörte Jake die blecherne Orgelmusik. Er ließ Horatio grasen und marschierte

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