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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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einer Runde einlud. Als Lily Pompadour die Treppe hinabkam, brauchte sie ihn nur anzusehen. Jeder Muskel seines Körpers war angespannt. Ohne ein Wort bugsierte er sie zur Treppe zurück.
    Sie zuckte die Achseln. »Es tut mir leid, Jake, mein Liebling. Oben wartet ein Kunde auf mich.«
    Jake war nicht in der Stimmung für Diskussionen. Als er die Tür ihres Zimmers aufstieß und den Mann sah, der nackt auf ihrer Bettkante saß, packte ihn die Wut.
    »Nimm deine Hose und scher dich raus! Heute Nacht gehört sie mir!«
    Der Mann war hager und schwächlich, aber kein Feigling. »Ich habe bereits bezahlt, und sie hat mich gewaschen. Ich brauche nicht lange. Danach kannst du sie haben.«
    »Dafür wirst du nicht lange genug leben, es sei denn, du suchst dir eine andere. Hast du kapiert?«
    Daraufhin nahm der Mann seine Kleider und stürmte zur Tür hinaus. Jake kam sich vor wie ein wütender Wikinger.
    Lily fühlte sich bemüßigt, etwas zu sagen. »Ich freue mich immer, wenn du kommst, Jake, aber heute ist nicht Mittwoch.«
    »Von nun an ist Mittwoch, wann immer ich es sage, verdammt noch mal!«
    Lily begriff und wurde ebenfalls aggressiv: »Und was wird heute gefeiert, Jake?«
    »Meine beste Freundin hat geheiratet«, erklärte er, wirkte jedoch alles andere als glücklich.
    Lily erschauerte triumphierend, als er über sie herfiel. »Ja, Jake! Gib mir alles. Ich sorge dafür, dass du sie vergisst, ich mache es dir so gut, dass du sogar deinen eigenen Namen vergisst.«
    Er wusste, dass Lily ihm den Schmerz nehmen konnte, aber es würde eine sehr lange Nacht dauern.

    Für Keziah wurde die Hochzeitsnacht zu einer einsamen Selbsterforschung. Sie legte sich draußen hin, unter Gabriels Fenster, falls er aufwachte. Ein feiner Nieselregen fiel auf ihr Haar.
    Eine Nacht unter den Sternen wie alle Nächte in ihrer Kindheit, nur dass hier in Jakes Welt die Sterne auf dem Kopf standen. Keziah konnte die Sieben Schwestern erkennen, die die gaujo die Plejaden nannten und hier in der südlichen Hemisphäre ein anderes Muster hatten. Jakes Milchstraße erstreckte sich über den Himmel wie die Fata Morgana einer verlorenen Märchenstadt.
    Ob Gem auch unter diesen Sternen schlief? Ob er sie noch hasste? Nein. In dem schrecklichen Augenblick der Wahrheit in der Höhle hatte er »Vergib uns beiden« gerufen. Gem war auf einem völlig anderen drom als sie. Aber wohin würde ihr Weg sie führen?
    Was für eine lächerliche Hochzeitsnacht. Der Bräutigam schlief im Haus, die Braut draußen. Der Einzige, der sie feiern würde, war Jake. Sie stellte sich vor, wie Jake mit vier angeblichen Schwestern im Bett lag. Wie er eine unbekannte Rothaarige vor lauter Lust zum Stöhnen brachte. Was Jake treibt, geht dich nichts an, ermahnte sie sich.
    Und dann passierte es wieder – die Zeit tat sich vor ihr auf. Ihr Blick wurde von der mondbeschienenen Koppel angezogen, auf der Gabriels Pony graste. Auf dem ungesattelten Rücken saß ein rothaariges Kind mit Sommersprossen in schlecht sitzender Kleidung, die aussah, als hätte seine Mutter sie ihm übereilt angezogen.
    Keziah spürte einen Stich von Eifersucht, als ihr klar wurde, dass das Jakes zukünftiger Sohn war. Der Sohn dieser Rothaarigen? Oder der von Jenny? Sie winkte dem Kleinen traurig zu, während sich das Pferd umdrehte und davontrottete. Das Kind verschwand aus ihrem Blick, und nur das Pony blieb.

    Der Schatten einer Wolke zog an Shons Gesicht im Mond vorbei. Keziahs Herz und ihre Lippen beteten: » Mi-duvel , bitte, pass für mich auf Jake auf.«
    Dann sah sie hoch zu Jakes Milchstraße und murmelte: »Wir haben ein Abkommen, nicht wahr, Jake? Ehefrauen und Ehemänner mögen kommen und gehen, wir aber bleiben Freunde für immer. «
    In diesem Moment hörte sie einen schrecklich gequälten Aufschrei aus der Hütte. »Nein, nein! Sie haben es mir versprochen!«
    Sie dachte an den Grundsatz ihrer Puri Dai – eine Heilerin darf einen Leidenden nie im Stich lassen. In der Tür stehend sah sie, wie Daniel auf dem Bauch lag und von einem Albtraum gequält wurde. Sie erstarrte. Sein Hemd hatte sich mit dem Blut aus den Wunden der Peitsche vollgesogen.
    Keziah hatte nie daran gezweifelt, dass ihr Roma-Glaube richtig war. Das ist nicht der Weg, den ich gehen wollte, aber es ist nicht der falsche Weg, sondern der, der mir bestimmt war.
    Sie stahl sich zurück in die Hütte, um ihren Mann mit ihren Fähigkeiten zu heilen. Die ganze Nacht lag der Fremde, den sie geheiratet hatte, wie ein

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