Die Blüte des Eukalyptus
deinen Rat.«
Er runzelte die Stirn. »Mir soll’s recht sein, aber was wird dein Bräutigam dazu sagen? In dreizehn Tagen bist du Mrs. Browne. Ich will den Leuten in Ironbark keine Munition für ihren Klatsch liefern.«
Nach dem zweiten Glas entspannte sich Jake, merkte aber, dass Keziah nervös war. Sie trank nur selten Wein. Sie hatte keinen Kopf dafür. Er hatte gesehen, wie der Wein sie entweder zum Weinen oder Tanzen brachte, manchmal beides zugleich.
Er hielt das feine Glas gegen das Licht. »Sehr stilvoll für jemanden, der sich nicht viel aus einem guten Tropfen macht.«
»Meine Großmutter hat ihre besten Gläser nur zu besonderen Anlässen herausgeholt. Und ich muss eine kluge Entscheidung treffen. Die Zeit läuft mir davon.«
Sie stießen an, und Jake schnalzte anerkennend mit der Zunge. »Wenn das der Wein ist, den du bei deiner Hochzeitsfeier servieren wirst, werde ich der Erste sein, der kommt, und der Letzte, der geht.«
Keziah trank hastig. Jake bezweifelte, dass sie den Wein genoss.
»Also, Kez, wo drückt der Schuh?«, drängte er schließlich. »Weißt wohl nicht, wohin mit dem Wuschelhaar an deinem großen Tag, wie?«
Keziahs Locken hingen ihr mittlerweile wild über die Schultern. Für Jake sah sie nicht unbedingt wie eine Lehrerin aus. Eher wie eine verführerische Meerjungfrau. Das nächste Glas stürzte sie in einem Zug hinunter.
»Langsam«, warnte Jake. »Wenn ich zu viel trinke, endet es immer mit einer Prügelei.«
Keziah beugte sich vertraulich vor. »Die Wahrheit ist, dass ich es mir anders überlegt habe. Ich will Daniel Browne nicht heiraten. «
Jake verschüttete Wein über sein Hemd. Dann musterte er sie,
um herauszufinden, ob sie es ernst meinte. Es sah ganz danach aus.
Er griff nach der Flasche. »Wenn ich es mir recht überlege, sollten wir uns doch noch ein Gläschen genehmigen.« Er füllte ihre Gläser und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
»Seit Evas Zeiten bekommt jede Braut kurz vor der Hochzeit kalte Füße, aber sobald du Daniel am Altar stehen siehst, wirst du den Mittelgang hinaufrennen, ehe er es sich anders überlegt.«
»Hör auf, Jake! Ich liebe Daniel nicht. Ich habe ihn nie geliebt! «, schrie sie.
Jake versuchte, sie zu beruhigen. »Hör mal, ich glaube, dass er dich aufrichtig liebt, und du selbst hast gesagt, du hättest eine Abmachung mit ihm getroffen. Bei Gott, Kez, du brauchst einen anständigen Kerl, der sich um dich kümmert.«
Keziah sah ihn mit ihren violettblauen Augen an, und plötzlich wünschte er sich, er wäre frei, um dieser Kerl zu sein.
»Ich habe zugestimmt, weil die Ehe meine Position gestärkt hätte, falls Morgan gekommen wäre, um Anspruch auf seinen Sohn zu erheben.«
Jake hatte das Gefühl, dass viel mehr dahintersteckte, doch Keziah deutete auf Gabriels Zimmer, als wäre damit alles gesagt.
»Ich wollte nur, dass er glücklich ist, verstehst du?«
Jake war verblüfft. »Klar, aber solange das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen ist, solltest du lieber die Gelegenheit beim Schopf fassen und heiraten.«
Keziah sah verwirrt aus. »Du verstehst mich nicht. Ich liebe einen anderen!«
Jake verdrehte die Augen. Meint sie Gem oder Gabriels Vater, Caleb Morgan? Oder ganz wen anders, der mir bislang noch nicht aufgefallen ist?
Er klopfte ihr auf die Schulter. »Versuchen wir mal, ganz praktisch zu sein. Findest du Daniel attraktiv?«
»Nun ja, hässlich ist er nicht!«
»Das ist doch schon was! Behandelt er dich wie eine Dame?«
»In der Öffentlichkeit schon, aber …«
»Ist er nett zu Gabriel?«
Keziah verlor allmählich die Geduld. »Ja, verdammt. Siehst du nicht, warum ich so verwirrt bin? Ich dachte, du wärst mein Kumpel , aber …«
»Das bin ich doch auch. Sonst würde ich schließlich nicht hier sitzen und mir das Ganze anhören.«
Keziah sprang auf und sah ihn flehend an. »Jake, wenn du wirklich mein Freund bist, dann bleib heute Nacht bei mir! Ich bin so nervös. Es ist drei Jahre her, dass ich …«
Jake klammerte sich an einen letzten Strohhalm. »Das ist es also! All das Gerede über Raubüberfälle und Buschräuber hat dir Angst gemacht! Wie wäre es, wenn ich es mir in meiner Wolldecke auf deiner Veranda gemütlich mache?«
»Nein, Jake!« Keziah ging auf ihn zu. Sie war von Kopf bis Fuß sittsam gekleidet, aber ihre wilde Mähne und der sinnliche Mund ließen sie so aufreizend wirken, dass Jake der Atem stockte.
Er sprang auf, als wolle er sich aus dem Staub machen, doch sie stellte
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