Die Blüte des Eukalyptus
schlafendes Kind zusammengekauert in ihren Armen.
ZWEIUNDDREISSIG
V erwirrt und wütend, weil er es nicht vermocht hatte, Keziah an ihrem Hochzeitstag zu retten, setzte Jake seine unterbrochene Reise nach Sydney Town fort. Seither hatte er weder den Bräutigam noch die Braut wiedergesehen, sich aber auf einem der örtlichen Faustkämpfe das dringend benötigte Geld besorgt.
Der feste Glaube seiner Freundin, der falsche Weg sei der richtige, mit der sie ihre Heirat als vom Schicksal vorherbestimmt gerechtfertigt hatte, überzeugte ihn nicht. Reiner Schwachsinn. Nichts als verdammter Aberglaube .
Jetzt konnte er sie nicht mehr so einfach besuchen, wenn er Lust hatte, ein Schwätzchen mit ihr zu halten. Er überlegte, ob es klug wäre, den kleinen Umweg zu machen, um ihr sein verspätetes Hochzeitsgeschenk zu bringen, entschied sich dann aber dagegen. Doch als er zur Biegung kam, die nach Ironbark führte, wieherte Horatio plötzlich unruhig.
Jake klopfte ihm beschwichtigend auf den Hals. »Na schön, mein Alter, ich habe verstanden.«
Als er Daniel auf Keziahs Veranda erkannte, sträubten sich seine Nackenhaare. Er zeichnete etwas. Das lockige Haar und die feinen Gesichtszüge erinnerten Jake an den durchgedrehten Dichter Lord Byron, der die Frauen so verrückt machte. Sieh ihn dir an. Was könnte Daniel anderes sein als ein verdammter Künstler?
Sein Zorn verwirrte ihn. Er hatte sich mit Daniel angefreundet, bevor er Keziah geheiratet hatte. Er hatte ihn sogar über den grünen Klee gelobt, als Keziah in jener Nacht kalte Füße bekam und die Hochzeit absagen wollte. Warum empfand er jetzt diesen Groll auf ihn?
Lässig stieg er die Stufen hinauf. »Na, wie schmeckt das Eheleben? « Es war die typische Begrüßung für einen frischverheirateten Ehemann, doch in Wirklichkeit wollte Jake die Antwort gar nicht wissen. Er hatte keinen verdammten Augenblick geglaubt, dass ihre dämliche platonische Abmachung die erste Nacht überstehen würde.
Daniel wirkte überheblich. »Meine Frau ist alles, was man sich nur wünschen kann.«
Jake musterte ihn wie einen Gegner im Ring. »Aha. Ich bin auf dem Weg nach Sydney Town und wollte Kez schnell die letzten Neuigkeiten erzählen. Es sind keine guten Zeiten, was?«
Daniel drückte sich um eine Antwort. »Danke nochmals für dein Hochzeitsgeschenk, Jake. Zigarren sind doch was ganz anderes als Tonpfeifen«, sagte er und blies eine Kette von Rauchringen in die Luft.
Dieses selbstsichere Getue irritierte Jake. Sie starrten sich an.
Schließlich gab Daniel nach. »Meine Frau ist drin.«
Als Jake die Hütte betrat, stand Keziah am Herd und drehte sich um. Jedes Mal, wenn er ihre leuchtend blauen Augen sah, stockte ihm leicht der Atem, und heute war es nicht anders. Ihr Haar hatte sich halb aus der gelben Schleife im Nacken gelöst. Feuchte Locken kräuselten sich hinter den Ohren. Über dem Kleid trug sie eine Schürze. Auf der Wange klebte ein Krümel Mehl, den Jake ihr am liebsten weggewischt hätte.
Er blickte ihr ins Gesicht, ohne wirklich zu wissen, wonach er suchte. Und ob er es überhaupt wissen wollte, sollte er es tatsächlich finden. Er war verwirrt. In ihren Augen finde ich nicht den verträumten Blick, den manche Frauen haben, wenn man die ganze Nacht mit ihnen geschlafen hat. Wenn sie so verdammt zufrieden mit sich sind, als hätten sie die Welt erfunden.
Er überreichte Keziah sein Hochzeitsgeschenk und machte eine versteckte Anspielung auf ihre neue Rolle als Saranna. »Ein verspätetes Hochzeitsgeschenk. Öffne es später. Vermutlich willst du es lieber geheim halten – schließlich bist du Lehrerin.«
Doch ihre natürliche Neugier war stärker. Dann stockte ihr vor Freude der Atem. »Tarotkarten!«
Jake deutete mit dem Kopf auf die Veranda. »Ich gehe davon aus, dass Daniel mittlerweile alles über dich und Saranna weiß?«
Keziahs Antwort war zweideutig. »Er weiß so viel, wie er wissen muss.«
Ihre Augen verunsicherten ihn. Sie scheint immer zu wissen, was ich denke .
»Viel Glück mit dem Amerikaner«, sagte sie beiläufig.
»Mein Gott, woher weißt du das? Ich war noch nicht einmal bei ihm«, erwiderte Jake überrascht.
»Ich habe die Anzeige für Benjamin Rogers’ Agentur im Sydney Herald gelesen. Und dann habe ich dich in einem Traum gesehen, du warst von Männern mit dreizackigen Speeren umgeben. Deine Tochter hatte sich auf einem Baum versteckt. Der Yankee wird dich zu ihr führen.«
»Das freut mich«, erklärte Jake verlegen. »Mach
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