Die Blüte des Eukalyptus

Ruhm verhalf, als er den Silberpokal gewann. Ich weiß, dass er bei Dir in guten Händen ist. Und dann will ich Dir noch etwas vermachen, das mir weit weniger am Herzen liegt, vielleicht im Gegensatz zu Dir. Es ist meine Hure. Du bist zwar kein Roma, aber Du kommst uns schon sehr nahe. Pass gut auf die Schlampe auf. Ich spüre, dass meine Tage in Freiheit gezählt sind. Du kannst sie haben, sobald ich tot bin – aber keine Minute vorher!
    Du weißt, wer ich bin.
    Jake nahm einen tüchtigen Schluck aus der Weinflasche, um das Zittern in der Hand loszuwerden. Obwohl Gem es abgestritten hätte, waren seine Worte von einer derart schmerzlichen Liebe zu Keziah erfüllt, dass Jake sich schämte, als er sie mit seiner besessenen Rache gegen Jenny verglich. Gem hatte viel zu viel Roma-Stolz, um seiner Frau zu vergeben. Sogar jetzt im Angesicht
des Todes, konnte er nicht von Keziah sprechen, ohne sie zu beleidigen. Jake ging auf, dass Gem in anderer Hinsicht ein besserer Mensch war als er. Dieses Testament war der Beweis dafür. Gem liebte seine Frau noch so sehr, dass er sie dem Schutz eines anderen Mannes anvertraute. Die einzige Lösung hingegen, die Jake für den Liebhaber seiner Frau einfiel, war Mord.
    Seine Stimme klang angespannt, als er fragte, wo Sarishan war. Will zeigte auf die beiden Pferde hinter dem Gebüsch.
    Jake nickte. »Sag Gem, dass er beruhigt sein kann. Ich werde seinen letzten Willen befolgen.«
    Zusammen tranken sie die Flasche aus. Dann stand Will derart schwankend auf, dass ein Windstoß ihn hätte umwerfen können.
    »Danke für deine Gastfreundschaft, Jake. Ich muss wieder an die Arbeit!«
    »Jesses! Du bist voll wie eine Haubitze, Will. Sie werden dir den Kopf wegpusten.«
    Das Essen, der Wein und das Plauderstündchen hatten Wills Selbstvertrauen wieder zum Leben erweckt.
    »Mir doch nicht. Ich stehe auf der Sonnenseite des Lebens! Und jetzt brauche ich einen neuen Mantel und ein frisches Pferd, um meine Stute ein wenig zu entlasten. Höchste Zeit also, dass ich einen Reisenden ausnehme.«
    »Kommt nicht infrage, mein Junge!«
    Als Will sich mit Worten nicht aufhalten ließ, verpasste ihm Jake einen Kinnhaken – gerade heftig genug, um einen Betrunkenen in den Schlaf zu versenken. Es hatte zu nieseln begonnen, doch das würde die Dürre nicht beenden. Jake schob Will unter seinen Pferdewagen und versteckte obendrein seine Stiefel, damit er nicht auf die Idee kam, sich in der Nacht aus dem Staub zu machen. In Jakes Decke gehüllt, das Gesicht vom Mondlicht beschienen, das durch die Räder des Wagens fiel, sah der junge Buschräuber fast so aus wie der Schuljunge, der er eigentlich hätte sein sollen.
    Jake schürte das Feuer und legte sich zum Schlafen neben
ihn. Als er das nächste Mal wach wurde, lag Wills Kopf an seiner Schulter. Offenbar hatte er einen Albtraum, denn im gleichen Augenblick stieß er ein trockenes Schluchzen aus.
    Jake war es unangenehm, dass der Junge sich so eng an ihn geschmiegt hatte, aber er wusste, dass der Dummkopf geradewegs in den sicheren Tod laufen würde, wenn er ihn jetzt weckte.
    Resigniert seufzte er. »Schon gut, Kumpel. Du bist hier sicher. «
    Will verstummte, während er im Schlaf noch enger an Jake heranrückte.
    Jake blickte zum Mond auf, der seinen Pferdewagen und das umliegende Buschland silbern färbte. Derselbe Mond, in dem, wie Keziah überzeugt war, irgendein weiblicher Zigeunergeist lebte.
    Seltsame Frau, diese Kez. Wir sind so verschieden wie Tag und Nacht. Ich glaube an nichts. Sie hingegen an alles. Sie glaubt sogar, dass man weiße Haare bekommt, wenn man im Licht des Mondes schläft! Na, morgen Früh werde ich wissen, ob es stimmt .
    Jake schlief unruhig und schreckte schließlich endgültig aus dem Schlaf, als er Pferde in der Nähe hörte. Horatio stampfte unruhig mit den Hufen und wieherte, als wollte er ihn vor einer Gefahr warnen. Jake griff nach seinem Revolver und rollte sich unter dem Wagen weg, bereit zu schießen.
    Wills Stute stand noch dort, wo er sie angebunden hatte, doch Sarishan hatte sich losgerissen und stand mitten in der Lichtung im Mondlicht.
    Jake horchte auf den dumpfen Hufschlag zweier Pferde in der Nähe, der allmählich verstummte. Hatte Horatio mit seinem Wiehern zwei Pferdediebe verscheucht? Die Trooper konnten es nicht gewesen sein, sie hätten sich den Schwadroneur garantiert geschnappt. Warum aber hatten die Reiter an seinem Lager Halt gemacht und waren dann wieder abgezogen?
    Jake beschloss, bis zum