Die Blüte des Eukalyptus
anvertrauen.
Caleb fuhr fort: »Ich weiß auch, dass dein Mann, dieser ehemalige Strafgefangene, dich verlassen hat, um in Sydney Town Kunst zu studieren. Du bist also frei! Du hast mich einst geliebt und tust es immer noch, ich weiß es! Warum also diese Spielchen? Warum verweigerst du dich meiner Liebe und meinem Schutz?«
»Spielchen?«, platzte Keziah wütend heraus. »Wie kannst du
es wagen, nach der teuflischen Falle, die dein Vater und du mir gestellt habt?«
Caleb sah sie perplex an. »Welche Falle? Wovon redest du, zum Teufel? Warum hast du dein Versprechen gebrochen und bist weggelaufen?«
»Was hattest du denn erwartet?«, schrie sie ihn an. »Hast du geglaubt, du könntest eine Roma kaufen, damit sie dir ein Kind gebärt? Dass ich mein Kind deinem Vater überschreibe, damit Sophie zwischen ihren Laudanumträumen ein Spielzeug hat?«
Keziah versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu lesen. Jeder Trottel hätte gesehen, dass er vollkommen verdattert war. »Tu nicht so, als hättest du das nicht gewusst!«
»Das ist ungeheuerlich. Ich habe dich geliebt. Wie kannst du glauben, dass ich etwas damit zu tun hatte?« Verzweifelt hob er die Hände. »Mein Gott, das ist also der Grund, weshalb du weggelaufen bist und Gabriel vor mir versteckt hast.«
»Ein triftiger Grund.«
Lange Zeit starrten sie sich an. Die Stille wurde nur vom Ticken der Uhr, dem fernen Lachen der Kinder und dem schrillen Gesang der Kakadus gebrochen.
Die Erkenntnis, dass sie Caleb möglicherweise Unrecht getan hatte, verwirrte Keziah. Würde es eine Lücke in ihrem Leben hinterlassen, wenn der Hass auf Caleb sie nicht mehr verzehrte? Nein! John Morgans üblen Plan werde ich mein Leben lang nicht vergessen können!
Schließlich kapitulierte Caleb. Er sprang auf und sah sie entschlossen an. »Du hast nichts falsch gemacht, ich glaube dir. Du bist keine Lügnerin, obwohl du eine Zigeunerin bist.«
Keziah erstarrte bei diesem vertrauten, giftigen Kompliment der gaujo , das sie lobte, aber ihr Volk verunglimpfte.
Dann ging Caleb zu ihrer Überraschung wie ein Schauspieler in einem Liebesdrama vor ihr auf die Knie.
»Keziah Stanley, würdest du mir die Ehre erweisen, meine
Frau zu werden? Mit mir zu leben, meine Liebste zu sein und mit mir zusammen unseren Sohn aufzuziehen?«
»Mach dich nicht über mich lustig!«
Caleb erhob sich und berührte ihr Gesicht. Es war weniger eine verführerische Geste als ein Zeichen der Zerknirschung.
»Mein Angebot steht. Ich werde Gabriel und dir alles geben, was ihr wollt. Ein eigenes Haus, gesellschaftliche Anerkennung. Du musst mir nur erlauben, dich zu lieben!«
Er hob ihre Hand an seine Lippen. Und sie hörte einen Ton in seiner Stimme, den sie noch nie gehört hatte.
»Ich verspreche dir, dass mein Vater unserem Sohn niemals etwas anhaben wird! Ich habe die Absicht, in Australien zu bleiben und mir hier eine Zukunft aufzubauen. Dieses Land bietet einem Mann mehr Abenteuer, als er in einem einzigen Leben bewältigen kann. Hier bin ich vor den Erwartungen meines Vaters sicher.«
Seine Augen funkelten vor Erregung. »Warum sollte ich nach Hause zurückkehren und auf Pferde und Hunde wetten, wenn ich hier einen ganzen Kontinent habe, auf dem ich mein Leben verspekulieren kann? Tausende von Hektar in diesen Kolonien liegen brach. Weite Gebiete im Norden hinter Moreton Bay, in Australia Felix und an der Westküste, die nur darauf warten, dass ein Mann mit einer Vision sie in Besitz nimmt!«
»Seit wann bist du ein Farmer?«, fragte sie. Die Vorstellung war aberwitzig, doch er bemerkte ihren Sarkasmus gar nicht.
»Vertrau mir, Keziah. Ich weiß, dass ich dich glücklich machen kann. Unser Sohn wird die besten englischen Schulen besuchen. Wir werden in zwei Welten leben. Du wirst eine vornehme Dame mit meinem Namen sein. Niemand wird es wagen, auf meine Frau herabzusehen.« Dann fügte er unvorsichtigerweise hinzu: »Es braucht ja niemand zu erfahren, dass du eine halbe Zigeunerin bist.«
Keziah zitterte vor Wut, doch auch das übersah er.
»Welcher Mann könnte dir ein besseres Leben bieten?«
Sein Lächeln wirkte sehr selbstsicher. Trotzdem – vielleicht kam es ja doch von Herzen.
Caleb kniff die Augen zusammen. »Es sei denn … Gibt es jemanden anderen, den du liebst?«
Als sie nicht antwortete, sagte er: »Also gibt es jemanden. Wird er dich heiraten?«
»Nein, darum geht es nicht.«
Sie sah die Eifersucht in seinen Augen, doch er nahm sich zusammen und drängte weiter: »Sei ehrlich.
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