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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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gewöhnlicher Cockney aus Londons East End. Er ist einem Adligen nie näher gekommen als jenem Grafen aus Venedig, der nach London zu Besuch kam. Frankie war sein Kammerdiener. Er stahl dem alten Kerl das Geld, den Familienschmuck, die Papiere und den Familienstammbaum!«
    »Ein Kammerdiener?«, schrie sie entsetzt. »Was bist du für ein elender Lügner!«
    »Siehst du nicht die Ironie des Schicksals?« Er winkte mit dem
Bericht des Yankees. »Ich habe einen Detektiv angeheuert, um Pearl zu finden. Hättest du sie nicht vor mir versteckt, hätte ich nie herausgefunden, dass dein Frankie ein Hochstapler ist!«
    Jenny stöhnte, als hätte man ihr das Herz gebrochen. Jake kam allmählich auf den Geschmack.
    »Im Moment sind die Einzigen, die davon wissen, du, ich und ein amerikanisches Detektivbüro. Ach ja, noch was. Deine Dienstbotin Emilia Hotchkiss ist Frankies Frau. Sie ist geborene Italienerin, sie hat ihm alles beigebracht, was er weiß.«
    »Emilia soll Francos Ehefrau sein?« Sie sah ihn an wie ein verlorenes Kätzchen. »Ich bitte dich, tu mir das nicht an. Ich speise am Tisch des Gouverneurs! Du kannst mich doch nicht dem Spott der Gesellschaft ausliefern!«
    Jakes Rache war unendlich süß. »Das brauche ich gar nicht. Die ganze verdammte Kolonie wird noch früh genug darüber lachen! Der echte Conte ist auf Einladung des Gouverneurs als Ehrengast auf dem Weg nach Port Jackson!«
    Jake warf den Bericht aufs Bett. »Ich an deiner Stelle würde Frankie Hotchkiss einen verdammt guten Anwalt besorgen. Den wird er nämlich brauchen!«
    In diesem Augenblick hörte Jake eine männliche Stimme, die in einer fremden Sprache aufschrie.
    Jenny wurde kreidebleich. » Dio mio! Das ist Franco!«
    Als sie im angrenzenden Raum einen dumpfen Schlag hörte, lief sie voller Panik zur Tür hinaus und schrie: »Lass mich jetzt nicht im Stich, Jakey!«
    Plötzlich war Jake ein Gefangener seiner eigenen Überzeugungen. Lass eine Frau in Not niemals im Stich.
    Er folgte ihr. Auf dem Boden lag ein umgefallener Stuhl. Am Kronleuchter hing ein rotes Seil und an dessen Ende baumelte Frankie Hotchkiss’ zuckender Körper. Sein gestreifter Schlafrock aus Seide stand offen; der Mann sah erbärmlich aus, wie ein gerupfter Truthahn. Um seinen Hals hing ein goldenes Kruzifix. Man sah das Weiße in den hervorquellenden Augen.

    Der Yankee hatte mit seiner Warnung Recht gehabt. Jake war plötzlich rasend vor Wut. Der Mistkerl wird doch nicht sterben und mich um meine Rache betrügen .
    Mit bloßen Händen zerschmetterte er die Glasscheiben eines Waffenschranks. Jenny schrie auf, als er mit einem Sarazenensäbel in der blutüberströmten Hand zu dem baumelnden Hotchkiss lief.
    »Verdammter Hundesohn!« Wie ein Wahnsinniger schwang er den Säbel durch die Luft und schnitt das Seil durch.
    Der Körper plumpste zu Boden. Winselnd fasste sich Hotchkiss an den Hals, wo sich das Seil in sein Fleisch geschnürt hatte.
    In diesem Augenblick wurde Jake bewusst, wie er aussehen musste: splitternackt, einen Säbel über Frankie Hotchkiss’ Körper schwingend. Plötzlich fühlte er sich nicht mehr wie ein Rächer. Wie entsetzlich lächerlich!
    Frankie starrte Jenny wie ein armseliges Hündchen an. »Wenn ich dich verliere, Contessa mia , dann lieber will ich sterben!«
    Jake verdrehte die Augen. Jesses! Nicht mal im Tod legt er seinen falschen Akzent ab.
    Plötzlich besann sich Jenny wieder auf ihre Rolle als Göttin und warf Jake einen verächtlichen Blick zu.
    »Verschwinde, du Rüpel. Du wirst Franco nie das Wasser reichen können!«
    Erst jetzt bemerkte Jake das Gemälde auf dem Boden und erkannte den Zweck der beiden kleinen Löcher in der Wand. Franco hatte Jake und Jenny durch Venus’ Augen beobachtet. Seine eigene Frau! Jake spürte eine Welle der Demütigung. Jesses! Das ist die Nacht, auf die ich seit Jahren warte! Ich wollte Jenny beweisen, dass ich sie endlich befriedigen kann! Und dann war es nur eine Guckkastenvorstellung für einen Kammerdiener!
    Jake würgte. Es begann schmerzhaft, aber dann folgte ein seltsames Geräusch aus seiner Kehle: ein klares, befreites Lachen, das gar nicht mehr aufhören wollte.
    Er reichte seinem Rivalen den Säbel. »Du bist nicht Manns genug,
um ohne deinen falschen Titel zu leben. Versuch’s mal hiermit. Es ist sicherer als der Strick.«
    Frankie Hotchkiss ließ nicht von seiner Rolle ab. »Niemals du wirst sie mir rauben! Sie ist meine Göttin!«
    »Von mir aus kannst du sie haben, mein Junge!«,

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