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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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erwiderte Jake trocken.
    Er ritt mit der einzigen Sache davon, die ihm etwas bedeutete, dem Einführungsschreiben für das Kloster. Unterwegs dachte er über diese Nacht der billigen Rache nach. Warum war Jenny so tief gesunken, dass sie ihren Körper einsetzte, um Geld für ihren Liebhaber zu sammeln? Bis es ihm klar wurde: Weil sie den schmutzigen Mistkerl liebt!
    »Sie sind Abschaum, aber ich bin kein bisschen besser«, vertraute er Horatio an. »Jahrelang habe ich nichts anderes im Kopf gehabt als meine verdammte Rache. Der einzige unschuldige Mensch in diesem schmutzigen Durcheinander ist meine Prinzessin. «
    Jake war die Lust am Töten vergangen. Hotchkiss war es nicht wert. Jenny konnte selbst entscheiden, wie sie leben wollte, aber Pearl hatte diese Möglichkeit nicht. Jake schwor sich, sie aus dem Kloster herauszuholen, koste es, was es wolle, und irgendwohin zu bringen, wo man sie nicht fand. Swan River im Westen oder in die neue Kolonie South Australia.
    Das aber hieß, dass er Keziah niemals wiedersehen würde. Er verfluchte sich für seine Dummheit. Nachdem Daniel auf seine Rolle als Ehemann verzichtet hatte, würde Morgan nun Anspruch auf Keziah und Gabriel anmelden.
    »Jesses, Horatio. Was für ein Chaos habe ich aus meinem Leben gemacht! Jetzt bleibt mir nur noch eine Wahl.«

NEUNUNDDREISSIG
    K eziah hielt den Schal auf ihrem Kopf fest, um die mühsam gebändigte Frisur zu schützen, und klammerte sich neben Polly Doyle an den Sitz, während George Hobson das Gespann seiner Kutsche zur Eile antrieb. Sie waren spät dran, und es war ein besonderes Ereignis. Dr. Ross hatte die ganze Gemeinde eingeladen, um unter freiem Himmel den Jahrestag der Schlacht von Trafalgar zu feiern. Jake hatte ihr erzählt, dass für den Doc, der seit frühester Jugend in der Royal Navy gedient hatte, die Bedeutung von Admiral Nelsons Sieg fast gleichbedeutend mit dem wilden Fest an Silvester war, das die Highländer Hogmanay nannten.
    Trotz ihrer Abneigung gegen die Haunted Farm nahm sie das Risiko auf sich, dem mulo des Strafgefangenen Padraic zu begegnen. Sie konnte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Vielleicht war Jake Andersen auf wunderbare Weise rechtzeitig zu dem Fest zurückgekommen. Ganz gleich, wie sein Treffen mit Jenny in Melbourne Town ausgegangen war, sie wollte das Ergebnis unbedingt erfahren.
    Alle werden heute Abend da sein. Mi-duvel, bitte erlöse mich von meiner Qual. Im Traum habe ich Jake mit Jenny im Bett gesehen. Heißt das, dass er sie wieder bei sich aufgenommen hat?
    Sie trug ihr bestes Sommerkleid, obwohl sie immer noch Schwierigkeiten hatte, sich daran zu gewöhnen, dass im Oktober hier in der Kolonie Frühling war. Bevor die Sonne unterging, war die Luft heiß, windig und voller Staub von der Dürre, die nun schon ins vierte Jahr ging. Als sie an der nur wenige Hektar großen Farm der Collins vorbeirasten, erhaschte sie einen Blick
auf den Weizen, der matt über der ausgedörrten Erde hing. Die Farm wirkte dermaßen heruntergekommen, dass Keziah sofort Bescheid wusste: Wieder einmal hatte ein besiegter Siedler Trost im Rum gesucht. Als sie den Ironbark River überquerten, sah sie, dass er zu ein paar kümmerlichen Pfützen geschrumpft war – wie die Perlen einer zerrissenen Halskette.
    Die Zerstörung, die die Dürre anrichtete, schmerzte Keziah wie eine offene Wunde. Der Regen war Gottes Blut. Sie betete, dass Del sein Blut spenden möge, um den Boden zu befruchten.
    Als sie auf der Haunted Farm eintrafen, war die Feier bereits in vollem Gang. Leslie Ross stand auf der Veranda, um die Gäste zu empfangen. Er machte eine beeindruckende Figur in seiner Highland-Uniform: rot-schwarz karierter Schottenrock mit aufwändig gearbeiteten Felltaschen, Samtjacke mit silbernen Knöpfen und dazugehöriger Schärpe, die er mit einer Brosche aus Silber und Rauchquarz an der Schulter befestigt hatte, und Schuhe mit silbernen Schnallen. Sein Gesicht war erhitzt. Ich wette, dass er bereits einiges getrunken hat.
    Neben ihm stand Janet Macgregor, die ohne den Schutz ihrer Schürze geradezu schüchtern wirkte. Zum ersten Mal hatte sie das kastanienbraune Haar zu einem lockeren Knoten im Nacken geschlungen.
    Die Begrüßung durch den Doc war herzlich. Janet machte einen unbeholfenen Knicks, doch Keziah umarmte sie liebevoll.
    »Janet, meine Liebe, was für ein hübsches Abendkleid!«
    Janet wirkte geschmeichelt, tat aber das Kompliment mit einer Handbewegung ab und führte Keziah und Polly über den

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