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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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wusste!«
    In diesem Augenblick war es Jake egal, ob es stimmte oder nicht.
    Keziah spielte die Rolle der exotischen Zigeunerin voll aus. »Gib mir eine Nacht, und ich sorge dafür, dass du Jenny für immer vergisst!«
    Sie waren wie zwei gleich starke Faustkämpfer. Jake kämpfte darum, das Machtgleichgewicht zu wahren, und zog alle Register, die er kannte. Er brachte sie zum Lachen, ließ sie schmoren und betteln.
    Lange vor dem Morgengrauen war es beiden klar: Sie hatten es gefunden. Dieses seltene Etwas zwischen Liebenden, wenn sie Liebe und Lust gänzlich in Einklang bringen können.
    Jake betrachtete die schlafende Keziah, verwundert über das, was er in ihr ausgelöst hatte. Er hatte stets gewusst, dass es zwei Arten von Frauen gab: anständige und unanständige. Keziah war weder das eine noch das andere und trotzdem beides. Er kam sich verloren vor auf einem erotischen Terrain, das ihm völlig unbekannt war.
    Doch ein Bild von ihr ging ihm nicht aus dem Kopf, der Ausdruck reiner Lust in ihrem Gesicht. Vor dem Morgengrauen hatte er sie rittlings über sich gezogen, dann die Arme hinter dem Kopf verschränkt und sie beobachtet. Keziah sah aus wie eine nackte Galionsfigur, die auf dem Meer ritt, während die Sterne durch ihr wildes, im Wind flatterndes Haar funkelten. Sie breitete die Arme aus, streckte dem Wind ihre Brüste entgegen und schrie.

    Während Keziah so tat, als schliefe sie, dankte sie Del , dass er ihre Ängste verborgen hatte. Seit viereinhalb Jahren hatte sie nicht
mehr mit einem Mann geschlafen. Jake hatte sie in einer einzigen Nacht erlöst und dafür gesorgt, dass ihre wilde Leidenschaft auf sein beherrschtes Verlangen prallte. Jetzt lag sie in der schiefergrauen Dunkelheit und beobachtete die dunklen Konturen seines Körpers.
    »Verlange ich zu viel von dir?«, fragte er leise. Sie antwortete ohne Worte.
    Im Schutz der Dunkelheit flüsterte er ihr ins Haar: »Versprich mir eins, Kez. Wenn du mich verlassen willst, sag es mir ins Gesicht. Nicht, dass ich nach Hause komme, und du bist verschwunden. «
    »Ich bin nicht Jenny«, versprach sie.
    Im ersten Schimmer der Morgensonne drehte sich Keziah in der warmen Kuhle der Decke um und bemerkte, dass sie allein war. Jake lehnte voll bekleidet an einem Baum. Er hatte einen merkwürdigen Ausdruck im Gesicht.
    »Sei nicht böse, Kez. Du musst mich gehen lassen. Versuch, dir keinen Ärger einzuhandeln, ja? Ich bin bald wieder da. Du weißt ja, dass du immer auf mich zählen kannst. Ich werde dich vor anderen Männern beschützen.«
    Keziah war verwirrt. »Welchen Männern? Was meinst du eigentlich? «
    Jake kniete vor ihr nieder und hüllte sie in die Decke ein, um sie zu wärmen, obwohl sie es nicht brauchte. Als er sie küsste, spürte er die Hitze. Ihr Körper konnte einfach nicht lügen.
    Seine Stimme war zärtlich und verführerisch. »Du kannst nicht anders, nicht wahr? Du könntest mich nicht abweisen, oder?«
    Sie schloss die Arme um seinen Nacken. »Warum, um alles in der Welt, sollte ich dich abweisen wollen?«
    »Ich verstehe. Du bist eine anständige Frau, aber verletzlich. Du willst treu sein.«
    Sie richtete sich abrupt auf. »Was willst du damit sagen? Dass ich dich betrügen werde, weil ich Gem betrogen habe? Weil Roma-Frauen so leicht zu haben sind?«

    »Nein! Natürlich nicht, trotzdem musst du zugeben, dass ihr anders seid.«
    »Wir sind leidenschaftlich, du aber meinst schwach, nicht wahr? Ist es das, was du von mir denkst?«
    Er versuchte verzweifelt, sie zu besänftigen. »Beruhige dich, Kez. Ich wollte nur sagen, dass ich dich jederzeit vor dir selbst beschützen werde.«
    »Vor mir selbst?«, schrie sie.
    Der Damm, den sie seit ihrer Kindheit gegen die Flut von Wut und Scham gebaut hatte, war gebrochen. Eine Lawine aus dem Hohn der gaujo . Schmutzfink, Lügnerin, Diebin, Flittchen , vermischt mit ihrem eigenen Vermächtnis, der Schande als Tochter der Hure Stella. Wie eine Wahnsinnige ging sie auf Jake los. Er parierte, so gut er konnte, ihre Schläge, doch dann wollte das Schicksal, dass einer ihn in die Rippen traf. Und ein anderer zwischen die Beine, sodass er sich vor Schmerz krümmte.
    Keiner von ihnen hörte auf die Anschuldigungen des anderen.
    »Meinst du, ich würde für jeden Mann die Beine breit machen? «, schrie Keziah. »Mich fasst keiner an, es sei denn, ich will es.« Sie lachte ihn spöttisch aus. »Mit Daniel war das kein Problem, der mochte ohnehin dich mehr als mich!«
    Mühsam schwang sich Jake auf sein

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