Die Blüte des Eukalyptus
Pferd und rief über die Schulter: »Tu mir einen Gefallen. Ich bin es leid, mich andauernd mit irgendwelchen Kerlen anzulegen, um dich zu beschützen. Bleib mir vom Hals.«
Während er sich entfernte, schrie sie ihm hinterher wie ein hysterisches Kind: »Wer braucht schon einen Mann, der sich im Freudenhaus versteckt?«
Als sie wieder klar sehen konnte, erkannte sie Nerida und die Kinder, die sie mit offenem Mund von der goondie aus anstarrten. Keziah warf sich die Decke über den nackten Körper, als könnte sie so das bisschen Würde wahren, das ihr noch blieb.
Im Sattel zusammengekauert verschwand Jake am Horizont.
EINUNDVIERZIG
D as Läuten der Kirchenglocken von Ironbark in der Ferne kam Jake so unheilvoll vor, als kündigte es das Jüngste Gericht an.
Er lag auf einer Pritsche auf der hinteren Veranda von Brans Schmiede und verfluchte die Glocken, die ihn aus dem Schlaf gerissen hatten. Dann erinnerte er sich, dass er sich fortan in puncto Ausdrucksweise zügeln musste. Im Zimmer nebenan, nur ein paar Meter entfernt, schlief Pearl.
In Wahrheit war er zutiefst gedemütigt. Der Doc hatte ihn in eine Art Korsett gezwängt. Er hatte gegen die kräftigsten Kerle in der Kolonie gekämpft und es mit heilen Knochen überstanden, und jetzt hatte diese Roma-Frau ihm eine Rippe gebrochen. Er hatte den Doc belogen und gesagt, er hätte sich mit dem Kutscher eines Bullenkarrens angelegt. Es gab Dinge, die man nicht einmal seinen besten Freunden anvertrauen konnte.
Der Gedanke an Keziah machte ihn verdrießlich. War sie an dem Streit schuld gewesen oder er? Jahrelang hatte er eine Wand aus Kumpelhaftigkeit zwischen ihnen aufgebaut, um sich vor ihr zu schützen. Und als er endlich den Mut gefunden hatte, mit ihr ins Bett zu gehen, war es die schönste Nacht seines Lebens gewesen. Keziah war pure Magie. Wie hatte dann alles mit so einem Schlamassel enden können? Ein einziges unbedachtes Wort von ihm, und sie war in die Luft gegangen. Er schlug nach den Schmeißfliegen, die von seinem mit Salbe vollgesogenen Verband angelockt wurden, und versuchte, sich daran zu erinnern, was er und sie jeweils gesagt hatten. Nichts davon ergab irgendeinen Sinn.
Zugegeben, er hatte, ohne es zu wollen, Keziah und das ganze
Volk der Roma beleidigt, aber sie hatte so wütend reagiert, dass er nicht einmal dazu gekommen war, ihr seine großartigen Pläne mitzuteilen.
Als er Pearl auf dem Weg zur Küche leise an sich vorbeitappen hörte, verwandelte sich seine Wut in Resignation. Ich war schuld. Ich kann mit anständigen Frauen einfach nicht umgehen. Gott allein weiß, was in dem Kopf einer Roma-Frau vor sich geht – falls Gott überhaupt existiert.
Heute sollte der vardo fertig werden. Jake trank den Tee, den Pearl für ihn gekocht hatte, während sie ihn beobachtete wie eine ängstliche Glucke ihr Küken. Er seufzte anerkennend.
»Das ist der beste Tee, den ich je im Leben probiert habe, Prinzessin. «
Als sie losrannte, um ihm ungebeten eine zweite Kanne zu kochen, kippte Jakes Laune erneut um. Er hatte das Gefühl, dass eine Tür in seinem Leben für immer verschlossen worden war. Diese verrückte Roma-Frau hatte das Undenkbare getan: Sie hatte ihn fürs Leben gebrandmarkt. Er hatte jeden Penny, den er bei seinen Faustkämpfen gewonnen hatte, für den Plan ausgegeben, sein Leben mit ihr und den Kindern zu verbringen, und dieser Wunschtraum hatte sich in einen Scherbenhaufen verwandelt. Was soll ich jetzt mit diesem verdammten Zigeunerwagen?
Dann bemerkte er, dass Bran ungeduldig auf sein Urteil wartete. Pearl zog ihn nach draußen, um den Wagen anzusehen, und Jake pfiff bewundernd durch die Zähne. Der vardo war wirklich wunderschön. Der grüne und goldene Lack funkelte in der Sonne. Obwohl noch niemand eingezogen war, schien er bereits ein Eigenleben zu haben und es kaum abwarten zu können, dass die Reise losging. Jake klopfte dem Schmied anerkennend auf den Rücken.
»Bran, du bist ein verdammtes Genie. Und wenn ich mir vorstelle, dass du den Wagen nach einem Zeitungsfoto gebaut hast!«
Jake nahm Pearl an der Hand, als sie kichernd vor Aufregung
um den Wagen herumhüpfte. Bran sonnte sich in dem Lob, trotzdem hatte Jake das Gefühl, dass ihn etwas bekümmerte. Er brauchte eine Weile, um die Geschichte zusammenzubekommen. Bran hatte gehört, wie Griggs, Hobsons Aufseher, herumerzählte, dass Mrs. Browne die Absicht hätte, aus Ironbark wegzuziehen. Sie hätte Big Bruce die Verantwortung für die Schule übertragen und
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