Die Blüte des Eukalyptus
Keziah. Habe ich dich für immer verloren?«
Keziahs Stimme war sanft. »Es tut mir leid, wenn ich dich verletze, Caleb.«
»Es ist dieser Andersen, nicht wahr?«
»Ich kann nichts dafür. Er ist ein Teil von mir.«
Caleb starrte sie an. Schließlich nahm er aus der Brusttasche eine Urkunde mit Wachssiegel. Keziah schreckte zusammen und bereitete sich auf das Schlimmste vor.
»Keine Angst. Du bist viel zu stolz, um meine Hilfe anzunehmen, aber vergiss nicht, dass ich immer für dich da sein werde, falls du mich brauchst. Ich habe keine Lust, in dem großen Haus
zu wohnen, das ich für uns drei in Sydney Town gekauft habe. Wahrscheinlich ziehe ich nach Melbourne Town und kaufe dort ein Stück Land, aber du kannst mich jederzeit durch deinen Anwaltsfreund Joseph Bloom erreichen. Ich habe ihn beauftragt, einen Treuhänderfonds für Gabriel zu verwalten.«
Er legte die Urkunde auf den Tisch und verabschiedete sich mit einer Verbeugung. An der Tür berührte er ihre Lippen mit den Fingern, um sie daran zu hindern, die Worte zu sagen, die er nicht ertragen konnte. Leb wohl .
Keziah sah ihn mit gemischten Gefühlen davonreiten. Seine Schultern hingen herab. Aber als er das große Tor der Ironbark Farm erreichte, hatte er den Rücken wieder gestrafft, als sei er bereit für ein neues unbekanntes Abenteuer.
Der Tisch war schon den ganzen Morgen über für zwei gedeckt gewesen. Keziah unterbrach das Backen und eilte ans Fenster, als erwartete sie, dass etwas Wichtiges geschah. Als sie Jake erkannte, machte ihr Herz einen Satz. Er sprang vom Pferd und kam mit besonders entschlossenem Gesichtsausdruck auf ihre Hütte zu.
Sie war gerade dabei, den Kuchen aus dem Ofen zu nehmen, als er eintrat. Keziah versuchte, sich gelassen zu geben, um ihre Aufregung zu verbergen. Sie durfte Jake nie anlügen, aber musste sie ihm die ganze Wahrheit über Caleb erzählen? Nein, beschloss sie, nicht so lange noch alles in der Schwebe war.
Sie spürte, dass er trotz seiner gespielten Lässigkeit ebenfalls nervös war. Ein blauer Fleck über dem Auge deutete auf einen Kampf vor Kurzem hin. In Ironbark erzählte man sich, dass er in letzter Zeit einen Faustkampf nach dem anderen gewonnen hatte, als hinge sein Leben von den Preisgeldern ab.
Seine erste Frage war mehr als enttäuschend. »Wo steckt Gabe?«
»Nerida ist mit ihm und Murphy losgezogen. Sie will den Kindern zeigen, wie man im Busch etwas zu essen findet. Gabriel
freut sich sehr darauf, die Nacht bei ihnen in der goondie zu verbringen. «
Keziah gab sich genauso lässig wie er. Hoffentlich hatte er mitbekommen, dass sie heute Nacht allein wäre. Ja, hatte er.
Jake warf einen Blick auf ihr teures Porzellan und den Tisch, der für zwei gedeckt war. »Haben deine komischen Karten dir verraten, dass ich kommen würde, Kez? Oder erwartest du wieder diesen Schnösel Morgan?«
»Ich kann nicht immer hellsehen, Jake. Was führt dich zu mir? In deinem Brief hast du nichts erwähnt.«
»Man hat mir eine Arbeit in Swan River angeboten«, erklärte er. »Und wenn es gut läuft, werde ich nicht zurückkommen.«
Keziah spürte eine Welle von Panik. Lag Swan River nicht Tausende von Meilen entfernt auf der westlichen Seite des Kontinents? Und wer war dieser Jemand, den er laut seiner Nachricht bei sich hatte?
»Du weißt, dass ich dir immer nur das Beste wünsche«, erwiderte sie ruhig. Sie spürte, dass sie in einer Sackgasse gelandet waren, und suchte nach einem Ausweg.
»Mac Mackie hat mit erzählt, dass du auf dem Fest von Dr. Ross einen kleinen Streit mit Morgan hattest. Hast du dir da das blaue Auge geholt?«
»Nein, dafür bin ich bezahlt worden. Den Kampf habe ich in drei Runden gewonnen. Jetzt kann ich Bran den neuen Wagen bezahlen, den er für mich baut.«
Jake spielte mit der Krempe seines Huts. »Dieser Morgan hat eine ziemlich große Klappe. Er sagt, er könne dafür sorgen, dass deine Ehe mit Daniel für ungültig erklärt wird. Dass er dich heiraten und Gabriel zu seinem Erben machen will. Stimmt das?«
»Das hat er angeboten.«
»Anständig von ihm«, sagte Jake scheinbar gleichgültig. »Du hättest es nicht besser treffen können.«
»Wahrscheinlich nicht«, stimmte sie ihm zu. Mi-duvel! Was will er mir damit bloß sagen? Ich verstehe ihn nicht.
Nach einer Weile zwang Jake sich zu der Frage: »Und was hast du geantwortet?«
Keziah ließ ihn zappeln. »Dass ich mir sein Angebot überlegen müsste. Wegen Gabriel.«
Jake wurde zunehmend unsicherer.
»Worauf
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