Die Blüte des Eukalyptus
keine Sorgen, Miss, wir alle in Ironbark wissen, dass Jake ein anständiger Bursche ist.«
Als Polly anschließend an Mr. Hobsons Seite zurückkehrte, warf Keziah einen geringschätzigen Blick auf die Voyeure im Gerichtssaal, die wie der Krämer Matthew Feagan aus Bolthole Valley gekommen waren. Gilbert Evans’ Anblick konnte sie kaum ertragen.
Sobald Jake aus der Gefangenenzelle in den Gerichtssaal hineingeführt wurde, hatte sie nur noch Augen für ihn. Ein Wärter
führte ihn entlang der Absperrung zwischen Zuschauerbank und Gerichtssaal, die so niedrig war, dass jeder Hirtenhund sie hätte überspringen können. Als Keziah die Hand nach Jake ausstreckte, ergriff Daniel sie und küsste sie, um den Verdacht zu zerstreuen, es gäbe eine Verbindung zwischen Jake und ihr.
»Vergiss nicht, heute bist du meine Ehefrau«, flüsterte er.
Als Jake auf der Anklagebank Platz nahm und ihr zuversichtlich zunickte, stockte ihr der Atem beim Anblick der blauen Flecken in dem hageren Gesicht. Mit seinem verrutschten Hemdkragen wirkte er wie ein kleiner Schuljunge.
»Das elegante Jackett gehört nicht ihm. Er besitzt gar keins. Mac Mackie muss es ihm geliehen haben.«
Daniel lächelte leicht. »Ich weiß. Dasselbe Jackett hat mir Mac an unserem Hochzeitstag geliehen, hast du das schon vergessen?«
Keziah war stolz auf Jake. Seine Haltung war die eines rechtschaffenen Bürgers, auch wenn er offensichtlich ein Currency Lad war. Sie versuchte, seinen Blick zu erhaschen. Und genau in dem Moment drehte sich Jake zu ihr um, als hätte er die Intensität ihres Blicks gespürt, und deutete auf sein langes Haar. Er hatte es mit einem Schnürsenkel zu einem Pferdeschwanz gebunden.
»Sieh mal, Daniel. Er hat meinen Glücksbringer bekommen!«
Einen Moment lang war Keziah glücklich. Dann konzentrierte sich Jake auf das Verfahren. Sie hatte ihn noch nie so ernst erlebt. Offensichtlich war er bestrebt, den Richter nicht zu provozieren.
Sie zupfte Daniel am Ärmel. »Jeder Dummkopf, der Richter eingeschlossen, kann sehen, dass er ein ehrlicher Mann ist.«
Daniel zog sie enger an sich. »Pass auf, was du sagst. Evans ist bestimmt nicht der einzige Spitzel hier«, flüsterte er.
Keziah beugte sich zu Gabriel und Pearl hinunter. »Lächelt, wenn Papa zu uns schaut. Das wird ihm Mut machen.« Gerührt beobachtete sie anschließend, wie beide Kinder sich fortan bemühten, ständig zu lächeln.
Als die lange, verwirrende Anklageliste vorgelesen wurde, musste sich Keziah an Daniel festhalten.
Jake wurde des siebenfachen Verstoßes gegen den Bushranging Act beschuldigt: »Der Unterstützung und Beherbergung zweier Buschräuber, des verstorbenen Gem Smith, genannt Gypsy, und William Martens, auch unter dem Namen Schwadroneur bekannt, der gegenwärtig zur großen Freude Seiner Exzellenz, des Gouverneurs, in Van Diemen’s Land im Gefängnis sitzt.«
Keziah sah Daniel an. »Siebenfachen Verstoßes!«
»Ich wette, das ist das schmutzige Werk dieses Mistkerls«, zischte Keziah und warf einen eisigen Blick auf Gilbert Evans, der gerade seinen Schnurrbart glatt strich, als hätte sein Herrgott persönlich ihn in den Zeugenstand gerufen. »Wenn Martens hier wäre, würde er Jake bestimmt entlasten.«
»Ja«, antwortete Daniel, »aber wer würde einem Buschräuber glauben außer dir und mir?«
Plötzlich zuckten sie vor den unverblümten Worten zusammen. »Angeklagter, bekennen Sie sich schuldig oder unschuldig?«
»Unschuldig und schuldig, Euer Ehren!« Es klang, als stünde Jake in Feagans Krämerladen und bestellte ein halbes Dutzend braune Eier und ein halbes Dutzend weiße Eier.
Das verwirrte Raunen im Saal veranlasste Richter Hamberton, mit dem Hammer auf den Tisch zu schlagen und um Ruhe zu bitten. »Das britische Recht lässt keine widersprüchlichen Geständnisse zu.«
»Dann glaube ich, dass es geändert werden sollte, Euer Ehren.«
Der Richter warf Jake einen scharfen Blick zu. Keziah kannte diesen Blick. Er war typisch für einen Mann, der Einheimische, Zigeuner und Strafgefangene für den letzten Dreck in der Kolonie hielt.
Der Richter schlug einen gelangweilten Ton an. »Bekennen Sie sich nun schuldig oder nicht schuldig?«
»Nun gut. Nicht schuldig«, antwortete Jake. Er ging ziemlich höflich mit dem Richter um. Keziah hätte den Kerl am liebsten am Galgen oder gevierteilt gesehen.
Sie versuchte, dem komplizierten Verfahren zu folgen, obwohl
die Hitze im Gebäude unerträglich und sie kurz davor war, das Bewusstsein zu
Weitere Kostenlose Bücher