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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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Jake nicht aufgrund von Geschwätz verurteilen können, oder?«
    Daniel gab sich Mühe, zuversichtlich zu klingen. »Bislang hat die Staatsanwaltschaft nur Vermutungen vorgebracht.«
    Als der letzte Zeuge aufgerufen wurde, spürte Daniel, wie Keziah halb gegen ihn sank. Dann sagte sie schockiert: »Daniel, das ist er! Der Mann mit dem gespaltenen Kinn.«
    In diesem Augenblick wusste Daniel, dass es vorbei war.

    Der Teufel in Person trat vor, legte feierlich die Hand auf die King-James-Bibel und schwor.
    Minutenlang setzte Daniels Verstand einfach aus. Bei Iagos Anblick brach ihm der kalte Schweiß aus. Ein Leben lang hatte er sich vor diesem Mann gefürchtet und die Folgen seiner Hinterhältigkeit ertragen. Er hatte geglaubt, jetzt, da er aufgrund seiner Heirat ein Freigelassener war, von diesem Tyrannen befreit zu sein. Doch da stand er, nur wenige Meter von ihm entfernt. Und er hatte keinen Zweifel, dass der Schweinehund alles in seiner Macht Stehende aufbringen würde, um Jake den Todesstoß zu versetzen.
    Daniel sah verzweifelt zu dem Richter auf. Würde Hamberton Iagos wahres Gesicht erkennen? Bei den wenigen Malen, die er sich mit ihm unterhalten hatte, war ihm klar geworden, dass er ein leidenschaftlicher Anhänger von Recht und Ordnung war. Heute aber wirkte er trotz seiner Aufplusterei so nervös, als stünde er selbst auf der Anklagebank.
    Als Daniel hörte, wie der Teufel in Person sich als Iago auswies, Aufseher von Gideon Park, war ihm bewusst, dass der Name nur einer von vielen anderen war, die vor Gericht nicht erwähnt wurden. Es gibt keine Akten über ihn, niemand weiß, wo er geboren wurde, wann oder weshalb er in die Kolonie kam. Er muss Freunde an höchster Stelle haben .
    Im Zeugenstand gab er sich mannhaft und integer wie ein Gentleman, den es scheinbar Mühe kostete, Jake zu belasten. Unter Eid sagte er aus, Jake habe Buschräubern bei unzähligen Gelegenheiten Hilfe gewährt. Es hörte sich an wie ein an den Haaren herbeigezogenes Märchen.
    Daniel konnte das Verhör nur mit Mühe verfolgen, aus lauter Angst, ihm in die Augen schauen zu müssen.
    Richter Hamberton hielt inne, ehe er auf Iagos Aussage einging. »Sie besitzen ein bewundernswertes Gedächtnis, Sir, wenngleich Ihre Aussage unbestätigt bleibt. Trotzdem, etwas gibt mir zu denken. Sie haben sich sehr lange Zeit gelassen, um Ihre Anschuldigungen vorzubringen.«

    »Jawohl, Euer Ehren. Ich bin mir meiner bürgerlichen Pflichten sehr wohl bewusst. Und es wäre schrecklich, einen unschuldigen Mann ins Gefängnis zu bringen.« Er machte eine Pause. »Trotzdem blieb mir letztendlich keine Wahl, als die Behörden zu informieren.«
    Hamberton konnte seine Irritation kaum verbergen. »Was heißt letztendlich?«
    Iago wirkte besorgt, als erinnerte er sich nicht gern an ihr letztes Zusammentreffen.
    »Ich war mit meinem Freund Gilbert Evans unterwegs auf der Sydney Road. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, stieß ich auf Andersens Pferdewagen. Im Mondlicht konnte ich Sarishan deutlich erkennen, das Rennpferd, das Gypsy Andersen als Bezahlung für seine Dienste überlassen hatte. Wie der Brief beweist.«
    Als das Schreiben vorgelegt wurde, bestätigte Iago, er habe es in der Nähe von Andersens Wohnwagen gefunden und dann Evans übergeben, damit er es an die Polizei weiterleitete.
    Daniel beobachtete, wie Keziah reagierte, als der Brief vorgelesen wurde.
    Zwar war er nicht unterschrieben, doch hatte offensichtlich Gem ihn jemandem diktiert. Keziah ließ sich eindeutig als die Frau identifizieren, um die sich Jake in Gems Auftrag kümmern sollte. Daniel sah, dass Keziah so bewegt war, dass sie kaum Luft bekam. Er legte den Arm um ihre Schulter, um sie zu stützen. Er kannte Iago. Es würde noch schlimmer kommen.
    Als er hörte, wie Iago mit sanfter Stimme Jake belastete, indem er behauptete, der Brief beweise, dass Sarishan die Bezahlung für geleistete Dienste war, biss er vor Wut die Zähne zusammen.
    Und als er aufgefordert wurde zu schildern, was er in jener Nacht in Andersens Lager beobachtet hatte, fuhr er fort: »Ich sah den Angeklagten unter verabscheuungswürdigen Umständen auf der Erde liegen.«

    Keziah drehte sich zu Daniel um. »Was meint er?«
    Daniel nahm sie kaum wahr. Jakes entsetzte Reaktion verwirrte ihn vollends.
    Iago machte eine entschuldigende Geste. »Ich sage es sehr ungern in Anwesenheit von Damen, Euer Ehren. Ich sah den Angeklagten in den Armen des berüchtigten Buschräubers Will Martens!« Er zeigte auf Jake.

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