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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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gegenübersah. Er liebte seine Arbeit, sehnte sich jedoch nach den Stunden, in denen er frei war, um die Bilder der Muttergottes zu malen, die in seinem Kopf herumgeisterten.
    Jeden Sonntag ging er zur Kommunion, doch nicht etwa aus religiösem Eifer. Er besuchte die Kathedrale von Chester und viele andere Kirchen auf der Suche nach ihren Kunstwerken.
    Heute war er zum ersten Mal in der St. Michael’s Church. Daniel war überwältigt von dem Ritual, den Farben und dem Weihrauch, die ihm wie eine Theatervorstellung erschienen, verglichen mit den bescheidenen protestantischen Gottesdiensten in seinem Dorf. Er bestaunte das große Buntglasfenster mit einer Abbildung von Christi Geburt. Seine Schönheit raubte ihm den Atem. Im unteren Teil war die Jungfrau Maria zu sehen, die Hände zum Gebet gefaltet, der traditionelle himmelblaue Umhang über dem rotbraunen Gewand.
    Daniel schaffte es nicht, aus tiefstem Herzen zu einem Gott zu beten, der ihm seine Mutter genommen hatte, doch die sanfte Schönheit der Jungfrau rührte seine Seele, sodass er ihr ein stummes Geständnis anvertrauen konnte.
    Es ist nicht das Stigma der unehelichen Geburt, das so schwer auf meinen Schultern liegt, Heilige Muttergottes. Es ist die Gewissheit, dass ich mit meiner ersten Handlung im Leben meine eigene Mutter umgebracht habe. Ich bitte dich um Erlösung von dieser Schuld .

    Es kam keine Antwort. Dann lenkte ihn der Anblick eines jungen Mädchens ab. Es kniete an der Altarbank, um die Kommunion entgegenzunehmen. Das dunkle Haar ergoss sich unter der kleinen Pelzkappe bis auf den Rücken. Das Profil war so streng wie das einer Nonne, die ihr Ordensgelübde ablegt. Das knappe russische Jackett konnte die Brüste nicht verbergen, die fast so flach waren wie die eines Jungen, doch von der weichen, weiblichen Schönheit des Gesichts mehr als aufgewogen wurden. Daniel wunderte es nicht, dass sie seine Blicke nicht erwiderte. Dieses Mädchen stand gesellschaftlich viel zu weit über ihm, um einen Lehrling mit farbverschmierten Fingern zur Kenntnis zu nehmen.
    Am Ende der Messe eilte Daniel in sein Kellerzimmer und versuchte mühsam, das Gesicht der Jungfrau Maria auf seinem ersten Ölgemälde festzuhalten. Plötzlich wurde seine Konzentration von Schritten in der Galerie unterbrochen. Als er sich vorstellte, einem Dieb Paroli bieten zu müssen, zitterte er vor Angst, griff aber dennoch nach dem Schürhaken aus dem Kamin und stahl sich barfuß die Treppe hinauf. Maynard Plews beäugte Daniels Waffe mit hochgezogenen Brauen.
    »Du bist nach der Messe so schnell verschwunden, mein Junge. Bevor ich Gelegenheit hatte, dich für heute Abend zum Essen einzuladen.« Seine Mundwinkel zuckten. »Es besteht keine Gefahr, du kannst die Waffe ruhig ablegen. Vor mir brauchst du dich nicht zu fürchten.«
    »Entschuldigen Sie, Sir. Vielen Dank für die freundliche Einladung. «
    »Meine Familie wird sich freuen, endlich ein anderes Gesprächsthema zu haben. Sagen wir, halb sieben?«
    Daniel war dankbar, aber auch ein wenig verstimmt, weil er nun weniger Zeit für seine Jungfrau Maria haben würde. Nachdem sein Herr sich verabschiedet hatte, vergewisserte er sich noch einmal, dass die Kasse sicher im Panzerschrank eingeschlossen war. Plews wurde zunehmend zerstreuter – nun hatte er ein
kleines, mit einem Band verschnürtes Päckchen auf dem Schreibtisch liegen lassen.
    Als er wieder vor seiner Leinwand stand, rang er mit den Ölfarben. Die unterschiedlichen Farbnuancen entzückten ihn, doch das Gesicht seiner Jungfrau Maria wirkte steif und leblos.
    Während er konzentriert versuchte, ihr einen Hauch von Leben einzuflößen, vergaß er die Zeit. Irgendwann fiel ihm die Einladung zum Essen wieder ein, und er rannte nach oben, um einen Blick auf die Uhr in der Galerie zu werfen.
    Das Licht einer Straßenlaterne fiel durchs Schaufenster. Bei dem Anblick am anderen Ende der Galerie blieb er wie angewurzelt stehen.
    Die Jungfrau Maria . Die Konturen ihrer blauen Robe warfen ein diffuses Licht. Die weichen Züge lagen halb im Schatten. Ein Heiligenschein schwebte über ihrem Scheitel. Seine Augen blinzelten, als er nach einem Gebet suchte, um der Muttergottes seine Dankbarkeit zu bezeugen, weil sie ausgerechnet ihm erschienen war. Da öffnete sich ihr Mund, um ihre heilige Botschaft kundzutun.
    »Haben Sie vielleicht meinen Vater gesehen?«
    »Vater?« Daniel schnappte nach Luft, als er den Cheshire-Akzent der Jungfrau vernahm. Die heilige Erscheinung flackerte auf und

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