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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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schenkte ihm ein Lächeln von der Seite, um ihm zu zeigen, dass sie nicht auf seine Tricks hereinfiel. Dann hockte sie sich bereitwillig neben ihn und studierte die Innenfläche seiner Hand. Sie folgte mit dem Finger den einzelnen Linien und erklärte, dass er schon bald den Ozean überqueren würde. Er sei dazu bestimmt, sich auf ein gefährliches Abenteuer einzulassen. Sie sah ihn mit Schwarzen in der Wüste. Menschen starben.

    »Ach, dann stimmt es also, ich werde jung sterben. Hab ich’s doch gewusst!« Caleb stieß einen übertriebenen Seufzer aus.
    »Nun, egal, ob tot oder lebendig, auf alle Fälle werden Sie ein Held«, antwortete sie fest.
    »Und wie steht es mit der Liebe?«, fragte er leise.
    »Sie werden große Vermögen erringen und sie wieder verspielen. Viele Frauen lieben und sie wieder verlieren. Doch eine ist – ich weiß das englische Wort nicht.« Ihre Hände krümmten sich wie Krallen. »Sie wird Sie nicht mehr loslassen.«
    »Eine Klette! Liebe Güte, Vater wird mich mit irgendeiner grässlichen Erbin verkuppeln. Er besteht darauf, dass ich ihm einen würdigen Nachkommen schenke. Gott weiß, dass Sophie als mögliche Mutter die reinste Katastrophe ist.«
    Die Grausamkeit seiner Worte erinnerten sie an ihr eigenes verlorenes Kind. Als sie wieder auf seine Handfläche sah, wurde ihr plötzlich übel, denn sie erkannte darin das Gesicht eines Kindes.
    »Das ist alles!« Jäh ließ sie seine Hand fallen, er aber fasste rasch nach der ihren.
    »Die Aussicht, ein Held zu werden, gefällt mir außerordentlich, aber viel lieber noch würde ich die Liebe einer Frau gewinnen. Was kann ich dir zum Dank anbieten? Sag es. Irgendein Schmuckstück?«
    »Dürfte ich ein Buch aus Ihrer Bibliothek ausleihen – eins, das mir beim Lesenlernen hilft?«
    Caleb schien überrascht von ihrer Bitte. »Ich will dir etwas Besseres vorschlagen. Wie wäre es, wenn ich dir das Lesen beibringe? Eine Stunde täglich, nachdem du deine Arbeit hier in der Bibliothek beendet hast. Abgemacht?«
    »Aber Mrs. Wills beobachtet mich mit Argusaugen! Man nimmt es mir bereits übel, dass ich auf Ihre Anweisung hin für die Bibliothek eingeteilt wurde.«
    »Wills ist eine Dienstbotin ! Ich werde der alten Stänkerin höchstpersönlich erklären, dass es mir Spaß macht, dich zu unterrichten.
Was hat es für einen Sinn, Master zu sein, wenn man nicht mal im eigenen Haus seinen Willen durchsetzen kann?«
    Keziah empfand eine Welle von Dankbarkeit. »Danke! Ich werde jeden Abend üben.« Plötzlich von Misstrauen gepackt drehte sie sich in der Tür noch einmal um und fragte, warum er das für sie tun wolle.
    »Weil ich mich langweile. Und du bist ein Gegenmittel.« Er rief sie noch einmal zurück. »Und wenn wir allein sind, nenn mich Caleb. Das ist ein Befehl.«

    Die Lesestunden wurden zum Höhepunkt des Tages für Keziah. Niemals vergaß sie die Warnung ihrer Großmutter vor dem gaujo mit dem großen Buch, doch die Verlockung, den magischen Kode des Alphabets zu knacken, um Geschichten lesen zu können, war zu groß. Sie redete sich ein, dass sie bald frei wäre und in See stechen würde, um sich mit Gem zu vereinen. Was schadete es also? Lesen zu können würde ihr gut zu Gesicht stehen in einer Kolonie, von der es hieß, dass die meisten Bewohner gerade mal ihre Initialen kritzeln konnten.
    Sie wollte etwas lernen, deshalb ärgerte sie sich, wenn sie Fehler machte, und triumphierte, wenn sie die Hürden zum Erfolg überspringen konnte. Die Bücher versteckte sie unter ihrer Matratze, damit Mrs. Wills keinen Verdacht schöpfte.
    Es belustigte sie, zu sehen, wie unverhohlen Caleb versuchte, ihr während der Unterrichtsstunden persönliche Informationen aus der Nase zu ziehen. Sie war immer auf der Hut. Caleb kann noch so charmant sein, eine Roma wird er damit nicht austricksen .
    »Erzähl mir von deinem Gem. Ihr Zigeuner heiratet verdammt jung, was?«
    »Das ist eine alte Tradition der Roma«, korrigierte sie höflich. »Die Kinder bewegen sich frei untereinander. Manchmal werden wir mit acht oder neun versprochen, aber wir haben das Recht, selbst zu wählen. Wer nicht will, kann es sagen. Mein
Mann stammt aus einer guten Sippe – sie hat einen hohen Brautpreis für mich bezahlt.«
    »Dann ist es also genau umgekehrt wie bei uns, wo die Braut die Aussteuer mit in die Ehe bringt?«
    »Ja, Roma-Frauen sind sehr kostbar«, erwiderte sie stolz.
    Als er fragte, warum sie sich für Gem entschieden habe, wurde ihre Stimme ganz weich.
    »Er

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