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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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Identität bekannt hatte, war sie erleichtert, weil Sarannas guter Name nun endlich reingewaschen war. Jetzt konnte sie darum kämpfen, Jake frei zu bekommen.
    Nachdem der Richter die Ruhe im Gerichtssaal wiederhergestellt hatte, beratschlagte er mit seinen Gerichtsdienern, ob das Verfahren mit Bezug auf die geltende Rechtsprechung fortgeführt werden konnte. Als Joseph Bloom ihn darauf aufmerksam machte, dass der Name, den die Angeklagte benutzt hatte, ihm als ihr Alias bekannt gewesen und es überdies eine gängige Praxis sei, mehrere Namen zu haben, beschloss der Richter, das Verfahren fortzusetzen.
    Während Keziah kühl ihre Aussage machte und die Fakten rekapitulierte, registrierte sie, wie Joseph Bloom die Gesichter der Geschworenen studierte, um zu sehen, welche Wirkung ihre Worte auf sie hatten.

    Der Richter schien irritiert zu sein. »Mal sehen, ob ich Ihre bemerkenswerte Geschichte richtig verstanden habe. Sie gaben Iago diesen Brief, in dem er die Anschuldigungen, die er gegen Jakob Andersen vor Gericht gemacht hatte, widerrief. Sie behaupten, Iago hätte den Brief unterschrieben und anschließend hätten Sie mit Ihrer Taschenpistole auf ihn geschossen!«
    Er warf dem Staatsanwalt einen strengen Blick zu. »Einer Waffe, die spurlos verschwunden ist.«
    Joseph Bloom sprang auf. »Von dieser oder auch jeder anderen angeblichen Waffe gibt es keinerlei Spur, Euer Ehren! Darf ich darauf hinweisen, dass sie nur in der Einbildung einer jungen Frau existiert, die hochschwanger ist und sich seit den Ereignissen in jener Nacht in einem akuten Schockzustand befindet.«
    Der Richter rückte seine Perücke zurecht. Sein Gesicht war erhitzt und gereizt. »Das Gericht wird Ihre dreisten Unterbrechungen nicht mehr dulden.«
    Dann wandte er sich wieder Keziah zu. »Sie behaupten also, Sie hätten Iago in besagter Nacht nur aufgesucht, um Jake Andersen wieder frei zu bekommen?«
    »Nein. Um seine Unschuld zu beweisen. Iago hatte eine Falschaussage gemacht!«
    »Und jetzt wollen Sie uns weismachen, dass Ihre Aussage der Wahrheit entspricht, gute Frau? Nicht umsonst haben sich die Zigeuner in Jahrhunderten den Ruf von Lügnern erworben.«
    Keziah war wie entfesselt, sie fühlte sich nicht länger an Sarannas bürgerliche Manieren gebunden. »Ich habe bei der Hand meines Vaters geschworen. Ich lüge nicht!«
    »Wir haben Iagos unterschriebenen Widerruf schwarz auf weiß. Trotzdem behaupten Sie, Sie hätten ihn erschossen. Dann schildern Sie dem Gericht die Ereignisse, die Sie zu dieser Tat veranlassten, die Sie ja selbst gestanden haben. Warum haben Sie das getan?«
    In diesem Augenblick wusste Keziah es selbst nicht. Sie war sich nur einer Sache sicher. Jakes Zukunft stand auf dem Spiel. Sie
versuchte, sich im Geist in die Vergangenheit zurückzuversetzen. In Iagos Hütte mit dem Geruch nach Rum und dem Öl der Lampe. Wie sie mit der kleinen Taschenpistole auf sein Gesicht zielte, wie er sie ihr aus der Hand riss und damit herumspielte.
    Und da fiel es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen. Das dunkle Loch in ihrer Erinnerung verschwand. Sie hörte, wie sie Iagos sanfte Worte aussprach, als redete der Tote durch sie.
    »Ich war derjenige, der Will Martens gebrochen hat. Er hatte eine Haut wie ein Mädchen, bis er Bekanntschaft mit meiner Peitsche machte. Wie ein Mädchen hat er geschrien. Du glaubst nicht, was ein Mann alles tut, wenn man ihn nur hungrig genug macht und seinen Willen bricht.«
    Alle Blicke waren auf Keziah gerichtet und keiner so aufmerksam wie Joseph Blooms.
    Sie stockte und sprach dann mit vor Grauen gesenkter Stimme weiter. »Iago lachte, als er sagte: ›Schwächlinge machen mir keinen Spaß. Ich mag ganze Kerle. Mit einem echten Willen. Mit Kampfgeist. Wie Gypsy Gem Smith. Vier Mann waren nötig, um ihn zu fesseln. Und dann haben sie es ihm besorgt wie einem Weib!‹«
    Keziah geriet ins Wanken, und Joseph Bloom sprang auf.
    »Meine Mandantin ist nicht in der Lage fortzufahren, Euer Ehren. Ich bitte Euch, sie aus dem Zeugenstand zu entlassen.«
    Bevor der Richter dies verfügen konnte, schrie Keziah: »Dieser Teufel hörte nicht auf zu lachen. Ich schoss auf ihn, aber die Kugel streifte ihn nur am Hals. Und als er sich auf mich stürzte, ließ ich die Klinge an der Pistole aufspringen. Er hatte den Tod verdient. Ich muss ihn getötet haben. Niemand sonst war dort.«
    Die Zeit im Gerichtssaal schien stillzustehen. Schließlich sah der Richter mit versteinertem Gesicht zu Joseph Bloom hinüber, der,

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