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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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Mitte wie Marionetten in einem Puppentheater. Allein Joseph Bloom sah menschlich aus. Seine Augen lächelten sie über den Rand seiner Brille hinweg an.
    Sie sah, wie Daniels Knöchel weiß wurden, als er die Brüstung, die sie von ihm trennte, so nervös umklammerte, als stünde er selbst vor Gericht. Seine Augen schienen ihr eine heimliche Botschaft senden zu wollen, doch dann lenkte der Richter in seiner scharlachroten Robe sie ab. Er blinzelte zwischen den beiden Seiten einer kunstvoll gearbeiteten Perücke hervor, die ihm viel zu groß war. Keziah lächelte. Er guckt genauso streng wie der Gott der gaujo , wenn sich ein Roma versehentlich in sein Himmelreich verirrt hätte.
    Sie war dankbar, als man ihr »wegen ihrer labilen Verfassung« einen Stuhl brachte.
    Als Daniel in den Zeugenstand gerufen wurde, versuchte sie abermals, sich zu konzentrieren. Trug er denselben Anzug, den er sich von Mac Mackie für ihre Hochzeit ausgeliehen hatte? Überrascht stellte sie fest, dass er sich den Schnurrbart abrasiert hatte. Josephs Worte fielen ihr wieder ein: »Ein rasierter Zeuge hat gegenüber einem bärtigen immer einen Vorteil, weil die Geschworenen so die kleinste Regung in seinem Gesicht erkennen können. «
    Während sie Daniels Aussage lauschte, empfand sie ein vages Gefühl von Stolz, ihn zum Freund zu haben. Er wirkte respektvoll, aber nicht unterwürfig.
    »Jetzt bin ich ein freier Mann, aber ich kam als Strafgefangener
in diese Kolonie und wurde Mr. Jonstone in Gideon Park zugewiesen. Er war ein guter und gerechter Master. Ich war seinem Aufseher direkt unterstellt, einem Mann, dem man es beim besten Willen nicht recht machen konnte. Jahrelang schuftete ich wie ein Hund, um der Peitsche zu entgehen. Wegen des kleinsten Vergehens wurde man bestraft. Der Tod war die einzige Hoffnung, dieser Hölle zu entgehen. Bis meine geliebte Saranna mich zum Mann nahm.«
    Daniel beschrieb, wie hingebungsvoll sich Saranna um ihn, ihre Kinder und ihr Ungeborenes gekümmert hatte. Dass sie Gewalt derart verabscheute, dass sie einmal einen hysterischen Anfall bekommen hatte, als jemand ein Känguru schoss. In den Augen der Geschworenen erkannte Keziah, wie beeindruckt sie von Daniels leidenschaftlicher Aussage waren.
    »Meine sanfte Saranna ist nicht fähig, einen Mord zu begehen!«
    Keziah spürte einen Schwall von Schuld, weil sie mit ihrer Tat den Namen der toten Saranna besudelt hatte.
    Die nächste Zeugin war eine junge Frau, die sich als Lizzie Fleet identifizierte und auch unter dem Namen Lizzie Jones bekannt war. Sie hütete sich, in Keziahs Richtung zu sehen, als man sie aufforderte, die Frau zu beschreiben, der sie in der Tatnacht Iagos Hütte gezeigt hatte.
    »Sie hatte schwarzes Haar, einen dicken Bauch und eine arrogante Stimme, als wäre sie etwas Besseres als wir. Sie wollte unbedingt zum Teufel in Person, und wir wissen ja alle, dass der hinter jedem Rock her war!«
    Als sie gefragt wurde, ob sich die Betreffende im Gerichtssaal befand, zögerte sie einen Augenblick, antwortete dann jedoch: »Sie sitzt da auf der Anklagebank.«
    »Haben Sie einen Schuss gehört? Oder gesehen, wie Mrs. Browne mit einer Waffe die Hütte verließ?«
    »Darüber weiß ich nichts. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Keziah bemerkte, wie die Frau ihrem Blick auswich, als sie den Zeugenstand verließ.

    Als nächster Zeuge wurde Sean Kerby aufgerufen, ein nervöser junger Kerl, der, eingeschüchtert vom Staatsanwalt, ständig an seiner Stirnlocke herumzupfte. Keziah konnte sich nicht erinnern, ihn jemals zuvor gesehen zu haben.
    Der Ankläger verhakte zuversichtlich die Daumen in den Falten seiner Robe und erinnerte den jungen Mann an die harten Strafen, die auf Meineid standen.
    »Sie haben ausgesagt, dass Sie die Angeklagte unweit von Iagos brennender Hütte am Boden liegen sahen. Halten Sie es für möglich, dass sie eine Mordwaffe versteckte?«
    Der junge Kirby schwitzte. »Ich habe lediglich gesehen, dass sie einen Brief in der Hand hielt, Sir.«
    »War es dieser Brief?« Der Staatsanwalt wedelte mit dem Beweisstück, als wäre es etwas Abstoßendes.
    »Das weiß ich nicht, Sir. Ich kann nicht lesen. Nur mein Zeichen machen, Sir.«
    »Ich wiederhole meine Frage. Ist es möglich, dass diese Frau eine Tatwaffe versteckte?«
    »Keine Ahnung. Wir sind alle hingelaufen, um das Feuer zu löschen, damit es nicht auf die anderen Häuser übersprang. Aber sie hielt in beiden Händen einen Brief und klagte.«
    Der Staatsanwalt schien

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