Die Blüte des Eukalyptus
Wucht, als ginge es um sein eigenes Leben. Sein Geständnis war umsonst gewesen.
Schuldig . Keziah hatte keine Zeit, um das ganze Ausmaß des Urteils zu begreifen. Während der Urteilsverkündung hatte die in Blau gekleidete Frau, die von ihrem Platz in der Zuschauerbank aufgestanden war und sie anstarrte, ihre ganze Aufmerksamkeit beansprucht. Es war, als würde Keziahs Körper und Seele von einem lodernden Feuer verschlungen. Jetzt erkannte sie die Wahrheit. Mrs. Hambertons Gesicht war das einer Fremden, aber sie hatte die unverwechselbaren Augen von Stella, der Hure.
Lebendige Kindheitserinnerungen verschmolzen mit der Anwesenheit dieser Frau bei Jakes Prozess und jetzt auch ihrem. Dann schrie sie vor Schmerz auf. Ihr Körper ließ sie im Stich. Taumelnd erhob sie sich und suchte verzweifelt nach dem Gesicht des Arztes.
»Leslie!«, rief sie in einem merkwürdig erstickten Flüsterton. »Es ist so weit!«
Sie raffte den Rock um die Schenkel in dem vergeblichen Versuch, es zu verbergen. Zum zweiten Mal war ihre Fruchtblase vorzeitig geplatzt. Jakes Baby wollte geboren werden.
Ein wildes Durcheinander brach aus, als der Saal in aller Eile geräumt wurde. Dr. Ross wies zwei Männer an, Keziah aus dem Gerichtssaal ins nächstgelegene Wirtshaus zu tragen, doch ein englischer Gefängniswärter stellte sich quer.
»Und ihr wollt Männer sein!«, schrie Keziah. »Soll ich mein Kind auf der Straße zur Welt bringen?«
Der Wärter nahm es peinlich genau mit dem Gesetz. »Ich muss Sie in Ihre Zelle zurückbringen. Der Richter hat das Urteil noch nicht verlesen.«
Keziah packte den Mann mit beiden Händen an den Ohren
und zog sein Gesicht an sich heran. »Einen Mann habe ich bereits getötet. Wollen Sie der Nächste sein?«
»Verdammt noch mal! Tun Sie, was die Dame sagt, oder ich zeige Sie wegen unterlassener Hilfeleistung an!«
Keziah bohrte ihre Fingernägel in die Ohren des Mannes. »Bringen Sie mich auf der Stelle ins Surveyor-General’s Inn oder ich verfluche Sie bis in alle Ewigkeit. Wollen Sie, dass Ihr Gesicht von Blattern verunstaltet wird?«
Die Kinnlade des Mannes klappte herunter. Leslie brüllte erneut seine Anweisung. »Sie haben gehört, was sie gesagt hat. Also, worauf warten Sie noch?«
Mit halsbrecherischem Tempo stürmten sie durch die Tür des Gasthofs. Keziah schrie vor Schmerz, und die Gäste stoben in alle Richtungen auseinander, um ihnen Platz zu machen.
Keziah hielt sich mit beiden Händen am Billardtisch fest und ließ nicht mehr los. »Es ist gleich da!«
Die Gefängniswärter legten sie auf den Tisch und suchten das Weite. Die Frau des Wirtes eilte herbei, um dem Doc zur Hand zu gehen.
Leslie krempelte die Ärmel hoch. »Heißes Wasser, Handtücher! Los, schnell!«
Während Leslie Keziah die Unterwäsche abstreifte, streckte ein Betrunkener den Kopf durch die Tür. Er warf einen ungläubigen Blick auf die Szene und rief: »Frauen haben keinen Zutritt zum Billardraum!«
Als Keziah den Kerl anschrie, machte der sich schnell wieder davon.
Keziah erinnerte sich an Gabriels Geburt und ließ sich von den Wehen wie auf Wellen treiben, die sie an den Strand spülen würden. Während einer kurzen Pause ergriff sie Leslies Hand.
»Bitte! Erzählen Sie niemandem, was für schreckliche Dinge ich gesagt habe! Versprechen Sie es mir!«
»Glauben Sie mir, Mädchen, ich habe Priester auf dem OP-Tisch Schlimmeres sagen hören. Im Moment sollten Sie Ihr
Möglichstes tun, nicht zu pressen, auch wenn Sie meinen, es tun zu müssen. Das Kind kommt mit den Füßen zuerst, und ich muss ein bisschen nachhelfen.«
» Mi-duvel , das auch noch?« Sie biss sich auf die Lippe und zügelte das überwältigende Verlangen, zu pressen. »Ach was, mir ist es egal, wie es kommt, Hauptsache, es kommt!«
Seine Antwort vermittelte eine beruhigende Zuversicht. »Recht so, mein Kind.«
Als sie spürte, wie etwas Großes sich mit aller Macht einen Weg aus ihrem Unterleib bahnte, betete sie zu ihren Ahnen: Bitte, lasst Jakes Baby nicht sterben!
Leslies Gesicht war rot angelaufen und sein Bart feucht von Schweiß, als er sich bemühte, das quirlige, nasse Bündel zwischen ihren Schenkeln zu befreien.
Keziah hob den Kopf, um zu sehen, was er zwischen ihren aufgestemmten Knien anstellte. »Es ist mir egal, ob es ein Mädchen oder Junge ist. Lebt es?«
Wie als Antwort hörte sie einen kräftigen Schrei, süßer als ein ganzer Engelschor. Der Arzt wickelte den glitschigen Körper in ein Handtuch und erwiderte ihr
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