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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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glückseliges Lächeln. Anschließend legte er das gesunde, rothaarige Kind in ihren Armen, eingehüllt in ein Handtuch, auf dem das Markenzeichen von Albion Ale prangte.
    Keziah blickte in ein winziges, vor Empörung rot angelaufenes Gesicht.
    »Ich weiß nicht, wer du bist, mein Kleiner, aber es war sehr klug, dir ausgerechnet den Billardtisch in der Lieblingsschenke deines Papas auszusuchen, um dein Leben zu beginnen.«
    »Aye, das haben Sie gut gemacht, Mädchen. Ein gesunder Bursche, der sich schreiend und strampelnd ins Leben befördert hat – er scheint genauso stur und entschlossen zu sein wie Jake.«
    Keziah gab dem Kleinen die Brust, um ihn zu beruhigen, und flüsterte ihm seinen wahren Roma-Namen ins Ohr. »Das wird das beng täuschen, falls der Teufel hinter dir her sein sollte.«

    Mr. Harper, der Wirt, stand an der Tür und verschränkte die Arme vor der Brust wie ein stolzer Vater. Sein Angebot, die Geburt des Kindes zu begießen, nahm Dr. Ross gern an.
    »Danke, Sir. Ein Whisky wäre keine schlechte Idee. Es war ein verdammt anstrengender Tag, so oder so.«
    Harper brachte zwei doppelte Whiskys und die dazugehörige Flasche. Leslie hob sein Glas in Richtung Gefängnismauer.
    »Auf dich, Jake! Sláinte! «, rief er auf Gälisch und kippte das erste Glas hinunter, ehe er nach dem zweiten griff. Dann sagte er mit leiser Stimme, um Keziah von ihrer unausweichlichen Strafe abzulenken: »Aber vor allem auf die Freiheit!«
    Keziah war so erschöpft, dass sie kaum die Kraft hatte, das Kind zu halten. »Wir wissen beide, was vor mir liegt, Doc. Ich habe die Wahrheit gesagt und mir dabei die Schlinge um den Hals gelegt.«
    Sie packte ihn so fest am Arm, dass sich ihre Fingernägel in sein Fleisch bohrten. »Um Himmels willen, lassen Sie nicht zu, dass Jake den Helden spielt und versucht, mich zu befreien! Sie würden ihn wie einen Hund niederschießen!«
    »Es wird ihm nichts geschehen, ich verspreche es Ihnen. Und jetzt schlafen Sie ein wenig, Mädchen, Sie haben es sich verdient.«
    »Nichts habe ich mir verdient. Ich habe das Leben aller ruiniert! «
    Behutsam nahm er ihr das Kind ab. »Morgen sieht alles ganz anders aus.«
    »Ein Morgen wird es nicht geben«, erwiderte Keziah.

ZWEIUNDFÜNFZIG
    J ake hatte das Gefühl, im Innern der Erde zu stecken, während er auf dem feuchten Boden des dunklen Kellerraumes im Gefängnis von Berrima lag und die letzten Zentimeter herauskratzte, um den Sandsteinblock zu lösen. Will Martens’ Fluchtweg.
    Seine Augen tränten von dem feinen Staub, als er den großen Stein wegschob und hörte, wie er draußen mit einem dumpfen Schlag auf den Rasen fiel. Die frische Luft war süßer als Wein. Vorsichtig inspizierte er das entstandene Loch.
    Für Will kein Problem, er ist schlank wie ein Mädchen. Aber ob es auch für mich groß genug ist?
    Zentimeter um Zentimeter quetschte er sich durch die rechteckige Öffnung. Und als er endlich auf der anderen Seite landete, fluchte er triumphierend, wenn auch mit gesenkter Stimme.
    Der Nachthimmel war von Sternen übersät; hinter den Wolken ging gerade die Mondsichel auf. Jake wartete, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, die hier ein wenig heller war als im Kellerraum. Erst dann sah er das Stiefelpaar. Bekam den Duft einer Pfeife in die Nase. Und hörte eine Stimme.
    »Dachte ich mir, dass du den Fluchtweg des Schwadroneurs benützen würdest.«
    Jake warf dem Geistlichen einen trotzigen Blick zu. »Ich habe Sie gewarnt, dass ich jemanden umbringen würde, um meine Frau hier rauszuholen, und ich meine es ernst. Ich werde Sie zum Schweigen bringen müssen, wenn Sie so dumm sind, mich aufhalten zu wollen, Rev.«
    »Dann lass es darauf ankommen, Jakob. Du verlässt diesen
Ort nur über meine Leiche.« Und unterstrich: »Jedenfalls heute Nacht.«
    Jakes Zorn verwandelte sich in Sarkasmus. »Wäre es dann morgen genehm, Rev?«
    »Sei kein Narr, Andersen, streng dein Köpfchen an. Du musst am Leben bleiben. Das bist du deiner Frau und den Kindern schuldig. Was hast du schon für eine Chance, wenn du jetzt türmst? Mit viel Glück bekommst du deine Frau kurz zu sehen, ehe man dich wieder einlocht und nach Norfolk Island deportiert. Dann kannst du als Wiederholungstäter deine Ketten mit ins Grab nehmen.«
    »Sie haben doch die Geschworenen gehört, Rev. Schuldig. Und ich hatte ihr versprochen, dafür zu sorgen, dass sie das Kind nicht im Gefängnis zur Welt bringen muss.«
    »Nun, da kann ich dich beruhigen. Dein Wunsch

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