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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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machte er sich über sich selbst lustig. »Na, die Leute in Ironbark werden mich für einen echten Zuchtbullen halten. Ich lasse sie unter meinem Namen eintragen, so wie den kleinen Bengel jetzt auch. Und wenn Keziahs Strafe beendet ist, können wir uns in aller Ruhe legal scheiden lassen.«
    Jake sah ihn missmutig an. »Man kann sich nicht in Ruhe und obendrein legal scheiden lassen. Wenn das möglich wäre, hätte ich es längst getan. Solange Jenny am Leben ist, werden unsere Kinder Bastarde sein.«
    Daniel fühlte sich nach seinem fünften Glas wie der König der Welt. »Nein! Sie werden geborene Brownes sein. Aber zuerst
müssen wir Keziah aus diesem verdammten Arbeitslager herausholen, damit ihr wie eine richtige Familie zusammenleben könnt.«
    Jake fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, als er die Frage stellte, aber er konnte nicht anders. »Und wenn du eine andere Frau findest?«
    Daniel sah ihn ernst an. »Was immer ich tue, es wird nicht hier geschehen. Ich werde niemandem Anlass für Gerüchte bieten. Um unser aller willen.«
    Jake sah erst Bran und dann Daniel an. »Ehrlich gesagt, kommt mir das Ganze ziemlich verrückt vor. Aber wir probieren es!«
    Alle drei sprangen auf und stießen an.
    »Auf die Sarishan-Ménage und den großen Schwindel, den wir dem Sitz der Verwaltung für Strafgefangene und dem gesamten verdammten System spielen werden!«

DREIUNDFÜNFZIG
    W ährend Daniel auf dem Brumby zum Gefängnis von Parramatta ritt, dachte er darüber nach, wie frustriert Jake sein musste, jeden Monat auf der Sarishan-Farm warten zu müssen, bis Daniel mit Neuigkeiten von Keziah zurückkehrte.
    Trotz des Urteils, das der Richter im Prozess gegen Keziah gefällt hatte, vollzog die Presse, die Keziah anfangs verteufelt hatte, eine Kehrtwendung und vertrat nun zum größten Teil die Meinung, dass der Schock über Iagos Gräueltaten die zarte Seele einer Frau aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Die inoffizielle Armee anständiger Frauen in der Kolonie hatte Keziah zur Volksheldin ernannt. Die Frauen hatten Jake bei der Unterschriftensammlung für eine Petition, in der gefordert wurde, dass Keziah ihrem Ehemann zugewiesen wurde, tatkräftig unterstützt.
    Jetzt tauchte die dreistöckige Anstalt vor Daniel auf. Ihre ebenmäßige Backsteinfassade wirkte nicht im Geringsten abweisend. Ein gefeierter Strafgefangener des Gouverneurs Macquarie, der Architekt Francis Greenaway, hatte sie im Jahr 1821 entworfen, das viele Leute noch zur »guten alten Zeit« zählten.
    Daniel kannte sich im Gebäude etwas aus. Im Erdgeschoss wurden die Mahlzeiten ausgegeben. In den beiden oberen Stockwerken lagen die Schlafräume der weiblichen Strafgefangenen, die in drei Kategorien aufgeteilt waren. Als verurteilte Mörderin gehörte Keziah in die dritte. Normalerweise wäre sie zu Schwerstarbeit verurteilt worden. Schwangeren Frauen wurden jedoch leichtere Arbeiten zugeteilt. Sie mussten spinnen, nähen und genossen gewisse Sonderrechte, darunter die Erlaubnis, Besuche von ihren Ehemännern zu empfangen.

    Daniel warf einen Blick auf die Nebengebäude: die Häuser des Pförtners, des Gefängnisdirektors und seiner Familie sowie seiner Stellvertreterin, die Lagerhäuser, Küche, Backstube, Spinnstube und Toiletten für die Gefangenen. Und als er daran dachte, dass dies nun die Grenzen von Keziahs Welt waren, wurde er traurig.
    Er ging direkt in das Büro der Stellvertreterin des Gefängnisdirektors. Er wusste, dass sein Besuch an einem strategischen Ort stattfinden würde, an dem eine Beamtin sie im Auge behalten konnte. Wie üblich durchsuchte man seine Tasche aus Sackleinen nach versteckten Waffen. Keziah hatte ihn angewiesen, nicht einmal eine Schere mitzubringen, weil die Strafgefangenen sie auseinanderbrachen und als Messer benutzten.
    »Nur etwas zu essen, Ma’am, und Nähzeug«, versicherte Daniel der Direktorin. »Wie geht es meiner Frau?«
    Die Beamtin nickte. »Ganz gut, jedenfalls macht sie mir keinen Ärger wie die meisten anderen Insassinnen.«
    Daniel wartete in einem trostlosen kleinen Hof auf Keziah. Wenigstens bot er ein Mindestmaß an Privatsphäre. Niemand würde sie hören können. Er fragte sich, ob der heutige Besuch wie alle vorangegangenen abliefe. Keziah hatte Jake mit keinem Wort erwähnt, und Daniel hatte nach seiner Rückkehr irgendetwas erfinden müssen, um Jakes Hunger nach Nachrichten von seiner Frau zu befriedigen.
    Schockiert von dem körperlichen Verfall seit seinem letzten Besuch vor einem Monat

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