Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
Vom Netzwerk:
Kleinen in eine Windel aus einem alten Handtuch, um ihn auf die lange Reise vorzubereiten. Dann hüllte sie ihn in ihre Gefängnisdecke und steckte ihn in die Tasche, die Daniel um die Schultern trug.
    Daniel hatte Angst. »Wird man dich nicht bestrafen, wenn die Decke fehlt?«
    »Und wenn schon!«, sagte sie gleichgültig und wandte sich ab. »Wenn er unterwegs hungrig wird, klopf einfach an die Tür irgendeines armen irischen Bauern. Seine Frau hat bestimmt ein Baby in der Wiege. Sie wird ihm die Brust geben. Auf arme Frauen kann man sich immer verlassen. Sie würden ein Baby niemals hungern lassen.«
    Daniel blieb vor der Tür stehen. »Wie bringst du das nur fertig, Keziah?«
    Die Art, wie sie ihn ansah, zwang ihn, den Blick zu senken. »Schaff ihn mir aus den Augen, Daniel!«
    Daniel machte einige Schritte und blieb dann erneut stehen, als wartete er darauf, dass sie es sich anders überlegte.
    Keziah stand da und beobachtete, wie Yosefs rotes Köpfchen in
Daniels Tasche hin- und herschaukelte. Sie war wie versteinert, unfähig, Daniels Gruß zu erwidern. Ihre Brüste hatten keine Milch mehr. Jetzt gehörte ihr Körper nur noch ihr. An der offenen Tür zum Büro der Gefängnisleiterin blieb sie stehen.
    »Es ist vollbracht«, sagte sie und ging weiter.

VIERUNDFÜNFZIG
    E s war Samstagvormittag, und Jake hämmerte gerade Schindel auf sein Dach, nicht gerade seine dringlichste Aufgabe, denn seit Silvester hatte es kaum geregnet. Überrascht sah er, wie eine Kutsche voller Matronen mit Hauben auf dem Kopf vor der Koppel seines Hauses anhielt. Janet Macgregor führte die Gruppe mit einem Teeservice aus Silber auf einem Tablett an. Sie fragte nach Daniel Browne.
    Jake erklärte ihr, dass sein Partner nach Parramatta geritten sei, um seine Frau im Gefängnis zu besuchen. Ob er etwas für sie tun könne?
    Janet räusperte sich. »Ja, das können Sie in der Tat. Wir sind von der Wesleyanischen Frauengruppe gegen Alkohol. Wir haben gesammelt, um Mrs. Browne eine Auszeichnung für ihre Tapferkeit zu verleihen. Es ist eine Beleidigung aller australischen Frauen, wenn man eine Heldin wie sie dafür einsperrt, dass sie sich gegen ein betrunkenes Ungeheuer gewehrt hat!«
    Jake verzog keine Miene. Es war offensichtlich, dass die anderen Damen sich weit weniger über Iagos perverse Neigungen aufregten als darüber, dass er diese Welt unter Alkoholeinfluss verlassen hatte. Doch Janet hatte sich als echte Verbündete erwiesen. Seltsam, wie sanft sie geworden ist, seit sie den Doc geheiratet hat .
    Er bedankte sich bei den Abstinenzlerinnen. »Ich glaube, dass sie sich geehrt fühlen würde, wenn Sie das Teeservice einweihten.«
    Die Frauen nickten einträchtig. »Wir werden für Mrs. Brownes baldige Entlassung beten.«
    Jake ergriff die Gelegenheit beim Schopf. »Würden die Damen
auch meine Petition an den Gouverneur unterschreiben, mit der er aufgefordert wird, Mrs. Browne ihrem Ehemann zuzuweisen?«
    Er zog einen Bleistift aus der Tasche, um ihre Namen aufzuschreiben. Die meisten konnten nur ein Zeichen machen.
    Janet erklärte, dass keine der anderen Frauen Keziah jemals gesehen hatte.
    »Dem kann abgeholfen werden!« Er lief ins Haus, ging hastig an Keziahs nacktem Porträt vorbei, das über seinem Bett hing, und holte Daniels früheres Porträt von ihr mit dem kleinen Gabriel.
    Die Damen zerflossen vor Bewunderung, und eine fragte Jake vertraulich, ob Mrs. Browne ihren Ansichten über Abstinenz zustimmen würde.
    »Sie rührt keinen Tropfen Alkohol an!«, erklärte er feierlich und versuchte, dem Lächeln in Janets Augen auszuweichen.
    Die Kutsche mit den Damen war kaum am Horizont verschwunden, da sah Jake einen Reiter über den Kamm des Hügels auf die Farm zukommen. Es verschlug ihm die Sprache, als er in Daniels Tasche etwas strampeln sah.
    Daniel drückte sie Jake in den Arm. »Keziah möchte, dass du einen richtigen Mann aus deinem Sohn machst. Ich habe auf dem ganzen Weg von Parramatta kein Auge zugetan. Bin völlig erledigt. « Dann ging Daniel auf die Schmiede zu. »Keziah schickt dir viele Grüße.«
    Jake warf einen Blick auf seinen Sohn, den er jetzt zum ersten Mal sah. Der rote Flaum auf dem Köpfchen sah aus wie die Tonsur eines Mönchs. Unbewegte dunkelblaue Augen starrten zurück. Der Kleine wirkte zufrieden, obwohl ihm etwas Milch aus dem Mund sabberte.
    Jakes erste Worte an seinen Sohn lauteten: »Kein Wunder, dass du kotzen musstest, mein Kleiner. Das kann jedem passieren, wenn er auf dem Rücken eines

Weitere Kostenlose Bücher