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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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auf der Farm gebraucht wurde.
    Plötzlich sah er, wie Daniel quer über die Koppel auf sie zugaloppierte. »Jesses! Der tut ja gerade so, als wären die Trooper hinter ihm her!«
    Daniel fiel fast aus dem Sattel, als er ihm ein Schreiben reichte.
    Jake las es langsam. Gabriel stand neben ihm, und Jake wappnete sich gegen die Möglichkeit, einen Fehler zu machen. Obwohl er sich für seine ärmlichen Lesekünste schämte, wollte er unbedingt derjenige sein, der die frohe Botschaft verkündete.
    »Hör dir das an, mein kleiner Rom. ›Hiermit entbindet Seine Exzellenz, der Gouverneur, Keziah Browne, auch unter den Namen Smith, Stanley und Saranna Plews bekannt, von jeglicher Zwangsarbeit.‹ «

    »Das ist Mama!«, schrie Gabriel.
    »O ja, dann geht es weiter mit dem Datum ihres Prozesses und so weiter. ›Es wird ihr gestattet, während der Bewährungsfrist zu ihrem eigenen Vorteil innerhalb des Hoheitsgebietes von New South Wales jeder rechtmäßigen Tätigkeit (außerhalb der Anstalt) nachzugehen, oder aber, bis Seine Exzellenz, der Gouverneur, eine andere Entscheidung trifft. Beurkundet im Sitz …‹ « Jake stockte, und Daniel setzte hastig hinzu: »› der Obersten Verwaltung für Strafgefangene.‹ «
    »Ja!«, sagte Jake. »Die Urkunde trägt Datum und Stempel. Sieht mir verdammt amtlich aus!« Er wandte sich Daniel zu. »Ihr Entlassungsschein. Jetzt gibt es kein Zurück mehr, was, Dan?«
    Gabriels Augen flitzten von einem zum anderen auf der Suche nach einer Erklärung.
    »Das bedeutet, dass deine Mama bald nach Hause kommt, Gabe!«, bestätigte Jake.
    Gabriel fuhr ehrfürchtig mit dem Finger über das Wachssiegel. Der vertraute britische Löwe und das Einhorn standen wie zwei Buchstützen auf jeder Seite des Ordensschilds, über dem die britische Krone prangte. Gabe lief zur Veranda.
    »Hey, Pearl! Sie kommt nach Hause!«, schrie er.
    Jake umarmte Daniel und löste sich dann unbeholfen von ihm. Überglücklich kehrten sie ins Haus zurück. »Jesses! Heute Abend trinken wir den Keller leer. Du und Bran kommt zum Essen zu uns, bevor ich die Kinder ins Bett bringe. Das ist ihre große Nacht!«
    »Unsere auch! Und ich bringe einen guten Tropfen mit, den ich eigens für diesen Tag aufbewahrt habe.«
    Plötzlich blieb Jake stehen. »Ich träume wohl nicht, oder, Dan?«, fragte er ganz ernst. »Diese Schweine und Seine Exzellenz, der Gouverneur, werden es sich doch nicht etwa anders überlegen, oder?«
    »Nein, bestimmt nicht. Das ist kein Traum. Solange Keziah keine Fehler macht. Die Gefängnisleiterin sagt, sie sei eine vorbildliche
Gefangene.« Und als Daniel davonritt, rief er: »Dann bis heute Abend mit allem, was dazugehört!«
    Jake wollte, dass die Kinder diesen Tag für immer in Erinnerung behielten. »Heute fällt die Schule aus!«, verkündete er. »Wir müssen das Haus auf Hochglanz bringen!«
    Jake empfand eine große Erleichterung, als wäre es nicht nur Keziah, die aus der Haft entlassen wurde. Er stand jeden Tag im Morgengrauen auf, bereitete das Frühstück für die Kinder, kümmerte sich um die Pferde und molk die Kühe. Die Kinder fütterten die Hühner und gossen das Gemüsebeet, ehe sie auf ihrem Pony in die Schule ritten. Erst spät nachts fiel Jake erschöpft ins Bett. Außer am Samstagabend. Dann ging er mit Yosie auf den Schultern und Pearl und Gabriel in die Schmiede am Ende der Sarishan-Farm, wo Bran ihnen ein Festmahl auftischte. Erst dann genehmigte sich Jake eine Flasche Albion Ale, um nicht zu vergessen, dass er ein freier Mann war.
    Sonntags brachte er die Kinder in die Sonntagsschule. Nicht etwa aus religiösen Gründen. Während der Gesang der Kinder durch die Dorfkirche hallte, drückte sich Jake den Hut in die Stirn und holte etwas Schlaf nach.
    Obwohl er völlig erschöpft war, wollte er nicht auf seine Freunde hören, die ihm rieten, einen Antrag zu stellen, um eine Strafgefangene als Haushälterin zugewiesen zu bekommen. Er wollte keine Ersatzmutter für seine Kinder. Und Keziah sollte niemals befürchten müssen, dass eine andere Frau ihm das Bett warm hielt.

    Um sechs Uhr tauchten Daniel und Bran auf. Daniel hatte eine Kiste Wein dabei und Bran eine große Schüssel mit der Lieblingsspeise der Kinder: Pudding mit Brombeermarmelade und Sauerrahm.
    Jake hatte beschlossen, in dieser glorreichen Nacht die strengen Schlafenszeiten für die Kinder außer Kraft zu setzen. Bald waren die drei Männer berauscht – vor lauter Erleichterung
ebenso wie vom Wein. Und als sie keine

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