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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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Roma-Frau zu sein. Ich brauche ihn nicht!
    In den folgenden Tagen versuchte Keziah Yosie beizubringen, so lange wie möglich in Hosen, wie große Jungs sie tragen, trocken zu bleiben. Die bei der Oberschicht so beliebte Babykleidung wurde abgeschafft.
    Das Taktgefühl der Kinder überraschte sie. Gabriel und Pearl sprachen das Verschwinden ihres Vaters kein einziges Mal an und zeigten ihr geduldig, welche Arbeiten auf der Farm erledigt werden mussten, als wäre sie ein kleines Kind.
    Sie ging Daniel aus dem Weg, und er schien sie ebenfalls zu meiden. Bran aber kam jeden Tag vorbei, unter dem Vorwand, er müsse die Hufe der Pferde überprüfen und die beschädigten Geräte mitnehmen, die in der Schmiede repariert werden sollten. Als er ihr einen Strauß Wildblumen mitbrachte, zeigte der Ausdruck in seinen Augen, dass er den Status quo verstand. Keziah war zu stolz, um ihn um Hilfe zu bitten, also bot sie ihm Hilfe an.
    »Bran, wir wissen alle, wie intelligent du bist. Wenn du lesen und schreiben lernen willst, würde ich es dir gern beibringen. Aber es wird unser Geheimnis bleiben, ja? Und eines Tages kannst du Daniel mit einem Brief überraschen. Was hältst du davon?«
    Bran strahlte über das ganze Gesicht.
    Keziah sprach jeden Buchstaben aus, während sie BRAN auf eine Schieferplatte schrieb und die Pfeile kennzeichnete, um ihm die Richtung der Striche zu zeigen. Und als er es ihr nachmachte, war sie voller Lob.

    »Siehst du, wie leicht es ist? Im Nu kannst du das Vaterunser schreiben.«
    Als Bran in die Schmiede zurückkehrte, umklammerte er Kreide und Schiefertafel, als wären es die Kronjuwelen.
    Keziah molk die Kuh, aber die Versorgung der Pferde überließ sie dem jungen Dick Gideon. Er striegelte sie und trainierte sie nach dem Schema, das er mit Jake ausgearbeitet hatte. Den Regeln der Wiradjuri entsprechend fragte er nicht nach Jakes Verbleib.
    Sie wusste, dass weder Leslie Ross, Janet Macgregor noch Mac Mackie oder Polly Doyle unangemeldet zu Besuch kommen würden.
    Im Hühnerstall fuhr sie die Hennen an, die vom Kap der Guten Hoffnung stammten und fleißig Eier legten. »Diese romantischen Dummköpfe glauben, wir wollten allein sein, um Tag und Nacht im Bett zu verbringen.«
    Ihr Stolz erlaubte ihr nicht, sich einzugestehen, dass sie nicht als Jakes Frau zurückgekehrt war.
    Sie hielt ihre Wut im Zaum, bis der Hahn arrogant zwischen die Hennen herumstolzierte. »Ihr Männer seid doch alle gleich! Wetten, dass Jake im Augenblick im Four Sisters hockt!«

    Tatsächlich versuchte Jake, seinen Ärger im Shanty with No Name zu ertränken.
    In dem gesprungenen Spiegel erkannte er sein Gesicht kaum wieder. Es sah so zerknittert aus wie die Schale einer Mandarine, und seine Augen waren nur schmale Schlitze. War er wirklich erst dreißig? Er fühlte sich eher wie neunzig. Im Spiegel sah man auch das schäbige Gesicht eines alten Schafscherers, dem Jake schon öfter auf der Treppe des Four Sisters begegnet war.
    »Was macht das Leben?«, fragte der Alte.
    »War schon mal besser«, antwortete Jake mürrisch.
    Der Scherer blickte ihn an wie ein weiser Mann. »Ah! Ein Familienvater!«

    »Ich lerne einfach nicht dazu. Hatte mir geschworen, mich nie wieder auf eine anständige Frau einzulassen.«
    »Dann hat dich jemand angelächelt, und schon war alles vergessen, nicht wahr?«
    »Nicht ganz so. Ich wurde von Buschräubern überfallen, und sie rettete mir das Leben.«
    »Frauen! Es gibt nichts, was sie nicht tun würden, um einen Mann in die Falle zu locken.« Der Scherer kippte sein Ale hinunter. »Tja, ich muss machen, dass ich nach Hause komme, sonst zieht mir die Missus das Fell über die Ohren.«
    Jake trank weiter und redete sich ein, wie großartig es war, wieder Junggeselle zu sein. Ich werde Kez beweisen, dass ich sie genauso wenig brauche wie ein Loch im Kopf .
    Es dauerte nicht lange, bis er merkte, dass der Alkohol die gewünschte Wirkung verfehlte, und sich in der Bar umsah. Niemand hier für einen Faustkampf. Ich frage mich nur, wie die Kinder ohne mich zurechtkommen .

    Als der Morgen dämmerte, schlug Jake ein Auge auf und stutzte. Er lag auf der hinteren Veranda von Brans Haus. Im nächsten Moment flog die Tür auf. Brans nackter Körper erschien mit einem Nachttopf in der Hand, den er im Busch ausleeren wollte, und stolperte über Jake. Von der Türschwelle aus musterte ihn Daniel in alten, mit Ölfarbe beschmierten Kleidern.
    »Was für ein feiner Vertreter der menschlichen Spezies«, sagte er

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