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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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freundlich. »Aber glaub bloß nicht, du kämst hier rein, solange du dich nicht ordentlich gewaschen hast.«
    Er kehrte mit einem Wassereimer zurück und kippte ihn über Jake aus.
    »Mist!« Jake schüttelte sich wie ein nasser Pudel.
    »Hast dich wohl aus dem Staub gemacht, was?«
    Jake versuchte, zu seinem alten Tatendrang zurückzufinden. »Ich habe große Pläne, aber im Augenblick brauche ich eine Bleibe für ein oder zwei Nächte.«

    »Wasch dich zuerst im Trog. Ich hole dir saubere Klamotten. Stell den Kessel auf den Herd, Bran. Der Länge seines Schnurrbarts nach zu urteilen hat er seit Tagen nichts in den Magen bekommen.«
    Jake zog das Hemd aus. »Ja, ich könnte tatsächlich ein Frühstück vertragen«, gab er zu.
    Nachdem er die stinkenden Sachen ausgezogen hatte, spürte er, wie seine Würde zurückkehrte. »Wenn einer von euch Kez erzählt, dass ich hier gelandet bin, seid ihr beide für mich gestorben!«
    »Das ist dein Problem, Kumpel. Wenn deine Frau mich nicht fragt, werde ich auch nichts sagen.«
    »Sie ist viel zu stolz, um zu fragen. Wetten?« Jake wechselte das Thema, es war allzu schmerzhaft. »Was gibt es denn zum Frühstück?«
    Von der unerschöpflichen Teekanne gestärkt, machte sich Jake über einen Haufen von Brans berühmten Pfannkuchen her und bestrich sie mit kanadischem Ahornsirup. Und als Bran zur Schmiede aufbrach, sagte Daniel: »Jetzt darfst du dir dein Abendessen verdienen. Mein Atelier ist oben. Zieh dich aus. Ich male gerade einen Körper, für den du das ideale Modell bist.«
    »Einen Faustkämpfer etwa?«, wollte Jake wissen.
    »Einen Buschräuber. Er liegt in einer Höhle und schläft. Nackt bis auf die Stiefel und neben ihm in Reichweite seine Flinte, falls Trooper auftauchen. Die Pose passt dir wie angegossen, und du kannst dich ausstrecken, deinen Hut in die Stirn drücken und schlafen.«
    Sobald der Pinsel über die Leinwand flog, sah Jake, dass sich Daniel in jene Welt zurückgezogen hatte, für die er wirklich lebte.
    Unter seinem Hut dachte er darüber nach, wie er sein eigentliches Problem angehen sollte. Was würde er als Nächstes tun? Er versuchte, seine Gedanken zu entwirren.
    Ich bin zu jung, um mich in Enthaltsamkeit zu üben. Seien wir ehrlich, ich bin ein Mann, der nur mit einer Frau auf einmal zusammen
sein kann. Ich gehe ja sogar zur selben Nutte. Ich kann notfalls ohne Frau leben, aber Kinder brauche ich als eine Art Anker. Ganz gleich, wie gut man im Bett ist – oder auch außerhalb –, man kann es einer Frau nie so ganz recht machen. Und gegen eine anständige Roma-Frau kommt ohnehin niemand an. Das Einzige, dem man im Leben trauen kann, ist sein Gaul.
    Aber eins steht fest, nie wieder werde ich im Gefängnis landen! Und bevor ich sterbe, will ich einen Champion züchten!
    Die Ehrlichkeit zwang ihn zuzugeben: Ich bin ein schlechter Sohn. Ma und Pa habe ich nur Kummer bereitet. Ich laufe mir die Hacken ab und löse anderer Leute Probleme, nur um vor meinen eigenen zu flüchten.
    Genau das hatte Lily Pompadour ihm auch vorgeworfen.
    Gerade als er einen roten Faden in diese wirren Gedanken bringen wollte, unterbrach ihn Daniel.
    »Willst du mir nicht verraten, was mit euch beiden los ist, mit dir und Keziah?«
    »Es ist zu Ende. Aus und vorbei.«
    Daniel erstarrte mit dem Pinsel in der Hand. »Heißt das, dass Keziah jetzt nur noch einen Ehemann hat?«
    Jake warf ihm einen schrägen Blick unter dem Hut hervor zu. »Wozu willst du das wissen? Du interessierst dich doch nicht für Frauen.«
    »Deine Frage wundert mich. Ich male sie furchtbar gern, je üppiger, desto besser. Nur kriege ich keines der Mädchen hier im Dorf dazu, sich vor mir auszuziehen.«
    »Ich meinte als Mann.«
    »Worauf willst du eigentlich hinaus? Schönheit erregt mich, als Künstler wie auch als Mann.«
    »Und was ist mit Kez? Du hast sie nackt gemalt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es auf der Welt einen Mann geben könnte, der nicht gern mit ihr ins Bett gehen würde.«
    Daniel überlegte sich seine Antwort. »Nach der Hölle von Gideon Park wollte ich nur allein sein. Dann sehnte ich mich nach
menschlicher Wärme. Ich war neugierig, wollte mich testen. Keziah war eine Frau, die ich mochte und der ich vertrauen konnte. Manchmal war sie sanft, manchmal aggressiv – fast wie ein Mann. Diesen Kontrast fand ich sehr aufregend.«
    Jetzt war Jake noch niedergeschlagener als vorher. »Das ist dir also auch aufgefallen?«
    »Ich wusste, wenn ich jemals mit einer Frau schlafen

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