Die Blüte des Eukalyptus
neben dem Doktor Platz.
»Ein Glück, dass wir einen Buschexperten wie Jake Andersen dabei haben. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, Doc, aber ich bin am Verdursten. Vermutlich gibt es nichts Erfrischenderes im Busch als Tee.«
O’Flaherty nickte und holte seinen Flachmann heraus, nachdem er an seinen Durst erinnert worden war.
Mittlerweile hatte Jake wie üblich mühelos ein Feuer angezündet und eine Blechkanne mit Wasser für Tee darauf gestellt.
»Ich mache Ihnen was ganz Besonderes. Pfannkuchen. Unschlagbar! «
»Darf ich zusehen?« Ungebeten kauerte sich Keziah neben Jake. Der warf ihr einen misstrauischen Blick zu, sagte jedoch nichts.
»Hier, machen Sie sich ein wenig nützlich. Werfen Sie die Rosinen hinein, aber erst, wenn ich es Ihnen sage.«
Die Pfannkuchen waren ein Erfolg, und die Stille unter den Passagieren wurde nur von ihrem genüsslichen Schlürfen des Tees und Vogelzwitschern unterbrochen. Keziah fiel auf, dass Jake immer gebührenden Abstand von der übrigen Gruppe hielt, als wüsste er, was Saranna Plews von jungen Australiern hielt, die nicht wussten, »wo ihr Platz ist«.
»Am nächsten Halt gibt es eine Poststation. Wenn Sie die Chance nutzen wollen, um ein paar Zeilen zu schreiben …«
Gehorsam zog sich Saranna zurück. An ihrer Miene erkannte Keziah, dass sie einen Liebesbrief schrieb. War ihr Verlobter ein Farmer? Ein Beamter? Oder ein Strafgefangener?
Kurz darauf überreichte Saranna Jake nervös den Brief. »Wie viel wird es kosten, ihn so weit zu schicken?«
Jake warf einen Blick auf den Umschlag. »Gideon Park ist hier in der Kolonie nicht weit, Miss. Nur etwa hundert Meilen südlich von hier.«
Gideon Park. Keziah spürte, wie ihr Herz bei diesen Worten heftig schlug. Gem war nicht mehr weit.
»Kostet Sie gar nichts«, fuhr Jake fort. »Der Empfänger muss den Postmeister bezahlen.«
»Oje. Dann kann es sein, dass er ihn nie erhält.«
Als Saranna errötete, war Keziah überzeugt, dass ihr Verlobter ein Strafgefangener war. Vielleicht haben wir mehr gemeinsam, als sie ahnt, aber sie würde lieber sterben, als sich irgendwem anzuvertrauen. Wie schrecklich es sein muss, eine Dame aus der Mittelschicht zu sein .
Während des nächsten Reiseabschnitts setzten Hitze und Fliegen ihren Nerven zu; alle waren gereizt. Keziah atmete erleichtert auf, als Jake den Kopf durch das Fenster steckte und sich den rauen Schnurrbart kratzte.
»Zeit, dass Sie sich ein bisschen die … Füße vertreten«, sagte er dieses Mal vorsichtig. »Wir werden erst mitten in der Nacht den nächsten Gasthof erreichen. Ich koche Ihnen einen Tee, um Sie wach zu halten.«
Keziah bemerkte, wie ihre beiden Mitreisenden die Einsamkeit suchten, nachdem sie so lange in der engen Kutsche zusammengepfercht gewesen waren. Sie hätten jetzt genug Zeit, um sich zu entspannen, während Jake Andersen in der Asche seines Feuers das Buschbrot aufwärmte.
Nachdem er Saranna und ihr Tee eingeschenkt hatte, verdrückte sich Jake Andersen zu O’Flaherty, um mit ihm zu plaudern. Keziah aber entging nicht, dass er sich immer wieder zu ihr umsah, während sie gierig ihr Buschbrot verschlang.
O’Flaherty kippte sich einen ordentlichen Schuss »Medizin« in seinen Teebecher. »Sagen Sie, mein Junge, wie viele Iren mögen hier in der Kolonie leben?«
»Wie viele Sterne gibt es am Himmel?«, gab Jake die Frage zurück. »Von drei Strafgefangenen ist einer Ire. Gleich und gleich gesellt sich gern, das gilt auch für die Siedler. In Tagalong gibt es mehr Iren als Eukalyptusbäume. In Kelso und Bathurst wimmelt es von Schotten. Eine Gegend in der Bathurst-Ebene heißt Little Cornwall. Und die Engländer sind natürlich überall !«
Er blickte über die Schulter in Keziahs Richtung und fügte hastig hinzu: »Das soll keine Beleidigung sein. Ich hatte ganz vergessen, dass Sie Engländerin sind.«
Sie lächelte ihn an. »Waliserin, um genau zu sein.«
O’Flaherty ließ nicht locker. »Ich gehe davon aus, dass ich keine Probleme haben werde, in der Kolonie Whisky zu bekommen. «
»Nein, höchstens Wasser!«, versicherte ihm Jake. »In der
Winston Road in Irishtown gibt es eine Schenke namens The Wheelbarrow, da wirft der Wirt alle Betrunkenen hinaus, bevor die königliche Postkutsche aus Parramatta eintrifft, damit die ehrbaren Bürger nicht allzu sehr erschrecken.«
Keziah kicherte belustigt, sodass Jake Andersen ihr einen Blick zuwarf.
Als er höflicherweise ein paar Schritte von den Damen wegschlenderte, um seine
Weitere Kostenlose Bücher