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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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nervös hinter ihr stand.
    »Um Gottes willen, Mrs. Smith! Was machen Sie hier?«
    »Ich habe entschieden, dort zu schlafen, wo ich willkommen bin. Eine Stute und ihr Fohlen sind gute Bettgefährten«, erwiderte Keziah bestimmt.
    Saranna errötete verlegen. »Was die Frau des Wirts gesagt hat, war unrecht. Ich teile mir das Zimmer gern mit Ihnen, Mrs. Smith.« Als Keziah zögerte, fügte sie hastig hinzu: »Verzeihen Sie mir. Ich war nicht besonders freundlich zu Ihnen. Dabei sind wir beide Fremde in einer fremden Welt.«
    Saranna streckte ihr die Hand entgegen, und Keziah lächelte. Dann gingen sie zusammen zur Herberge zurück.
    Sie zogen sich bis auf die Unterwäsche aus und wuschen sich mit einem Schwamm am Waschbecken. Wie Kinder konnten sie ihr Kichern nicht unterdrücken, als sie sich in das bucklige Bett fallen ließen, dessen Matratze zur Mitte hin nachgab. Keziah warf einen Blick auf die Tür. Sie hatte kein Schloss.
    »Es ist bestimmt sicherer, wenn wir den Rat der Wirtin befolgen und unsere Geldbörsen unter der Matratze verstecken. An der Theke saß ein Mann, der aussah, als könnte er einem für einen Penny den Hals aufschlitzen.«
    Saranna riss die Augen vor Schreck auf, woraufhin Keziah einen Stuhl unter die Türklinke zwängte.
    »Keine Angst. Wenn das nicht hilft, bin ich sicher, dass Jake Andersen uns im Nu zu Hilfe käme. Dr. O’Flaherty hat mir erzählt, dass Jake ein Faustkämpfer ist.«
    »Ach, wirklich?« Sarannas Stimme klang, als gehörte Jake einer seltenen Spezies aus dem Zoo an.

    Die jungen Frauen lagen im Bett und beobachteten, wie die flackernde Kerze Schatten auf die Wände des Zimmers warf. Keziah blies sie aus. Und dann vertraute Saranna sich ihr in der Dunkelheit an.

    »Ist das nicht ulkig? Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie das Bett mit jemandem geteilt. Ich war ein Einzelkind.«
    Keziah spürte, wie Saranna versuchte, die Kluft zwischen ihnen zu überwinden, indem sie ihr freiwillig von ihrem Leben erzählte. Dass ihre Mutter bei ihrer Geburt gestorben und sie bei ihrem Vater und ihrer älteren Tante aufgewachsen war. Dass ihr Zukünftiger im Kunstgeschäft ihres Vaters gearbeitet hatte und es pleitegegangen war, sodass »mein Verlobter gezwungen war, sein Glück in der Kolonie zu versuchen«.
    Doch ihr Zögern verriet, dass mehr hinter der Geschichte steckte.
    »Tante Georgina hat den Schock über den Verkauf unseres Hauses nie verwunden. Als sie starb, hatte ich gerade noch genügend Geld, um ihr Begräbnis und meine Schiffspassage zu bezahlen. Dann kam ich in Sydney Town an und erfuhr, dass mein Vater nur wenige Monate zuvor gestorben war. Es war ein schrecklicher Schlag.« Mit zitternder Stimme fuhr sie fort: »Ein Pfarrer hat mir in Ironbark Arbeit verschafft, bis ich wieder bei meinem Liebsten sein kann.«
    Auch wenn Saranna den Namen ihres Liebsten nicht nannte, so sprach sie doch voller Zärtlichkeit von ihm. Keziah hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie ihr keine Details über ihr eigenes Leben erzählen konnte, aber sie musste eine falsche Fährte legen, um Caleb Morgan zu entkommen.
    »Ihr Verlobter kann sich glücklich schätzen, Ihr Herz erobert zu haben«, sagte sie aufrichtig.
    »Ich würde ihn auf der Stelle heiraten, wenn ich nur könnte.«
    Keziah konnte sich den wahren Grund für den Aufschub denken. Wie Gem war auch Sarannas Verlobter in Ketten nach Australien gekommen.
    Nachdem Saranna eingeschlafen war, dachte Keziah über das Misstrauen der Wirtin nach. Obwohl ihre Roma-Weste mit den bestickten Münzen in der Reisetasche versteckt war, hatte die Frau Keziahs Herkunft erahnt. Das könnte ihr auch bei anderen
passieren. Daher beschloss sie, dass es an der Zeit war, sich eine abstruse Zigeunergeschichte auszudenken. Vor langer Zeit hatte sie in Manchester einmal einer Schauspielerin aus der Hand gelesen und strickte nun aus dem aufregenden Leben dieser Frau eine Legende für Mrs. Smith.

    Nach dem Frühstück saß Jake Andersen unter einem dichten Eukalyptusbaum und rauchte seine Pfeife. O’Flaherty war einmal mehr in gesprächiger Stimmung. Mittlerweile kippte er seinen Schuss Whisky ganz offen in den Tee, ohne so zu tun, als sei es Medizin.
    »Ich fahre nach Melbourne Town, Miss Plews nach Ironbark. Und wo wollen Sie hin, Mrs. Smith?«
    Keziah holte tief Luft und begann mit ihrer Geschichte. »Ich bin nach Australien gekommen, um in einem Theaterstück mitzuspielen. «
    Saranna spitzte die Ohren. »Wirklich? Erzählen Sie, Mrs. Smith. Ich liebe das

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