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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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Mann aus Cornwall, der sich aus eigener Kraft hochgearbeitet hatte und seinen Kindern ein besseres Leben ermöglichen wollte. Evans und er waren Witwer. Hobson gab damit an, dass Evans ein erfolgreicher Viehzüchter, Laienprediger in Bolthole Valley und bei den Polizeioffizieren des Bezirks höchst angesehen war.
    »Gilbert Evans hat den Finger stets am Puls der Zeit«, schloss er.
    Keziah wusste Bescheid. Damit wollte er sagen, dass der Mann ein Polizeispitzel war. Egal, wo man sich auf der Welt befand, stets gab es »angesehene« Männer, die darauf aus waren, andere hinter Gitter zu bringen, gegen entsprechende Entlohnung, versteht sich.
    Als Hobsons Partner Joseph Bloom erschien, war Keziah instinktiv auf der Hut. Diesen Mann zu durchschauen war nicht einfach. Er war zweifellos gebildet und wahrscheinlich jünger, als sein Bart glauben machen wollte. Beim Zuhören presste er die Fingerspitzen seiner feinen Hände gegeneinander, als bildeten sie einen Kirchturm. In seinem fließenden Englisch schwang ein steifer deutscher Akzent mit. Sie erkannte ihn wieder, weil sie preußische Offiziere hatte sprechen hören.
    »Ich habe mich immer für die Bildung interessiert. Ich stimme Rousseau zu, obgleich manche ihn für radikal halten. Bildung darf keineswegs ein Privileg der Reichen sein. Sie soll dem Wohlhabenden wie dem Armen, dem Herrn wie dem Knecht, gleichermaßen zur Verfügung stehen.«
    Keziah nickte, trotzdem spürte sie instinktiv, dass sie sich vor diesem Mann in Acht nehmen musste.
    Da sie neu in der Kolonie war, erklärte ihr Bloom, dass er mit Gouverneur Bourke übereinstimme, der vorgeschlagen hatte, ein nationales Schulsystem aufzubauen, das wie das irische keine Konfession bevorzugte.
    »Es ist eine Tragödie, dass Sir Richard Bourke sich gezwungen sah, von seinem Gouverneursposten zurückzutreten. Ich bin sicher,
dass man seinen Plan wieder aufnehmen wird, die Frage ist nur, wann?« Er zuckte die Achseln. »Bis dahin müssen wir uns mit dem begnügen, was machbar ist. George und ich sind zuversichtlich, dass die Zahl unserer Schüler im Lauf der Zeit zunehmen wird.«
    Keziah versteckte ihren Schreck hinter einem Lächeln. Würde sie selbst genügend Zeit haben, um richtig lesen und schreiben zu lernen?
    George Hobson entschuldigte sich ein wenig bärbeißig. »Der Schule fehlt noch das Dach. Und die Unterkunft für die Lehrerin ist ebenfalls noch nicht fertig. So lange können Sie in Griggs’ Hütte wohnen.«
    »Danke, nein. Ich will niemanden aus seiner Hütte vertreiben. Ich kann auch in einem Zelt wohnen.« Oje, hätte die sittsame Saranna das auch gesagt ?
    »Die Schreiner, die uns zugewiesen wurden, sind alle damit beschäftigt, den zwanzig Meilen langen Grenzzaun zu reparieren. Viehdiebe haben unsere besten Rinder gestohlen.« Er wandte sich seinem Partner zu. »Nicht, dass wir den Bock zum Gärtner gemacht haben, was, Joseph?«
    Joseph Bloom erklärte es Keziah: »Entflohene Sträflinge, die zu den Waffen greifen, heißen bei uns Buschräuber.«
    Keziah stellte hastig ihre Tasse auf den Tisch, um ihre Reaktion zu verbergen. Was würden sie für einen Schreck bekommen, wenn sie er führen, dass ihre geachtete neue Schulmeisterin mit einem Buschräuber verheiratet ist.
    Hobson erhob sich. »Bestimmt werden Sie sich etwas umsehen wollen. Würden Sie es vorziehen, zu reiten?«
    Sie wusste, dass man ihr einen Damensattel geben würde, auf dem sie noch nie zuvor gesessen hatte. Obendrein würde sie dann ihren Zustand kaum verbergen können. »Danke, aber nach Monaten auf See gehe ich lieber zu Fuß«, sagte sie und schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln.
    Nach dem Regenguss, den sie am Tag zuvor im Shamrock and Thistle Inn erlebt hatte, war dieses Land so staubtrocken, dass
ihre Stiefel bald mit einer dicken Schmutzschicht bedeckt waren. Hobson zeigte auf einen künstlichen See, der zu einem Tümpel inmitten von rissiger Erde ausgetrocknet war und wie eine rotbraune Flickendecke aussah. Verdorrte Binsen markierten seinen ursprünglichen Rand.
    »Im letzten Sommer war der See randvoll. Ein verrücktes Land!«, wetterte Hobson.
    »Er lässt den Wind wehen und den Regen fallen«, sagte Joseph Bloom prophetisch.
    Keziah dachte daran, dass der Regen in der Religion der Roma mit Gottes Blut gleichgesetzt wurde.
    Sie sah drei angebundene Ponys im Paddock vor der Schule und nahm an, dass sie ihren drei Schülern gehören mussten. Wie schwierig wäre es wohl, sie zu unterrichten?
    Hobson deutete auf die

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