Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
Vom Netzwerk:
sie Jake Andersen vor dem Todesengel rettete, der sein Leben gefordert hatte. Und jetzt war sie auf dem Weg, um Blumen auf ihr eigenes Grab zu legen.
    Der Weg führte durch den Wald und war von einer früheren Generation Holzfäller geschlagen worden, die hinter dem harten Eisenrindenholz her gewesen waren. Hier und da wuchsen vereinzelt herrliche Angophoren und bildeten ungewöhnliche Muster. Ihre pilzrosa Stämme waren mit rostrotem Harz bedeckt, das wie fleckiges Blut wirkte. Der klebrige Saft heilte die alten Wunden und hinterließ ein Vermächtnis von knubbeligen Knoten, wo die Äste von einem Sturm abgebrochen worden waren. Für Keziah symbolisierten diese Bäume Heilung und Überleben.
    Wehmütig dachte sie an ihr abenteuerliches Nomadenleben als Roma.
    Doch nicht einmal das konnte sie von ihrem Problem ablenken, das ihr zu schaffen machte wie Zahnschmerzen. Was sollte sie nur mit dem Baby machen, nachdem sie es zur Welt gebracht hatte? Sie betete, dass es keine Ähnlichkeit mit seinem verhassten Vater Caleb hätte, weder charakterlich noch im Aussehen.
    Dann dachte sie an Jake Andersen. Sie hatte sich große Sorgen gemacht, nachdem sie ihn so schwer verletzt gesehen hatte. Doch Joseph Bloom hatte ihr erzählt, dass er sich scheinbar gut erholte, obgleich er darunter litt, im Krankenhaus gefangen zu
sein. Und dass er einigermaßen überrascht gewesen sei, von Saranna Plews zu hören.
    Sollte Jake erfahren haben, dass die Witwe Smith gestorben war, musste er ziemlich verwirrt sein. Kein Wunder. Manchmal wache ich auf und habe selbst vergessen, wer ich eigentlich bin .
    Sie war ein Risiko eingegangen, als sie Jake diese Nachricht geschickt hatte, und fragte sich, ob sie ihn jemals wiedersehen würde.
    Die Hauptstraße von Bolthole Valley lag beinahe verlassen da, als sie vor Feagans Laden anhielt. Überrascht registrierte sie die Kutsche vor dem House of the Four Sisters . Das im Wind flatternde Tartanband auf dem Dach bezeugte, dass es Dr. Ross gehörte. Also stimmten die Gerüchte, dass er ins Bordell ging! Keziah zuckte die Achseln. Männer waren nun mal Männer, selbst die besten von ihnen.
    Zwei Matronen in Trauerkleidung kamen auf sie zu wie schwarze, mit Einkaufskörben bewaffnete Krähen. Beim Anblick eines barfüßigen, zerlumpten Eingeborenenmädchens, das im Schatten eines Pfades neben Feagans Eingang stand und einen kleinen Jungen mit großen Augen auf dem Rücken trug, rümpften sie die Nase.
    Auf der anderen Straßenseite lehnten zwei zwielichtige Viehzüchter am Pfosten der Veranda des Shanty with No Name und machten mit einer Flasche in der Hand derbe Sprüche über »schwarzen Zucker«. Die anderen Männer, die das Mädchen angafften, lachten.
    Keziah warf den Männern einen derart eisigen Blick zu, dass ihr Gelächter sofort verstummte. »Guten Morgen«, sagte sie zu dem Mädchen, das zu schüchtern war, um zu antworten und sich über den Pfad in den Schatten von Feagans Scheune verzog.
    Im Innern des Ladens beklagte Feagan Gouverneur Bourkes Abreise und zog über den kommissarischen Stellvertreter Lieutenant-Colonel Snodgrass her, der einen Strafgefangenen als Hauslehrer angestellt hatte. Feagan war empört. »Was soll man von
einem Menschen halten, der die Erziehung seiner eigenen Kinder einem Mann anvertraut, der wegen versuchten Mordes verurteilt wurde?«
    »Wer wird denn der nächste Gouverneur?«, fragte Keziah.
    »Es heißt, Whitehall hätte dieses Mal einen Mann aus der Marine im Sinn. Wie auch immer, wir können nur hoffen, dass er die Frage der Strafgefangenentransporte besser regelt.« Feagan schien seine Schimpfkanonade mit sämtlichen Schlagzeilen der Zeitungen gespickt zu haben, als wollte er keinen einzigen Aspekt des Dramas auslassen.
    »Diese Kolonie kann ohne Strafgefangene nicht überleben. Merken Sie sich, was ich sage. Der neue Gouverneur wird schnell mitkriegen, wie unsere Gesellschaft hier funktioniert. Deshalb habe ich die Petition der Großgrundbesitzer mit unterschrieben.«
    Obwohl er wie viele bornierte Menschen eine unerschütterliche Autorität an den Tag legte, spürte Keziah, dass Feagan im Grunde kein schlechter Mensch war.
    »Sind irgendwelche Buschräuber in der Gegend gesichtet worden, Mr. Feagan?«, fragte die ältere Witwe besorgt.
    »Diese Woche nicht, Mrs. Hill, es war alles ruhig.«
    Keziah war enttäuscht, doch dann dachte sie, dass Gem somit wenigstens noch am Leben war.
    Sie sah von einem Ballen Kattun auf und fragte Feagan nach den Opfern des

Weitere Kostenlose Bücher